Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Freiheit erheben. So hieß es wenigstens, und die Eummunälgarde erhielt Ordre, die
friedliche Enttäselung der Buden zu beschützen. Es ist kein Attentat erfolgt; man be¬
gnügt sich, die Wiener und Thüringer Brüder in ihrem Kampf gegen die Tyrannen
sympathetisch zu unterstützen. Wenn freilich der philiströse Sinn Leipzigs u. s. w.

So war es eine Maske mehr unter den Elephanten, Taschenspielern, Seiltänzern,
Reitern, Tyroler Harfenmädchen, Affen und Mondkälbern, dem gewöhnlichen Gefolge
dieser Festtage Mercur's. Sonst ist es Heuer gegangen, wie es zu gehen pflegt; der
Leipziger ist aus seiner Wohnung, seiner Kneipe, seinem Theater vertrieben, und die
siegreichen Kroaten mit den Harfen im Arm oder dem Täbuletkram aus dem Rücken
haben in den Stätten ihre Saturnalien gefeiert > wo sonst der ehrbare Spießbürger
seine Politik trieb. In dem Zwischenacte zu den Hugonotten hat mau in Wolle ge¬
macht. Der revolutionäre Geist hat sich auf das aristokratische Gewandhaus geworfen,
wo man einen Virtuosen ausgezischt hat, um doch auch dem Zeitgeist seinen Tribut
abzutragen. So lange aber Leipzig der Vcreiubaruugüvrt sür die Wolle des Nordens, das
Tuch des Südens, die Leinwand des Ostens und die Seife des Westens bleibt, ist sein
Wesen conservativ, trotz Robert Blum, der Vaterlandsvereine und der blutrothen Tur¬
ner. Das Geld ist die breiteste demokratische Grundlage; wenn es rasch umläuft, zer¬
setzt es das stockende Blut der an geistiger Cholera darniederliegenden Menschheit, wie
das heiße Wasser des Professor Bock. Und wenn ja einmal die Krisis so heftig wer¬
den sollte, daß man dieses zu langsam kräuselnde Gegengift nicht abwarten könnte, so
hat die Revolution selber den Abzugcanal geöffnet, auf den die bösen Säfte abfließen:
die Rcdeübungsvereinc! Beißt es den Staatsbürger zu sehr, so votirt er eine Adresse
auf Abschaffung der Könige, oder der Demagogen, für Freiheit Deutschlands oder für
das Ausgehe" desselben in Sachsen -- und seine Verdauung ist wieder hergestellt und
das Vaterland gerettet.


VI.
Berichtigung.

In Beziehung auf die Berliner Correspondenz über Herrn Held in No. 38. unsers Blattes
sendet Fräulein Ottilie v. Hake folgende Berichtigung ein, die ursprünglich gegen ein In¬
serat in der ,,Reform" gerichtet war.

"Herr Held sagt, er sei durch mich, unter falscher Vorspiegelung, zu einer Zusammenkunft
mit Herrn v. Katte verlockt worden. Hr. H. wußte und weiß sehr wohl, daß meine Einladung
nur aus den Wunsch der Frau v. G. an ihn ergangen ist, welches dieselbe auch durchaus nicht
in Abrede stellt, und da er diese Dame wirklich fand, kann von falscher Vorspiegelung nicht die
Rede sein. ES ist von der besagten Dame auch eine directe Aufforderung an Hrn. H. brieflich
ergangen, warum hat er diese Urkunde nicht gleichfalls veröffentlicht'! Endlich war dem Hrn.
Hi kein de-es -t ente versprochen, er konnte daher nicht erstaunt sein, noch mehr Gesellschaft zu
finden. Hr. v. Katte wurde ihm vorgestellt; wenn nun Hr. H. in diesem Zusammentreffe"
irgend eine ihm gelegte Schlinge zu erkennen glaubte, warum entfernte er sich nicht auf der
Stelle ! "Als Mann von Bildung konnte er die Gesellschaft nicht verlassen, weil ein Herr von
anderer politischer Meinung sich in derselben befand." Welch vernünftiger Mensch achtet die
Gesetze der Höflichkeit höher, als seine" guten Ruf vor der Welt'!! Oder hat Hr. H. erst
später Intrigue und Verrath gewittert, als er erfuhr, daß noch ein anderer.Herr von mir ein¬
geladen worden, der Gesellschaft beizuwohnen, nicht um sich von der Zusammenkunft zu
überzeugen, wie es Hr. H. zu sagen beliebt. Einer Gesellschaft wohnt man öffentlich bei, von
einer Zusammenkunft kann auch der Lauscher hinter der Thür sich überzeuge". Sollte Hr. H.
bei seinen guten Absichten diesen zu fürchten habe"?

