Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.sieht sein Gesicht schmächtiger aus, was bei seiner ohnehin blassen Gesichtsfarbe VI. Der Poitiiprozeß. Zeitungshalle. -- Der Vorbehalt der Ausschüsse. -- Loreuzc", Vuhl, Bauer, West. -- Uhlich. -- Ranke. -- Spontini. -- Drei Wunder der Mlrakalholtten. -- Diestcrwcg. Der Polcnprozeß, mit seinen großartigen öffentlichen Verhandlungen, geht Erwartungsvoll sind Aller Augen ans die Ausschüsse gerichtet, deren Eröff¬ sieht sein Gesicht schmächtiger aus, was bei seiner ohnehin blassen Gesichtsfarbe VI. Der Poitiiprozeß. Zeitungshalle. — Der Vorbehalt der Ausschüsse. — Loreuzc», Vuhl, Bauer, West. — Uhlich. — Ranke. — Spontini. — Drei Wunder der Mlrakalholtten. — Diestcrwcg. Der Polcnprozeß, mit seinen großartigen öffentlichen Verhandlungen, geht Erwartungsvoll sind Aller Augen ans die Ausschüsse gerichtet, deren Eröff¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0308" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/184468"/> <p xml:id="ID_1018" prev="#ID_1017"> sieht sein Gesicht schmächtiger aus, was bei seiner ohnehin blassen Gesichtsfarbe<lb/> noch mehr hervortritt. Dieser rasirte Backenbart ist, wie Sie sehen, zuerst zu<lb/> einer Krankheit, dann zur nahen Auflösung und endlich gar zu einer Todesnach¬<lb/> richt angewachsen. Der Erzherzog ist aber, Gott sei Dank, trotz seines fehlenden<lb/> Backenbartes frischer als je, und wird am 22. d. M. seine große Jnstallaiions-<lb/> reise antreten.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> VI.<lb/></head><lb/> <note type="argument"> Der Poitiiprozeß. Zeitungshalle. — Der Vorbehalt der Ausschüsse. — Loreuzc», Vuhl, Bauer,<lb/> West. — Uhlich. — Ranke. — Spontini. — Drei Wunder der Mlrakalholtten. — Diestcrwcg.</note><lb/> <p xml:id="ID_1019"> Der Polcnprozeß, mit seinen großartigen öffentlichen Verhandlungen, geht<lb/> den gewohnten Gang vorwärts, ohne daß man bereits deutlich absehen könnte, zu<lb/> welchem Resultat er fuhren muß. Der Streit dreht sich um dreierlei: wieviel<lb/> die einzelnen Angeklagten, die in geheime Gesellschaften, soweit sie eine Rich¬<lb/> tung gegen Preußen hatten, verwickelt waren; dann um die allgemeine menschliche<lb/> Theilnahme an ihrem Schicksal, wobei ihre Vertheidiger es an Gcfühlshcbel nach<lb/> Pariser Art nicht fehlen lassen; endlich um die juristische Feststellung des Begriffs<lb/> Hochverrath. Es ist nämlich zweifelhaft, ob der Versuch, eine Provinz von der Mo¬<lb/> narchie loszureißen, nach den gesetzlichen Bestimmungen unter diese Kategorie subsumirt<lb/> werden kann, und die Vertheidiger haben mit Recht darauf aufmerksam gemacht,<lb/> daß man gerade in politischen Prozessen nicht strenge genug mit solchen Begriffs¬<lb/> bestimmungen umgehen kann, weil sonst der Willkür und Nachsucht der weiteste<lb/> Spielraum geöffnet wird. Julius läßt es sich etwas kosten, die allergcnausten<lb/> Berichte für seine Zeitungshalle zu gewinnen; die Vertheidiger unterstützen ihn<lb/> zum Theil in seinen Anstrengungen, der Staatsanwalt dagegen hat seine Mit¬<lb/> wirkung versagt, weil er als eine offizielle Person sich in Zcitungspolemik nicht<lb/> einlassen könne. Darum muß die Zeitungshalle täglich eine große Reihe von<lb/> Berichtigungen in ihr Blatt aufnehmen. Die andern Zeitungen drucken ihre Be¬<lb/> richte treulichst nach, auch die Französischen, z. B. das.stumm^I it,?8 D-ni-re»<lb/> und das öl'vit. Julius hat daher erklärt, gegen ähnliche Nachdruckerci in<lb/> Zukunft das gerichtliche Verfahren eintreten zu lassen. Ueberhaupt hat das junge<lb/> Blatt mit manchen Schwierigkeiten zu kämpfen; die andere Presse — die blue's<lb/> wie die hui^s — ist ihm abhold, und Julius trägt durch den gereizten Ton,<lb/> in dem er sich zuweilen gehen läßt, nicht eben dazu bei, diese Spannung zu he¬<lb/> ben. — Nur die (Zazvtto «je« ^>iliui><i»x hat einen eigenen Berichterstatter in<lb/> Berlin. — Die beiden Todesurtheile, die an polnischen Verschwörern dieser Tage<lb/> in Galizien ausgeführt siud, tragen dazu bei,, den Antheil an unsern Gerichts¬<lb/> verhandlungen zu erhöhen. — Es gehen hier vielfache Gerüchte von einer my¬<lb/> steriösen Polin, die auf romantische Weise, aber natürlich erfolglos, in das phi¬<lb/> liströs-rechtliche Getriebe dieser Polcngeschichte habe eingreifen wollen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1020" next="#ID_1021"> Erwartungsvoll sind Aller Augen ans die Ausschüsse gerichtet, deren Eröff¬<lb/> nung höchst wahrscheinlich in diesem Winter bevorsteht. Der große Theil der¬<lb/> selben, der nur unter dem Vorbehalt, keine andern als vorbereitende ständische</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0308]
sieht sein Gesicht schmächtiger aus, was bei seiner ohnehin blassen Gesichtsfarbe
noch mehr hervortritt. Dieser rasirte Backenbart ist, wie Sie sehen, zuerst zu
einer Krankheit, dann zur nahen Auflösung und endlich gar zu einer Todesnach¬
richt angewachsen. Der Erzherzog ist aber, Gott sei Dank, trotz seines fehlenden
Backenbartes frischer als je, und wird am 22. d. M. seine große Jnstallaiions-
reise antreten.
