Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band. Bei Kuttenberg steht er mit Feuerbränden, Um Böhmens Krone sich auf's Haupt zu setzen Und laßt die Priester, die den Kelch euch spenden. In Flammen werfen und mit Hunden Hetzen. Er spricht's, da geht ein Wehruf durch die Schaaren, Bis an die Wolken dröhnt es tausendtönig: Fuhr' du uns an, um Böhmens Ehr' zu wahren, Sei, starker Ziska, unser Herr und König! Sie heben ihn vom Pferd in ihrer Mitten, Doch Aiska überschreit ihr Waffenlosen: ,,Der Hussinctz mit seinen Taboriten Steht bei Kollin. Zu diesem laßt uns stoßen." Sie schlagen an ihr Schild mit Schwert und Beilen, Sie eilen fort, ihr blutig Werk zu schaffen - - Die Sonne selbst ist wie ein Held in Waffen Und steigt empor mit rothen Strahlenpfeilen. 2. Auf dem Markte von Budweis wühlet Laut und lärmend ein Menschenheer, Daß erschrocken der Wanderer fühlet Sich wie ein Schwimmer im stürmischen Meer. Kirchweih war's, wie goldne Glocken Mild und golden war der Tag, Wein und Fidel mit lautem Locken Rief zum Tanze und zum Gelag. In der Schenke tobten die Zecher, RoscnbergS Krieger, buntes Gemisch, Laut und lieblich klirrten die Becher, Klirrten die Säbel unter dem Tisch. Lustig klang das goldige Becken, Lustig knurrte der Dudelsack Und die Dirnen mit bauschigen Rocken Lehrter die Fremden den Nevdowack. Lehrter die Fremden den Tanz der Tänze, Jenen Tanz von slavischer Glut, Der wie jähriger Wein im Lenze Brausen macht im Leibe das Blut! Bei Kuttenberg steht er mit Feuerbränden, Um Böhmens Krone sich auf's Haupt zu setzen Und laßt die Priester, die den Kelch euch spenden. In Flammen werfen und mit Hunden Hetzen. Er spricht's, da geht ein Wehruf durch die Schaaren, Bis an die Wolken dröhnt es tausendtönig: Fuhr' du uns an, um Böhmens Ehr' zu wahren, Sei, starker Ziska, unser Herr und König! Sie heben ihn vom Pferd in ihrer Mitten, Doch Aiska überschreit ihr Waffenlosen: ,,Der Hussinctz mit seinen Taboriten Steht bei Kollin. Zu diesem laßt uns stoßen." Sie schlagen an ihr Schild mit Schwert und Beilen, Sie eilen fort, ihr blutig Werk zu schaffen - - Die Sonne selbst ist wie ein Held in Waffen Und steigt empor mit rothen Strahlenpfeilen. 2. Auf dem Markte von Budweis wühlet Laut und lärmend ein Menschenheer, Daß erschrocken der Wanderer fühlet Sich wie ein Schwimmer im stürmischen Meer. Kirchweih war's, wie goldne Glocken Mild und golden war der Tag, Wein und Fidel mit lautem Locken Rief zum Tanze und zum Gelag. In der Schenke tobten die Zecher, RoscnbergS Krieger, buntes Gemisch, Laut und lieblich klirrten die Becher, Klirrten die Säbel unter dem Tisch. Lustig klang das goldige Becken, Lustig knurrte der Dudelsack Und die Dirnen mit bauschigen Rocken Lehrter die Fremden den Nevdowack. Lehrter die Fremden den Tanz der Tänze, Jenen Tanz von slavischer Glut, Der wie jähriger Wein im Lenze Brausen macht im Leibe das Blut! <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0009" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/183591"/> <lg xml:id="POEMID_5" type="poem"> <l> Bei Kuttenberg steht er mit Feuerbränden,<lb/> Um Böhmens Krone sich auf's Haupt zu setzen<lb/> Und laßt die Priester, die den Kelch euch spenden.