Sie setzt hinzu: "Ich sehe mich "u" "och veranlaßt, gegen das zu procestiren, was meine
Ehre als Frau angreift. Ihr Correspondent beschuldigt mich eines nähern Verhältnisses zu
Hrn. v. Katte, während dieser Herr mir durchaus fremd war. Ich hatte ihn nur ein einziges
Mal zuvor gesehen, und er wurde durch eine andere Dame bei mir eingeführt."




Verlag von F. L. Herbig. -- Redacteure: Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Druck von Friedrich Andrä.

Freiheit erheben. So hieß es wenigstens, und die Eummunälgarde erhielt Ordre, die
friedliche Enttäselung der Buden zu beschützen. Es ist kein Attentat erfolgt; man be¬
gnügt sich, die Wiener und Thüringer Brüder in ihrem Kampf gegen die Tyrannen
sympathetisch zu unterstützen. Wenn freilich der philiströse Sinn Leipzigs u. s. w.

So war es eine Maske mehr unter den Elephanten, Taschenspielern, Seiltänzern,
Reitern, Tyroler Harfenmädchen, Affen und Mondkälbern, dem gewöhnlichen Gefolge
dieser Festtage Mercur's. Sonst ist es Heuer gegangen, wie es zu gehen pflegt; der
Leipziger ist aus seiner Wohnung, seiner Kneipe, seinem Theater vertrieben, und die
siegreichen Kroaten mit den Harfen im Arm oder dem Täbuletkram aus dem Rücken
haben in den Stätten ihre Saturnalien gefeiert > wo sonst der ehrbare Spießbürger
seine Politik trieb. In dem Zwischenacte zu den Hugonotten hat mau in Wolle ge¬
macht. Der revolutionäre Geist hat sich auf das aristokratische Gewandhaus geworfen,
wo man einen Virtuosen ausgezischt hat, um doch auch dem Zeitgeist seinen Tribut
abzutragen. So lange aber Leipzig der Vcreiubaruugüvrt sür die Wolle des Nordens, das
Tuch des Südens, die Leinwand des Ostens und die Seife des Westens bleibt, ist sein
Wesen conservativ, trotz Robert Blum, der Vaterlandsvereine und der blutrothen Tur¬
ner. Das Geld ist die breiteste demokratische Grundlage; wenn es rasch umläuft, zer¬
setzt es das stockende Blut der an geistiger Cholera darniederliegenden Menschheit, wie
das heiße Wasser des Professor Bock. Und wenn ja einmal die Krisis so heftig wer¬
den sollte, daß man dieses zu langsam kräuselnde Gegengift nicht abwarten könnte, so
hat die Revolution selber den Abzugcanal geöffnet, auf den die bösen Säfte abfließen:
die Rcdeübungsvereinc! Beißt es den Staatsbürger zu sehr, so votirt er eine Adresse
auf Abschaffung der Könige, oder der Demagogen, für Freiheit Deutschlands oder für
das Ausgehe» desselben in Sachsen — und seine Verdauung ist wieder hergestellt und
das Vaterland gerettet.


VI.
Berichtigung.

In Beziehung auf die Berliner Correspondenz über Herrn Held in No. 38. unsers Blattes
sendet Fräulein Ottilie v. Hake folgende Berichtigung ein, die ursprünglich gegen ein In¬
serat in der ,,Reform" gerichtet war.

