Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band."Die Kirche so" sich aus sich selbst entwickeln! Die Mutter Kirche zählte schier An fünfzehnhundert Jahre, Da zeigt der Herr sich groß an ihr. Wie an der alten Sare. In ihrem Schooße sing sich's an Zu rühren und zu regen, Und eh' sie's wollt' und dachte dran. Schrie 's Kind ihr schon entgegen. Und stand so keck und trotzig da, Und strampelt so abscheulich, Daß sich Papa und Frau Mama Darob entsetzten gräulich. Wie einst Saturn vor Zeus, so bebt Die Alte vor der Jungen; Hätt' sie schier, wie sie leibt und lebt, Mit Haut und Haar verschlungen. Doch weil ein hoher Herr geruht, Das Kind zu protegiren, Denkt sie: Bei dem wird sich sein Muth Von selbst schon moderiren. Und so geschah's, bald war es zahm. Und hatte nichts dawider, Als seines Gönners Kindsmagd kam Und schnürt' ihm ein die Glieder; „Die Kirche so« sich aus sich selbst entwickeln! Die Mutter Kirche zählte schier An fünfzehnhundert Jahre, Da zeigt der Herr sich groß an ihr. Wie an der alten Sare. In ihrem Schooße sing sich's an Zu rühren und zu regen, Und eh' sie's wollt' und dachte dran. Schrie 's Kind ihr schon entgegen. Und stand so keck und trotzig da, Und strampelt so abscheulich, Daß sich Papa und Frau Mama Darob entsetzten gräulich. Wie einst Saturn vor Zeus, so bebt Die Alte vor der Jungen; Hätt' sie schier, wie sie leibt und lebt, Mit Haut und Haar verschlungen. Doch weil ein hoher Herr geruht, Das Kind zu protegiren, Denkt sie: Bei dem wird sich sein Muth Von selbst schon moderiren. Und so geschah's, bald war es zahm. Und hatte nichts dawider, Als seines Gönners Kindsmagd kam Und schnürt' ihm ein die Glieder; <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0352" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182775"/> </div> <div n="1"> <head> „Die Kirche so« sich aus sich selbst entwickeln!</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg xml:id="POEMID_16" type="poem"> <l> Die Mutter Kirche zählte schier<lb/> An fünfzehnhundert Jahre,<lb/> Da zeigt der Herr sich groß an ihr.<lb/> Wie an der alten Sare.</l> <l> In ihrem Schooße sing sich's an<lb/> Zu rühren und zu regen,<lb/> Und eh' sie's wollt' und dachte dran.<lb/> Schrie 's Kind ihr schon entgegen.</l> <l> Und stand so keck und trotzig da,<lb/> Und strampelt so abscheulich,<lb/> Daß sich Papa und Frau Mama<lb/> Darob entsetzten gräulich.</l> <l> Wie einst Saturn vor Zeus, so bebt<lb/> Die Alte vor der Jungen;<lb/> Hätt' sie schier, wie sie leibt und lebt,<lb/> Mit Haut und Haar verschlungen.</l> <l> Doch weil ein hoher Herr geruht,<lb/> Das Kind zu protegiren,<lb/> Denkt sie: Bei dem wird sich sein Muth<lb/> Von selbst schon moderiren.</l> <l> Und so geschah's, bald war es zahm.<lb/> Und hatte nichts dawider,<lb/> Als seines Gönners Kindsmagd kam<lb/> Und schnürt' ihm ein die Glieder;</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0352]
„Die Kirche so« sich aus sich selbst entwickeln!
Die Mutter Kirche zählte schier
An fünfzehnhundert Jahre,
Da zeigt der Herr sich groß an ihr.
Wie an der alten Sare. In ihrem Schooße sing sich's an
Zu rühren und zu regen,
Und eh' sie's wollt' und dachte dran.
Schrie 's Kind ihr schon entgegen. Und stand so keck und trotzig da,
Und strampelt so abscheulich,
Daß sich Papa und Frau Mama
Darob entsetzten gräulich. Wie einst Saturn vor Zeus, so bebt
Die Alte vor der Jungen;
Hätt' sie schier, wie sie leibt und lebt,
Mit Haut und Haar verschlungen. Doch weil ein hoher Herr geruht,
Das Kind zu protegiren,
Denkt sie: Bei dem wird sich sein Muth
Von selbst schon moderiren. Und so geschah's, bald war es zahm.
Und hatte nichts dawider,
Als seines Gönners Kindsmagd kam
Und schnürt' ihm ein die Glieder;
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