<lb/> In Flammen werfen und mit Hunden Hetzen.</l> <l> Er spricht's, da geht ein Wehruf durch die Schaaren,<lb/> Bis an die Wolken dröhnt es tausendtönig:<lb/> Fuhr' du uns an, um Böhmens Ehr' zu wahren,<lb/> Sei, starker Ziska, unser Herr und König!</l> <l> Sie heben ihn vom Pferd in ihrer Mitten,<lb/> Doch Aiska überschreit ihr Waffenlosen:<lb/> ,,Der Hussinctz mit seinen Taboriten<lb/> Steht bei Kollin. Zu diesem laßt uns stoßen."</l> <l> Sie schlagen an ihr Schild mit Schwert und Beilen,<lb/> Sie eilen fort, ihr blutig Werk zu schaffen - -<lb/> Die Sonne selbst ist wie ein Held in Waffen<lb/> Und steigt empor mit rothen Strahlenpfeilen.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="2"> <head> 2.</head><lb/> <lg xml:id="POEMID_6" type="poem"> <l> Auf dem Markte von Budweis wühlet<lb/> Laut und lärmend ein Menschenheer,<lb/> Daß erschrocken der Wanderer fühlet<lb/> Sich wie ein Schwimmer im stürmischen Meer.</l> <l> Kirchweih war's, wie goldne Glocken<lb/> Mild und golden war der Tag,<lb/> Wein und Fidel mit lautem Locken<lb/> Rief zum Tanze und zum Gelag.<lb/> In der Schenke tobten die Zecher,<lb/> RoscnbergS Krieger, buntes Gemisch,<lb/> Laut und lieblich klirrten die Becher,<lb/> Klirrten die Säbel unter dem Tisch.<lb/> Lustig klang das goldige Becken,<lb/> Lustig knurrte der Dudelsack<lb/> Und die Dirnen mit bauschigen Rocken<lb/> Lehrter die Fremden den Nevdowack.<lb/> Lehrter die Fremden den Tanz der Tänze,<lb/> Jenen Tanz von slavischer Glut,<lb/> Der wie jähriger Wein im Lenze<lb/> Brausen macht im Leibe das Blut!</l> </lg><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0009]
Bei Kuttenberg steht er mit Feuerbränden,
Um Böhmens Krone sich auf's Haupt zu setzen
Und laßt die Priester, die den Kelch euch spenden.
In Flammen werfen und mit Hunden Hetzen. Er spricht's, da geht ein Wehruf durch die Schaaren,
Bis an die Wolken dröhnt es tausendtönig:
Fuhr' du uns an, um Böhmens Ehr' zu wahren,
Sei, starker Ziska, unser Herr und König! Sie heben ihn vom Pferd in ihrer Mitten,
Doch Aiska überschreit ihr Waffenlosen:
,,Der Hussinctz mit seinen Taboriten
Steht bei Kollin. Zu diesem laßt uns stoßen." Sie schlagen an ihr Schild mit Schwert und Beilen,
Sie eilen fort, ihr blutig Werk zu schaffen - -
Die Sonne selbst ist wie ein Held in Waffen
Und steigt empor mit rothen Strahlenpfeilen.
2.
Auf dem Markte von Budweis wühlet
Laut und lärmend ein Menschenheer,
Daß erschrocken der Wanderer fühlet
Sich wie ein Schwimmer im stürmischen Meer. Kirchweih war's, wie goldne Glocken
Mild und golden war der Tag,
Wein und Fidel mit lautem Locken
Rief zum Tanze und zum Gelag.
In der Schenke tobten die Zecher,
RoscnbergS Krieger, buntes Gemisch,
Laut und lieblich klirrten die Becher,
Klirrten die Säbel unter dem Tisch.
Lustig klang das goldige Becken,
Lustig knurrte der Dudelsack
Und die Dirnen mit bauschigen Rocken
Lehrter die Fremden den Nevdowack.
Lehrter die Fremden den Tanz der Tänze,
Jenen Tanz von slavischer Glut,
Der wie jähriger Wein im Lenze
Brausen macht im Leibe das Blut!
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