„Herr Held sagt, er sei durch mich, unter falscher Vorspiegelung, zu einer Zusammenkunft
mit Herrn v. Katte verlockt worden. Hr. H. wußte und weiß sehr wohl, daß meine Einladung
nur aus den Wunsch der Frau v. G. an ihn ergangen ist, welches dieselbe auch durchaus nicht
in Abrede stellt, und da er diese Dame wirklich fand, kann von falscher Vorspiegelung nicht die
Rede sein. ES ist von der besagten Dame auch eine directe Aufforderung an Hrn. H. brieflich
ergangen, warum hat er diese Urkunde nicht gleichfalls veröffentlicht'! Endlich war dem Hrn.
Hi kein de-es -t ente versprochen, er konnte daher nicht erstaunt sein, noch mehr Gesellschaft zu
finden. Hr. v. Katte wurde ihm vorgestellt; wenn nun Hr. H. in diesem Zusammentreffe»
irgend eine ihm gelegte Schlinge zu erkennen glaubte, warum entfernte er sich nicht auf der
Stelle ! „Als Mann von Bildung konnte er die Gesellschaft nicht verlassen, weil ein Herr von
anderer politischer Meinung sich in derselben befand." Welch vernünftiger Mensch achtet die
Gesetze der Höflichkeit höher, als seine» guten Ruf vor der Welt'!! Oder hat Hr. H. erst
später Intrigue und Verrath gewittert, als er erfuhr, daß noch ein anderer.Herr von mir ein¬
geladen worden, der Gesellschaft beizuwohnen, nicht um sich von der Zusammenkunft zu
überzeugen, wie es Hr. H. zu sagen beliebt. Einer Gesellschaft wohnt man öffentlich bei, von
einer Zusammenkunft kann auch der Lauscher hinter der Thür sich überzeuge». Sollte Hr. H.
bei seinen guten Absichten diesen zu fürchten habe»?

Sie setzt hinzu: „Ich sehe mich »u» »och veranlaßt, gegen das zu procestiren, was meine
Ehre als Frau angreift. Ihr Correspondent beschuldigt mich eines nähern Verhältnisses zu
Hrn. v. Katte, während dieser Herr mir durchaus fremd war. Ich hatte ihn nur ein einziges
Mal zuvor gesehen, und er wurde durch eine andere Dame bei mir eingeführt."




