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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.

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dann eingestellt werden; die nothwendige Vermehrung der Rohprodnktion, welche
die steigende Population erfordert, hört auf, und es muß darunter nicht allein
die Fabriken- und Manufaktur-Industrie zurückgehen, sondern die staatlichen Zu¬
stände sehen einer traurigen Zukunft entgegen. Keine Gesetzgebung und keine
Regierungsform ist mächtig genug, diesen Folgen direct entgegenzutreten. Sie
wirken, wenn sie dies beabsichtigen, wie z. B. einige der neuern Regierungen
versucht haben, durch ihre Einmischungen auf das Verhältniß zwischen Arbeitgeber
und Arbeiter, nur auslösend und zerstörend. Sie können die vorhandenen Ka¬
pitale zerstören, mit andern Worten, die Reichen arm machen, ohne die Besitz¬
losen in eine bessere Lage zu versetzen. Doch genug für heute. Ueber diese An¬
gelegenheit will ich Ihnen meine Ansicht später mittheilen.


Roppe.


Schriften über Oestreich.



1) Ueber den öffentlichen Geist in Ungarn seit dem Jahre 1790. Von A. de G e-
rando. Leipzig, I. I. Weber.
2) Aus dem Kanäle. Landschaften mit Staffagen von Fr. Abt. Leipzig. I. I.
Weber.
3) Die neue Zeit. Darstellung der Weltereignisse seit dem Jahre 1848. Erster
Supplementband zu Wigand's Conversationslexicon.

Darin die Abhandlungen: Die Städtefrage in Ungarn von Sz. Oestreich und Ungarn
von A. de Gerando. Fürst Metternich, sein System und sein Sturz. Die Wiener Revolution,
1. Art. von I)r. Frcinck. Der Kampf der Nationalitäten in.Ungarn, Art. 1 u 2. Oestreich
und die Revolution, Art. 1: die Lombardei.

Für den denkenden Geschichtsforscher sind Perioden des Werdens fruchtbarer und
interessanter, als Zustände fertiger Entwickelung, wenn sie auch auf den ersten Anschein
weniger Ausbeute geben. Oestreichs Geschichte liegt ganz in dieser Phase. Je dunkler
seine Verhältnisse für uns geblieben sind, theils weil sie ihrer Natur nach schwer zu
übersehen sind, theils wegen absichtlicher Geheimhaltung von Seiten der Regierung, desto
werthvoller muß uns jeder Aufschluß sein, der nus von kundiger Feder zukommt.
'

Gerandos Schrift über Ungarn gehört zwar der vormärzlichen Zeit an, ist aber
dennoch auch sür unsere Tage ein wichtiges Actenstück, wenn nicht für die Geschichte
Ungarns im Allgemeinen, doch sür Aufhellung der Pläne der specifisch-magyarischen
Partei. Das Werk behandelt drei Hauptfragen: das Verhältniß der Demokratie zur
alten historischen Verfassung, das Verhältniß Ungarns zu Oestreich und dessen Entwicke¬
lung in der parlamentarischen Geschichte von 17W --- 184K, und die Stellung des
Jllyrismus im ungarischen Staatsleben.

Die frühere Geschichte Ungarns wird in der Einleitung skizzirt. Wenn Herr
de Gerando nachzuweisen sucht, daß seit den Zeiten der Dynastie Anjou in Ungarn
stets der französische Einfluß prävalirt hat, und zwar zum Heil des Volkes, daß


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dann eingestellt werden; die nothwendige Vermehrung der Rohprodnktion, welche
die steigende Population erfordert, hört auf, und es muß darunter nicht allein
die Fabriken- und Manufaktur-Industrie zurückgehen, sondern die staatlichen Zu¬
stände sehen einer traurigen Zukunft entgegen. Keine Gesetzgebung und keine
Regierungsform ist mächtig genug, diesen Folgen direct entgegenzutreten. Sie
wirken, wenn sie dies beabsichtigen, wie z. B. einige der neuern Regierungen
versucht haben, durch ihre Einmischungen auf das Verhältniß zwischen Arbeitgeber
und Arbeiter, nur auslösend und zerstörend. Sie können die vorhandenen Ka¬
pitale zerstören, mit andern Worten, die Reichen arm machen, ohne die Besitz¬
losen in eine bessere Lage zu versetzen. Doch genug für heute. Ueber diese An¬
gelegenheit will ich Ihnen meine Ansicht später mittheilen.


Roppe.


Schriften über Oestreich.



1) Ueber den öffentlichen Geist in Ungarn seit dem Jahre 1790. Von A. de G e-
rando. Leipzig, I. I. Weber.
2) Aus dem Kanäle. Landschaften mit Staffagen von Fr. Abt. Leipzig. I. I.
Weber.
3) Die neue Zeit. Darstellung der Weltereignisse seit dem Jahre 1848. Erster
Supplementband zu Wigand's Conversationslexicon.

Darin die Abhandlungen: Die Städtefrage in Ungarn von Sz. Oestreich und Ungarn
von A. de Gerando. Fürst Metternich, sein System und sein Sturz. Die Wiener Revolution,
1. Art. von I)r. Frcinck. Der Kampf der Nationalitäten in.Ungarn, Art. 1 u 2. Oestreich
und die Revolution, Art. 1: die Lombardei.