VI.
Der Poitiiprozeß. Zeitungshalle. — Der Vorbehalt der Ausschüsse. — Loreuzc», Vuhl, Bauer,
West. — Uhlich. — Ranke. — Spontini. — Drei Wunder der Mlrakalholtten. — Diestcrwcg.
Der Polcnprozeß, mit seinen großartigen öffentlichen Verhandlungen, geht
den gewohnten Gang vorwärts, ohne daß man bereits deutlich absehen könnte, zu
welchem Resultat er fuhren muß. Der Streit dreht sich um dreierlei: wieviel
die einzelnen Angeklagten, die in geheime Gesellschaften, soweit sie eine Rich¬
tung gegen Preußen hatten, verwickelt waren; dann um die allgemeine menschliche
Theilnahme an ihrem Schicksal, wobei ihre Vertheidiger es an Gcfühlshcbel nach
Pariser Art nicht fehlen lassen; endlich um die juristische Feststellung des Begriffs
Hochverrath. Es ist nämlich zweifelhaft, ob der Versuch, eine Provinz von der Mo¬
narchie loszureißen, nach den gesetzlichen Bestimmungen unter diese Kategorie subsumirt
werden kann, und die Vertheidiger haben mit Recht darauf aufmerksam gemacht,
daß man gerade in politischen Prozessen nicht strenge genug mit solchen Begriffs¬
bestimmungen umgehen kann, weil sonst der Willkür und Nachsucht der weiteste
Spielraum geöffnet wird. Julius läßt es sich etwas kosten, die allergcnausten
Berichte für seine Zeitungshalle zu gewinnen; die Vertheidiger unterstützen ihn
zum Theil in seinen Anstrengungen, der Staatsanwalt dagegen hat seine Mit¬
wirkung versagt, weil er als eine offizielle Person sich in Zcitungspolemik nicht
einlassen könne. Darum muß die Zeitungshalle täglich eine große Reihe von
Berichtigungen in ihr Blatt aufnehmen. Die andern Zeitungen drucken ihre Be¬
richte treulichst nach, auch die Französischen, z. B. das.stumm^I it,?8 D-ni-re»
und das öl'vit. Julius hat daher erklärt, gegen ähnliche Nachdruckerci in
Zukunft das gerichtliche Verfahren eintreten zu lassen. Ueberhaupt hat das junge
Blatt mit manchen Schwierigkeiten zu kämpfen; die andere Presse — die blue's
wie die hui^s — ist ihm abhold, und Julius trägt durch den gereizten Ton,
in dem er sich zuweilen gehen läßt, nicht eben dazu bei, diese Spannung zu he¬
ben. — Nur die (Zazvtto «je« ^>iliui><i»x hat einen eigenen Berichterstatter in
Berlin. — Die beiden Todesurtheile, die an polnischen Verschwörern dieser Tage
in Galizien ausgeführt siud, tragen dazu bei,, den Antheil an unsern Gerichts¬
verhandlungen zu erhöhen. — Es gehen hier vielfache Gerüchte von einer my¬
steriösen Polin, die auf romantische Weise, aber natürlich erfolglos, in das phi¬
liströs-rechtliche Getriebe dieser Polcngeschichte habe eingreifen wollen.
Erwartungsvoll sind Aller Augen ans die Ausschüsse gerichtet, deren Eröff¬
nung höchst wahrscheinlich in diesem Winter bevorsteht. Der große Theil der¬
selben, der nur unter dem Vorbehalt, keine andern als vorbereitende ständische
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