Verlag von F. L. Herbig. — Redacteure: Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Druck von Friedrich Andrä.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="2">
          <pb facs="#f0136" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/276892"/>
          <p xml:id="ID_382" prev="#ID_381"> Freiheit erheben. So hieß es wenigstens, und die Eummunälgarde erhielt Ordre, die<lb/>
friedliche Enttäselung der Buden zu beschützen. Es ist kein Attentat erfolgt; man be¬<lb/>
gnügt sich, die Wiener und Thüringer Brüder in ihrem Kampf gegen die Tyrannen<lb/>
sympathetisch zu unterstützen.  Wenn freilich der philiströse Sinn Leipzigs u. s. w.</p><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_5" type="poem">
            <l/>
          </lg><lb/>
          <p xml:id="ID_383"> So war es eine Maske mehr unter den Elephanten, Taschenspielern, Seiltänzern,<lb/>
Reitern, Tyroler Harfenmädchen, Affen und Mondkälbern, dem gewöhnlichen Gefolge<lb/>
dieser Festtage Mercur's. Sonst ist es Heuer gegangen, wie es zu gehen pflegt; der<lb/>
Leipziger ist aus seiner Wohnung, seiner Kneipe, seinem Theater vertrieben, und die<lb/>
siegreichen Kroaten mit den Harfen im Arm oder dem Täbuletkram aus dem Rücken<lb/>
haben in den Stätten ihre Saturnalien gefeiert &gt; wo sonst der ehrbare Spießbürger<lb/>
seine Politik trieb. In dem Zwischenacte zu den Hugonotten hat mau in Wolle ge¬<lb/>
macht. Der revolutionäre Geist hat sich auf das aristokratische Gewandhaus geworfen,<lb/>
wo man einen Virtuosen ausgezischt hat, um doch auch dem Zeitgeist seinen Tribut<lb/>
abzutragen. So lange aber Leipzig der Vcreiubaruugüvrt sür die Wolle des Nordens, das<lb/>
Tuch des Südens, die Leinwand des Ostens und die Seife des Westens bleibt, ist sein<lb/>
Wesen conservativ, trotz Robert Blum, der Vaterlandsvereine und der blutrothen Tur¬<lb/>
ner. Das Geld ist die breiteste demokratische Grundlage; wenn es rasch umläuft, zer¬<lb/>
setzt es das stockende Blut der an geistiger Cholera darniederliegenden Menschheit, wie<lb/>
das heiße Wasser des Professor Bock. Und wenn ja einmal die Krisis so heftig wer¬<lb/>
den sollte, daß man dieses zu langsam kräuselnde Gegengift nicht abwarten könnte, so<lb/>
hat die Revolution selber den Abzugcanal geöffnet, auf den die bösen Säfte abfließen:<lb/>
die Rcdeübungsvereinc! Beißt es den Staatsbürger zu sehr, so votirt er eine Adresse<lb/>
auf Abschaffung der Könige, oder der Demagogen, für Freiheit Deutschlands oder für<lb/>
das Ausgehe» desselben in Sachsen &#x2014; und seine Verdauung ist wieder hergestellt und<lb/>
das Vaterland gerettet.</p><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> VI.<lb/>
Berichtigung.</head><lb/>
          <note type="argument"> In Beziehung auf die Berliner Correspondenz über Herrn Held in No. 38. unsers Blattes<lb/>
sendet Fräulein Ottilie v. Hake folgende Berichtigung ein, die ursprünglich gegen ein In¬<lb/>
serat in der ,,Reform" gerichtet war.</note><lb/>
          <p xml:id="ID_384"> &#x201E;Herr Held sagt, er sei durch mich, unter falscher Vorspiegelung, zu einer Zusammenkunft<lb/>
mit Herrn v. Katte verlockt worden. Hr. H. wußte und weiß sehr wohl, daß meine Einladung<lb/>
nur aus den Wunsch der Frau v. G. an ihn ergangen ist, welches dieselbe auch durchaus nicht<lb/>
in Abrede stellt, und da er diese Dame wirklich fand, kann von falscher Vorspiegelung nicht die<lb/>
Rede sein. ES ist von der besagten Dame auch eine directe Aufforderung an Hrn. H. brieflich<lb/>
ergangen, warum hat er diese Urkunde nicht gleichfalls veröffentlicht'! Endlich war dem Hrn.<lb/>
Hi kein de-es -t ente versprochen, er konnte daher nicht erstaunt sein, noch mehr Gesellschaft zu<lb/>
finden. Hr. v. Katte wurde ihm vorgestellt; wenn nun Hr. H. in diesem Zusammentreffe»<lb/>
irgend eine ihm gelegte Schlinge zu erkennen glaubte, warum entfernte er sich nicht auf der<lb/>
Stelle ! &#x201E;Als Mann von Bildung konnte er die Gesellschaft nicht verlassen, weil ein Herr von<lb/>
anderer politischer Meinung sich in derselben befand." Welch vernünftiger Mensch achtet die<lb/>
Gesetze der Höflichkeit höher, als seine» guten Ruf vor der Welt'!! Oder hat Hr. H. erst<lb/>
später Intrigue und Verrath gewittert, als er erfuhr, daß noch ein anderer.Herr von mir ein¬<lb/>
geladen worden, der Gesellschaft beizuwohnen, nicht um sich von der Zusammenkunft zu<lb/>
überzeugen, wie es Hr. H. zu sagen beliebt. Einer Gesellschaft wohnt man öffentlich bei, von<lb/>
einer Zusammenkunft kann auch der Lauscher hinter der Thür sich überzeuge». Sollte Hr. H.<lb/>
bei seinen guten Absichten diesen zu fürchten habe»?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_385"> Sie setzt hinzu: &#x201E;Ich sehe mich »u» »och veranlaßt, gegen das zu procestiren, was meine<lb/>
Ehre als Frau angreift. Ihr Correspondent beschuldigt mich eines nähern Verhältnisses zu<lb/>
