Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. III. Band.T a g e b u eh. i. Rückblicke beim Ende der Session. -- Die conservativen Progreisisten. -- Girardin. -- Das Stichwort Corruption. -- I." I?rsn<:<z s'attrlsiv. -- Aussichten. Die Session ist beendigt und wir feiern heute die Julitage. Das fordert Louis Philipp sagte in diesen Tagen: "mon etoüv dritte touionrs!" Aber der Wurmstich sitzt im Herzen der schillernden Frucht. In den Wah¬ T a g e b u eh. i. Rückblicke beim Ende der Session. — Die conservativen Progreisisten. — Girardin. — Das Stichwort Corruption. — I.» I?rsn<:<z s'attrlsiv. — Aussichten. Die Session ist beendigt und wir feiern heute die Julitage. Das fordert Louis Philipp sagte in diesen Tagen: „mon etoüv dritte touionrs!" Aber der Wurmstich sitzt im Herzen der schillernden Frucht. In den Wah¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0216" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/184376"/> </div> </div> <div n="1"> <head> T a g e b u eh.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> i.<lb/></head><lb/> <note type="argument"> Rückblicke beim Ende der Session. — Die conservativen Progreisisten. — Girardin. —<lb/> Das Stichwort Corruption. — I.» I?rsn<:<z s'attrlsiv. — Aussichten.</note><lb/> <p xml:id="ID_693"> Die Session ist beendigt und wir feiern heute die Julitage. Das fordert<lb/> zu einer doppelten Abschließung aus, einem Jahresabschluß und einer siebzehn¬<lb/> jährigen Uebersicht.— Die Session war unstreitig eine der bedeutendsten, die wir<lb/> seit 1830 erlebt haben, bedeutend durch ihre negativen wie durch ihre positiven<lb/> Ergebnisse. Sie war die erste nach einer neuen Wahl, in der die Minister eine<lb/> größere Mehrzahl erlangt hatten, als in allen vorhergehenden Wahlen. So er¬<lb/> schien also das Ministerium fester als je. Dazu kam, daß das Julikönigthum<lb/> auch dem Auslande gegenüber einen glänzenden Sieg davongetragen hatte. Ein<lb/> „Sohn" Frankreichs hatte die „Tochter" Spaniens heimgeführt. Man hatte der<lb/> Regierung oft vorgeworfen, daß sie dem Auslande gegenüber nie Muth zeige,<lb/> man klagte Herrn Guizot an, ein „englischer" Minister zu sein. Diese Anklagen<lb/> waren nicht mehr möglich, Frankreich setzte sich in Spanien fest, und zwar trotz<lb/> aller Protestationen Englands. Ein Theil der in den Wahlen decimirtcn Op¬<lb/> position selbst sah sich gezwungen, diesen Erfolg anzuerkennen.</p><lb/> <p xml:id="ID_694"> Louis Philipp sagte in diesen Tagen: „mon etoüv dritte touionrs!"<lb/> du sollst die Götter nicht versuchen. Wahr ist es, nie stand die Juliregierung<lb/> so mächtig da, als zu Anfang der jetzt beendigten Session.</p><lb/> <p xml:id="ID_695" next="#ID_696"> Aber der Wurmstich sitzt im Herzen der schillernden Frucht. In den Wah¬<lb/> len selbst hatte sich gezeigt, daß ein Theil der Freunde der Regierung glaubte,<lb/> die Zeit sei gekommen, wo endlich die reinconscrvative, die verneinende Wider-<lb/> standspvlitik ohne Gefahr aufgegeben werden und man an die nothwendigsten<lb/> Reformen denken könne. Die Juliregierung war durch die Emeuten in diesen<lb/> verneinenden Widerstand hineingestoßen worden. Sie kämpfte gegen die Forde¬<lb/> rungen der Fortschrittsparteien an, und stets andeutend, daß sie dem Fortschritte<lb/> selbst nichts weniger als feindlich gesinnt sei. aber vorerst die allgemeine Rechts»<lb/> anerkennung, die Herrschaft des Gesetzes retten müsse. Alle schlichten Bürger</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0216]
T a g e b u eh.
i.
Rückblicke beim Ende der Session. — Die conservativen Progreisisten. — Girardin. —
Das Stichwort Corruption. — I.» I?rsn<:<z s'attrlsiv. — Aussichten.
Die Session ist beendigt und wir feiern heute die Julitage. Das fordert
zu einer doppelten Abschließung aus, einem Jahresabschluß und einer siebzehn¬
jährigen Uebersicht.— Die Session war unstreitig eine der bedeutendsten, die wir
seit 1830 erlebt haben, bedeutend durch ihre negativen wie durch ihre positiven
Ergebnisse. Sie war die erste nach einer neuen Wahl, in der die Minister eine
größere Mehrzahl erlangt hatten, als in allen vorhergehenden Wahlen. So er¬
schien also das Ministerium fester als je. Dazu kam, daß das Julikönigthum
auch dem Auslande gegenüber einen glänzenden Sieg davongetragen hatte. Ein
„Sohn" Frankreichs hatte die „Tochter" Spaniens heimgeführt. Man hatte der
Regierung oft vorgeworfen, daß sie dem Auslande gegenüber nie Muth zeige,
man klagte Herrn Guizot an, ein „englischer" Minister zu sein. Diese Anklagen
waren nicht mehr möglich, Frankreich setzte sich in Spanien fest, und zwar trotz
aller Protestationen Englands. Ein Theil der in den Wahlen decimirtcn Op¬
position selbst sah sich gezwungen, diesen Erfolg anzuerkennen.
Louis Philipp sagte in diesen Tagen: „mon etoüv dritte touionrs!"
du sollst die Götter nicht versuchen. Wahr ist es, nie stand die Juliregierung
so mächtig da, als zu Anfang der jetzt beendigten Session.
Aber der Wurmstich sitzt im Herzen der schillernden Frucht. In den Wah¬
len selbst hatte sich gezeigt, daß ein Theil der Freunde der Regierung glaubte,
die Zeit sei gekommen, wo endlich die reinconscrvative, die verneinende Wider-
standspvlitik ohne Gefahr aufgegeben werden und man an die nothwendigsten
Reformen denken könne. Die Juliregierung war durch die Emeuten in diesen
verneinenden Widerstand hineingestoßen worden. Sie kämpfte gegen die Forde¬
rungen der Fortschrittsparteien an, und stets andeutend, daß sie dem Fortschritte
selbst nichts weniger als feindlich gesinnt sei. aber vorerst die allgemeine Rechts»
anerkennung, die Herrschaft des Gesetzes retten müsse. Alle schlichten Bürger
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