Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.17. Weimar, den 17. Februar tgi4. Schon mehrmal ist eS mir so ergangen, daß, wenn ich mich, nach Lassen Sie mich, nach einer so schmackhaften leiblichen Speise, Man kann das wunderbare Geschick dieses Buches wohl auch 17. Weimar, den 17. Februar tgi4. Schon mehrmal ist eS mir so ergangen, daß, wenn ich mich, nach Lassen Sie mich, nach einer so schmackhaften leiblichen Speise, Man kann das wunderbare Geschick dieses Buches wohl auch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0524" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182947"/> </div> <div n="3"> <head> 17.</head><lb/> <p xml:id="ID_1557"> Weimar, den 17. Februar tgi4.</p><lb/> <p xml:id="ID_1558"> Schon mehrmal ist eS mir so ergangen, daß, wenn ich mich, nach<lb/> langem Zaudern, endlich entschloß lieben Freunden zu melden, daß<lb/> eine zugedachte Gabe nicht angekommen, sogleich nach abgesendetem<lb/> Briefe das Erwartete glücklich eintraf; und so ging es auch jetzt mit<lb/> den fünf köstlichen Gänsebrüsten, die in einem Körbchen glücklich an-<lb/> langten, und vortrefflicher schmecken, oder zu schmecken scheinen, als<lb/> alle sonst genossene. Seit den letzten von Ihnen erhaltenen sind keine<lb/> wieder in meine Speisekammer gekommen, und die Köstlichkeit derselben<lb/> bezeugt vorzüglich Riemer, der sich die Abende wieder fleißig bei mir<lb/> einfindet, und mir mancherlei vorbereiten hilft, was Ihnen dereinst auch<lb/> Vergnügen machen soll, zugleich mit mir dankt, und sich Ihrem theuern<lb/> Andenken bestens empfiehlt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1559"> Lassen Sie mich, nach einer so schmackhaften leiblichen Speise,<lb/> ohne gesuchten Uebergang, von einer gleichfalls wohlbereiteten geistigen<lb/> Speise reden! Ich meine das Werk <lo I'.^IIt!n>>»<.^>o, von Frau von<lb/> stallt; Sie haben es selbst gelesen, und es bedarf also meiner Em¬<lb/> pfehlung nicht. Ich kannte einen großen Theil desselben im Manu-<lb/> script, lese es aber immer mit neuem Antheil. DaS Buch macht auf<lb/> die angenehmste Weise denken, und man steht mit der Verfasserin nie¬<lb/> mals in Widerspruch, wenn man auch nicht immer gerade ihrer Mei¬<lb/> nung ist. Alles was sie von der Pariser Societät rühmt, kann man<lb/> wohl von ihrem Werke sagen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1560" next="#ID_1561"> Man kann das wunderbare Geschick dieses Buches wohl auch<lb/> unter die merkwürdigen Ereignisse dieser Zeit rechnen. Die französische<lb/> Polizei, einsichtig genug, daß ein Werk wie dieses daS Zutrauen der<lb/> Deutschen auf sich selbst erhöhen müsse, läßt es weislich einstampfen;<lb/> gerettete Eremplme schlafen, wahrend die Deutschen aufwachen, und<lb/> sich, ohne solch eine geistige Anregung, erretten. In dem gegenwärti¬<lb/> gen Augenblick thut das Buch einen wundersamen Effect. Wäre es<lb/> früher da gewesen, so hätte man ihm einen Einfluß auf die nächsten<lb/> großen Ereignisse zugeschrieben, nun liegt es da wie eine spätenldeckte<lb/> Weissagung und Anforderung an das Schicksal, ja es klingt, als wenn<lb/> es vor vielen Jahren geschrieben wäre. Die Deutschen werden sich<lb/> darin kaum wiedererkennen, aber sie finden daran den sichersten Ma߬<lb/> stab deö ungeheuern Schrittes, den sie gethan haben. Möchten sie,<lb/> bei diesem Anlaß, ihre Selbsterkenntniß erweitern, und den zweiten</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0524]
17.
Weimar, den 17. Februar tgi4.
Schon mehrmal ist eS mir so ergangen, daß, wenn ich mich, nach
langem Zaudern, endlich entschloß lieben Freunden zu melden, daß
eine zugedachte Gabe nicht angekommen, sogleich nach abgesendetem
Briefe das Erwartete glücklich eintraf; und so ging es auch jetzt mit
den fünf köstlichen Gänsebrüsten, die in einem Körbchen glücklich an-
langten, und vortrefflicher schmecken, oder zu schmecken scheinen, als
alle sonst genossene. Seit den letzten von Ihnen erhaltenen sind keine
wieder in meine Speisekammer gekommen, und die Köstlichkeit derselben
bezeugt vorzüglich Riemer, der sich die Abende wieder fleißig bei mir
einfindet, und mir mancherlei vorbereiten hilft, was Ihnen dereinst auch
Vergnügen machen soll, zugleich mit mir dankt, und sich Ihrem theuern
Andenken bestens empfiehlt.
Lassen Sie mich, nach einer so schmackhaften leiblichen Speise,
ohne gesuchten Uebergang, von einer gleichfalls wohlbereiteten geistigen
Speise reden! Ich meine das Werk <lo I'.^IIt!n>>»<.^>o, von Frau von
stallt; Sie haben es selbst gelesen, und es bedarf also meiner Em¬
pfehlung nicht. Ich kannte einen großen Theil desselben im Manu-
script, lese es aber immer mit neuem Antheil. DaS Buch macht auf
die angenehmste Weise denken, und man steht mit der Verfasserin nie¬
mals in Widerspruch, wenn man auch nicht immer gerade ihrer Mei¬
nung ist. Alles was sie von der Pariser Societät rühmt, kann man
wohl von ihrem Werke sagen.
Man kann das wunderbare Geschick dieses Buches wohl auch
unter die merkwürdigen Ereignisse dieser Zeit rechnen. Die französische
Polizei, einsichtig genug, daß ein Werk wie dieses daS Zutrauen der
Deutschen auf sich selbst erhöhen müsse, läßt es weislich einstampfen;
gerettete Eremplme schlafen, wahrend die Deutschen aufwachen, und
sich, ohne solch eine geistige Anregung, erretten. In dem gegenwärti¬
gen Augenblick thut das Buch einen wundersamen Effect. Wäre es
früher da gewesen, so hätte man ihm einen Einfluß auf die nächsten
großen Ereignisse zugeschrieben, nun liegt es da wie eine spätenldeckte
Weissagung und Anforderung an das Schicksal, ja es klingt, als wenn
es vor vielen Jahren geschrieben wäre. Die Deutschen werden sich
darin kaum wiedererkennen, aber sie finden daran den sichersten Ma߬
stab deö ungeheuern Schrittes, den sie gethan haben. Möchten sie,
bei diesem Anlaß, ihre Selbsterkenntniß erweitern, und den zweiten
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