Hrn. v. Katte, während dieser Herr mir durchaus fremd war. Ich hatte ihn nur ein einziges<lb/>
Mal zuvor gesehen, und er wurde durch eine andere Dame bei mir eingeführt."</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <note type="byline"> Verlag von F. L. Herbig. &#x2014; Redacteure: Gustav Freytag und Julian Schmidt.<lb/>
Druck von Friedrich Andrä.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0136] Freiheit erheben. So hieß es wenigstens, und die Eummunälgarde erhielt Ordre, die friedliche Enttäselung der Buden zu beschützen. Es ist kein Attentat erfolgt; man be¬ gnügt sich, die Wiener und Thüringer Brüder in ihrem Kampf gegen die Tyrannen sympathetisch zu unterstützen. Wenn freilich der philiströse Sinn Leipzigs u. s. w. So war es eine Maske mehr unter den Elephanten, Taschenspielern, Seiltänzern, Reitern, Tyroler Harfenmädchen, Affen und Mondkälbern, dem gewöhnlichen Gefolge dieser Festtage Mercur's. Sonst ist es Heuer gegangen, wie es zu gehen pflegt; der Leipziger ist aus seiner Wohnung, seiner Kneipe, seinem Theater vertrieben, und die siegreichen Kroaten mit den Harfen im Arm oder dem Täbuletkram aus dem Rücken haben in den Stätten ihre Saturnalien gefeiert > wo sonst der ehrbare Spießbürger seine Politik trieb. In dem Zwischenacte zu den Hugonotten hat mau in Wolle ge¬ macht. Der revolutionäre Geist hat sich auf das aristokratische Gewandhaus geworfen, wo man einen Virtuosen ausgezischt hat, um doch auch dem Zeitgeist seinen Tribut abzutragen. So lange aber Leipzig der Vcreiubaruugüvrt sür die Wolle des Nordens, das Tuch des Südens, die Leinwand des Ostens und die Seife des Westens bleibt, ist sein Wesen conservativ, trotz Robert Blum, der Vaterlandsvereine und der blutrothen Tur¬ ner. Das Geld ist die breiteste demokratische Grundlage; wenn es rasch umläuft, zer¬ setzt es das stockende Blut der an geistiger Cholera darniederliegenden Menschheit, wie das heiße Wasser des Professor Bock. Und wenn ja einmal die Krisis so heftig wer¬ den sollte, daß man dieses zu langsam kräuselnde Gegengift nicht abwarten könnte, so hat die Revolution selber den Abzugcanal geöffnet, auf den die bösen Säfte abfließen: die Rcdeübungsvereinc! Beißt es den Staatsbürger zu sehr, so votirt er eine Adresse auf Abschaffung der Könige, oder der Demagogen, für Freiheit Deutschlands oder für das Ausgehe» desselben in Sachsen — und seine Verdauung ist wieder hergestellt und das Vaterland gerettet. VI. Berichtigung. In Beziehung auf die Berliner Correspondenz über Herrn Held in No. 38. unsers Blattes sendet Fräulein Ottilie v. Hake folgende Berichtigung ein, die ursprünglich gegen ein In¬ serat in der ,,Reform" gerichtet war. „Herr Held sagt, er sei durch mich, unter falscher Vorspiegelung, zu einer Zusammenkunft mit Herrn v. Katte verlockt worden. Hr. H. wußte und weiß sehr wohl, daß meine Einladung nur aus den Wunsch der Frau v. G. an ihn ergangen ist, welches dieselbe auch durchaus nicht in Abrede stellt, und da er diese Dame wirklich fand, kann von falscher Vorspiegelung nicht die Rede sein. ES ist von der besagten Dame auch eine directe Aufforderung an Hrn. H. brieflich ergangen, warum hat er diese Urkunde nicht gleichfalls veröffentlicht'! Endlich war dem Hrn. Hi kein de-es -t ente versprochen, er konnte daher nicht erstaunt sein, noch mehr Gesellschaft zu finden. Hr. v. Katte wurde ihm vorgestellt; wenn nun Hr. H. in diesem Zusammentreffe» irgend eine ihm gelegte Schlinge zu erkennen glaubte, warum entfernte er sich nicht auf der Stelle ! „Als Mann von Bildung konnte er die Gesellschaft nicht verlassen, weil ein Herr von anderer politischer Meinung sich in derselben befand." Welch vernünftiger Mensch achtet die Gesetze der Höflichkeit höher, als seine» guten Ruf vor der Welt'!! Oder hat Hr. H. erst später Intrigue und Verrath gewittert, als er erfuhr, daß noch ein anderer.Herr von mir ein¬ geladen worden, der Gesellschaft beizuwohnen, nicht um sich von der Zusammenkunft zu überzeugen, wie es Hr. H. zu sagen beliebt. Einer Gesellschaft wohnt man öffentlich bei, von einer Zusammenkunft kann auch der Lauscher hinter der Thür sich überzeuge». Sollte Hr. H. bei seinen guten Absichten diesen zu fürchten habe»? Sie setzt hinzu: „Ich sehe mich »u» »och veranlaßt, gegen das zu procestiren, was meine Ehre als Frau angreift. Ihr Correspondent beschuldigt mich eines nähern Verhältnisses zu Hrn. v. Katte, während dieser Herr mir durchaus fremd war. Ich hatte ihn nur ein einziges Mal zuvor gesehen, und er wurde durch eine andere Dame bei mir eingeführt." Verlag von F. L. Herbig. — Redacteure: Gustav Freytag und Julian Schmidt. Druck von Friedrich Andrä.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276755/136
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276755/136>, abgerufen am 24.12.2024.