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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.

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auch in reizende Idyllen des Naturlebens und in die trauliche Einsam^
keit echtliebender Herzen geführt.

Ueber den Gang des Romans können wir uns hier nicht verbreiten.
Die Intrigue, welche die Verwickelungen spannt, hat fast zu viel Spiel¬
raum. Wir wollen auch nicht die Wahrscheinlichkeit aller Verkommen¬
heiten und die Wahrheit aller Charaktere prüfen, noch weniger eine Lese
der auffallenden Fremdwörter halten, wie Ensilade, Sterilität, peroriren,
depravirt, agacirend u. s. w., sondern dafür mit Vergnügen ven Fort¬
schritt anerkennen, den Schücking, namentlich gegen seinen frühern Ro¬
man : "Ein Schloß am Meer" -- hinsichtlich der Composttion eines
großen Ganzen, gemacht hat. -- Das gehaltvolle und schön ausgestat¬
tete Buch wird in höhern Kreisen Aussehen machen; wenn es nur auch
für das Volk kauflicher durch seinen Ladenpreis wäre!


Heinrich König.
II.
Die Ständeversammlung in Tyrol.

Seit dem 23. April sind unsre Stände wieder versammelt; wo sie
im vorigen Jahre anhoben, stehen sie noch im heurigen. So ist gewiß
unter allen 52 vielleicht nicht Einer, der es wagen möchte, die Jesuiten-
schulcn ihrer Versunkenheit und Mißbildung der Jugend anzuklagen und
um andere Lehrer zu bitten, obwohl man hier nicht einmal so lange
zu verkehren braucht, als jüngst die Abgeordneten des Erzbischofs von
Salzburg, um über deren Handhabung volle Ueberzeugung zu gewinnen.
Allein dies möchte auch darin liegen, daß diese Herren an der Bildung
wenigen Antheil nehmen, und Religiosität wie Gesittung meist nach dem
Rosenkranze messen; wenn es nur mit den Interessen unsers Sackes,
die sie zunächst verfechten sollen, besser stände.

Da schallen Klagen aus dem Pusterthale von den Uebergriffen, die
sich der Staatsschatz mit unsern Wäldern erlaubt, von Beschlagnahmen,
wodurch den Privaten in Buchenstein, Mühlbach, Brixen u. f. w. der
Verkehr mit ihrem Holzeigenthum untersagt ist, und von der Einführung
einer uralten Waldordnung des Jahres 1626 für das Jnn- und Wipp¬
thal, die nun als allgemeine Richtschnur auch dort gelten soll, wo sie
früher nie in Anwendung kam. Will man dock) sogar eine andere (vou
1541) dem Gerichtsbezirke von Windischmatcei aufbürden, der damals
zu Salzburg gehörte! Der meiste Forstbesitz in Tyrol soll fortan dem
Staate zustehen, der sich ihn für seine Berg- und Schmelzwerke vorbe¬
halten und der bisherige Eigner dürste davon nur soviel benutzen, als
man ihm aus Gnade verstatten will. Wenn irgend eine Frage dem
Alpenvolk zwischen dem Orteles und Großglockner, dem Gard- und Achen-
see schwer auf's Herz fällt, so ist es sicher die über sein ursprünglichstes
Eigenthum, das seiner Berge, und wer überschaut die Folgen, die sich
daraus auf den Boden ableiten, der aus Wald zum blühenden Acker


auch in reizende Idyllen des Naturlebens und in die trauliche Einsam^
keit echtliebender Herzen geführt.

Ueber den Gang des Romans können wir uns hier nicht verbreiten.
Die Intrigue, welche die Verwickelungen spannt, hat fast zu viel Spiel¬
raum. Wir wollen auch nicht die Wahrscheinlichkeit aller Verkommen¬
heiten und die Wahrheit aller Charaktere prüfen, noch weniger eine Lese
der auffallenden Fremdwörter halten, wie Ensilade, Sterilität, peroriren,
depravirt, agacirend u. s. w., sondern dafür mit Vergnügen ven Fort¬
schritt anerkennen, den Schücking, namentlich gegen seinen frühern Ro¬
man : „Ein Schloß am Meer" — hinsichtlich der Composttion eines
großen Ganzen, gemacht hat. — Das gehaltvolle und schön ausgestat¬
tete Buch wird in höhern Kreisen Aussehen machen; wenn es nur auch
für das Volk kauflicher durch seinen Ladenpreis wäre!


Heinrich König.
II.
Die Ständeversammlung in Tyrol.

Seit dem 23. April sind unsre Stände wieder versammelt; wo sie
im vorigen Jahre anhoben, stehen sie noch im heurigen. So ist gewiß
unter allen 52 vielleicht nicht Einer, der es wagen möchte, die Jesuiten-
schulcn ihrer Versunkenheit und Mißbildung der Jugend anzuklagen und
um andere Lehrer zu bitten, obwohl man hier nicht einmal so lange
zu verkehren braucht, als jüngst die Abgeordneten des Erzbischofs von
Salzburg, um über deren Handhabung volle Ueberzeugung zu gewinnen.
Allein dies möchte auch darin liegen, daß diese Herren an der Bildung
wenigen Antheil nehmen, und Religiosität wie Gesittung meist nach dem
Rosenkranze messen; wenn es nur mit den Interessen unsers Sackes,
die sie zunächst verfechten sollen, besser stände.

Da schallen Klagen aus dem Pusterthale von den Uebergriffen, die
sich der Staatsschatz mit unsern Wäldern erlaubt, von Beschlagnahmen,
wodurch den Privaten in Buchenstein, Mühlbach, Brixen u. f. w. der
Verkehr mit ihrem Holzeigenthum untersagt ist, und von der Einführung
einer uralten Waldordnung des Jahres 1626 für das Jnn- und Wipp¬
thal, die nun als allgemeine Richtschnur auch dort gelten soll, wo sie
früher nie in Anwendung kam. Will man dock) sogar eine andere (vou
1541) dem Gerichtsbezirke von Windischmatcei aufbürden, der damals
zu Salzburg gehörte! Der meiste Forstbesitz in Tyrol soll fortan dem
Staate zustehen, der sich ihn für seine Berg- und Schmelzwerke vorbe¬
halten und der bisherige Eigner dürste davon nur soviel benutzen, als
man ihm aus Gnade verstatten will. Wenn irgend eine Frage dem
Alpenvolk zwischen dem Orteles und Großglockner, dem Gard- und Achen-
see schwer auf's Herz fällt, so ist es sicher die über sein ursprünglichstes
Eigenthum, das seiner Berge, und wer überschaut die Folgen, die sich
daraus auf den Boden ableiten, der aus Wald zum blühenden Acker


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/410>, abgerufen am 24.11.2024.