Für den denkenden Geschichtsforscher sind Perioden des Werdens fruchtbarer und
interessanter, als Zustände fertiger Entwickelung, wenn sie auch auf den ersten Anschein
weniger Ausbeute geben. Oestreichs Geschichte liegt ganz in dieser Phase. Je dunkler
seine Verhältnisse für uns geblieben sind, theils weil sie ihrer Natur nach schwer zu
übersehen sind, theils wegen absichtlicher Geheimhaltung von Seiten der Regierung, desto
werthvoller muß uns jeder Aufschluß sein, der nus von kundiger Feder zukommt.
'

Gerandos Schrift über Ungarn gehört zwar der vormärzlichen Zeit an, ist aber
dennoch auch sür unsere Tage ein wichtiges Actenstück, wenn nicht für die Geschichte
Ungarns im Allgemeinen, doch sür Aufhellung der Pläne der specifisch-magyarischen
Partei. Das Werk behandelt drei Hauptfragen: das Verhältniß der Demokratie zur
alten historischen Verfassung, das Verhältniß Ungarns zu Oestreich und dessen Entwicke¬
lung in der parlamentarischen Geschichte von 17W —- 184K, und die Stellung des
Jllyrismus im ungarischen Staatsleben.

Die frühere Geschichte Ungarns wird in der Einleitung skizzirt. Wenn Herr
de Gerando nachzuweisen sucht, daß seit den Zeiten der Dynastie Anjou in Ungarn
stets der französische Einfluß prävalirt hat, und zwar zum Heil des Volkes, daß


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[0391] dann eingestellt werden; die nothwendige Vermehrung der Rohprodnktion, welche die steigende Population erfordert, hört auf, und es muß darunter nicht allein die Fabriken- und Manufaktur-Industrie zurückgehen, sondern die staatlichen Zu¬ stände sehen einer traurigen Zukunft entgegen. Keine Gesetzgebung und keine Regierungsform ist mächtig genug, diesen Folgen direct entgegenzutreten. Sie wirken, wenn sie dies beabsichtigen, wie z. B. einige der neuern Regierungen versucht haben, durch ihre Einmischungen auf das Verhältniß zwischen Arbeitgeber und Arbeiter, nur auslösend und zerstörend. Sie können die vorhandenen Ka¬ pitale zerstören, mit andern Worten, die Reichen arm machen, ohne die Besitz¬ losen in eine bessere Lage zu versetzen. Doch genug für heute. Ueber diese An¬ gelegenheit will ich Ihnen meine Ansicht später mittheilen. Roppe. Schriften über Oestreich. 1) Ueber den öffentlichen Geist in Ungarn seit dem Jahre 1790. Von A. de G e- rando. Leipzig, I. I. Weber. 2) Aus dem Kanäle. Landschaften mit Staffagen von Fr. Abt. Leipzig. I. I. Weber. 3) Die neue Zeit. Darstellung der Weltereignisse seit dem Jahre 1848. Erster Supplementband zu Wigand's Conversationslexicon. Darin die Abhandlungen: Die Städtefrage in Ungarn von Sz. Oestreich und Ungarn von A. de Gerando. Fürst Metternich, sein System und sein Sturz. Die Wiener Revolution, 1. Art. von I)r. Frcinck. Der Kampf der Nationalitäten in.Ungarn, Art. 1 u 2. Oestreich und die Revolution, Art. 1: die Lombardei. Für den denkenden Geschichtsforscher sind Perioden des Werdens fruchtbarer und interessanter, als Zustände fertiger Entwickelung, wenn sie auch auf den ersten Anschein weniger Ausbeute geben. Oestreichs Geschichte liegt ganz in dieser Phase. Je dunkler seine Verhältnisse für uns geblieben sind, theils weil sie ihrer Natur nach schwer zu übersehen sind, theils wegen absichtlicher Geheimhaltung von Seiten der Regierung, desto werthvoller muß uns jeder Aufschluß sein, der nus von kundiger Feder zukommt. ' Gerandos Schrift über Ungarn gehört zwar der vormärzlichen Zeit an, ist aber dennoch auch sür unsere Tage ein wichtiges Actenstück, wenn nicht für die Geschichte Ungarns im Allgemeinen, doch sür Aufhellung der Pläne der specifisch-magyarischen Partei. Das Werk behandelt drei Hauptfragen: das Verhältniß der Demokratie zur alten historischen Verfassung, das Verhältniß Ungarns zu Oestreich und dessen Entwicke¬ lung in der parlamentarischen Geschichte von 17W —- 184K, und die Stellung des Jllyrismus im ungarischen Staatsleben. Die frühere Geschichte Ungarns wird in der Einleitung skizzirt. Wenn Herr de Gerando nachzuweisen sucht, daß seit den Zeiten der Dynastie Anjou in Ungarn stets der französische Einfluß prävalirt hat, und zwar zum Heil des Volkes, daß 49"!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276755/391>, abgerufen am 22.07.2024.