Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Straf, und Beffernngsfystem.



Ich erwähnte in meinem letzten Schreiben des Werkes eines Fran¬
zosen über Deutschland; ein anderes Buch eines Franzosen über die
Lage einer besondern Angelegenheit in Deutschland, vorzugsweise in
Preußen, ist nicht minder bemerkenswerth. Ich meine die "Vo^x"
en I'russe, <j<j>lip em Um k?. Kulik. IV, l."ar ö. ^Vp^ert mentio as
lit 8vo. roz^. "les ^risons en I^lune", insnvctour an er-to"ii ac8 "nfitiis
^nus los uiimul'ilctures "de. (Berlin bei Asser 1846). Der Verfasser
hat die Gefängnisse, Hospitäler und Elementarschulen Preußens be¬
sucht und trägt seine Ansichten vor über die beste Art der Gefängni߬
einrichtung, welche bei uns anwendbar sein würde, wenn man, wie
Appert verlangt, es sich zum Zweck setzte, "die Sträflinge zum Guten
zurückzuführen und sie zu nützlichen und unschädlichen Mitgliedern der
Gesellschaft zu machen." Bekanntlich hat man sich neuerlich in Preu¬
ßen für das pensylvanische System der einsamen Einsperrung entschie¬
den lind an verschiede,im Orten des Landes, so auch hier in Berlin
Exemplare jener grauenvollen Zellengefängnisse, welche das erwähnte
System vorschreibt, aufzuführen begonnen. Appert ist ein entschiedener
Gegner des Jsol.nmgSsystemö. Vor etwa zwanzig Jahren, erzählt er
uns, habe er die Zellenkerker in Genf und Lausanne besucht und sei
damals, wie alle Welt, von der neuen amerikanischen Gefängni߬
methode entzückt gewesen; doch die spätern Erfahrungen und sein Nach¬
denken belehrten ihn eines Bessern. Man baue Gefängnisse nach ame¬
rikanischem Systeme, sagt er jetzt, aus Gründen der Menschlichkeit und
um dem Fortschritt zu huldigen; die Gefangenen müßten isolirt wer¬
den, behaupte man, damit sie verhindert würden, sich im Zusammenleben
wechselseitig anzustecken und im Bösen nur immer mehr auszubilden.


20-i-
Das Straf, und Beffernngsfystem.



Ich erwähnte in meinem letzten Schreiben des Werkes eines Fran¬
zosen über Deutschland; ein anderes Buch eines Franzosen über die
Lage einer besondern Angelegenheit in Deutschland, vorzugsweise in
Preußen, ist nicht minder bemerkenswerth. Ich meine die „Vo^x«
en I'russe, <j<j>lip em Um k?. Kulik. IV, l.»ar ö. ^Vp^ert mentio as
lit 8vo. roz^. «les ^risons en I^lune«, insnvctour an er-to»ii ac8 «nfitiis
^nus los uiimul'ilctures «de. (Berlin bei Asser 1846). Der Verfasser
hat die Gefängnisse, Hospitäler und Elementarschulen Preußens be¬
sucht und trägt seine Ansichten vor über die beste Art der Gefängni߬
einrichtung, welche bei uns anwendbar sein würde, wenn man, wie
Appert verlangt, es sich zum Zweck setzte, „die Sträflinge zum Guten
zurückzuführen und sie zu nützlichen und unschädlichen Mitgliedern der
Gesellschaft zu machen." Bekanntlich hat man sich neuerlich in Preu¬
ßen für das pensylvanische System der einsamen Einsperrung entschie¬
den lind an verschiede,im Orten des Landes, so auch hier in Berlin
Exemplare jener grauenvollen Zellengefängnisse, welche das erwähnte
System vorschreibt, aufzuführen begonnen. Appert ist ein entschiedener
Gegner des Jsol.nmgSsystemö. Vor etwa zwanzig Jahren, erzählt er
uns, habe er die Zellenkerker in Genf und Lausanne besucht und sei
damals, wie alle Welt, von der neuen amerikanischen Gefängni߬
methode entzückt gewesen; doch die spätern Erfahrungen und sein Nach¬
denken belehrten ihn eines Bessern. Man baue Gefängnisse nach ame¬
rikanischem Systeme, sagt er jetzt, aus Gründen der Menschlichkeit und
um dem Fortschritt zu huldigen; die Gefangenen müßten isolirt wer¬
den, behaupte man, damit sie verhindert würden, sich im Zusammenleben
wechselseitig anzustecken und im Bösen nur immer mehr auszubilden.


20-i-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0167" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182590"/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Das Straf, und Beffernngsfystem.</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p xml:id="ID_467" next="#ID_468"> Ich erwähnte in meinem letzten Schreiben des Werkes eines Fran¬<lb/>
zosen über Deutschland; ein anderes Buch eines Franzosen über die<lb/>
Lage einer besondern Angelegenheit in Deutschland, vorzugsweise in<lb/>
Preußen, ist nicht minder bemerkenswerth. Ich meine die &#x201E;Vo^x«<lb/>
en I'russe, &lt;j&lt;j&gt;lip em Um k?. Kulik. IV, l.»ar ö. ^Vp^ert mentio as<lb/>
lit 8vo. roz^. «les ^risons en I^lune«, insnvctour an er-to»ii ac8 «nfitiis<lb/>
^nus los uiimul'ilctures «de. (Berlin bei Asser 1846). Der Verfasser<lb/>
hat die Gefängnisse, Hospitäler und Elementarschulen Preußens be¬<lb/>
sucht und trägt seine Ansichten vor über die beste Art der Gefängni߬<lb/>
einrichtung, welche bei uns anwendbar sein würde, wenn man, wie<lb/>
Appert verlangt, es sich zum Zweck setzte, &#x201E;die Sträflinge zum Guten<lb/>
zurückzuführen und sie zu nützlichen und unschädlichen Mitgliedern der<lb/>
Gesellschaft zu machen." Bekanntlich hat man sich neuerlich in Preu¬<lb/>
ßen für das pensylvanische System der einsamen Einsperrung entschie¬<lb/>
den lind an verschiede,im Orten des Landes, so auch hier in Berlin<lb/>
Exemplare jener grauenvollen Zellengefängnisse, welche das erwähnte<lb/>
System vorschreibt, aufzuführen begonnen. Appert ist ein entschiedener<lb/>
Gegner des Jsol.nmgSsystemö. Vor etwa zwanzig Jahren, erzählt er<lb/>
uns, habe er die Zellenkerker in Genf und Lausanne besucht und sei<lb/>
damals, wie alle Welt, von der neuen amerikanischen Gefängni߬<lb/>
methode entzückt gewesen; doch die spätern Erfahrungen und sein Nach¬<lb/>
denken belehrten ihn eines Bessern. Man baue Gefängnisse nach ame¬<lb/>
rikanischem Systeme, sagt er jetzt, aus Gründen der Menschlichkeit und<lb/>
um dem Fortschritt zu huldigen; die Gefangenen müßten isolirt wer¬<lb/>
den, behaupte man, damit sie verhindert würden, sich im Zusammenleben<lb/>
wechselseitig anzustecken und im Bösen nur immer mehr auszubilden.</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> 20-i-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0167] Das Straf, und Beffernngsfystem. Ich erwähnte in meinem letzten Schreiben des Werkes eines Fran¬ zosen über Deutschland; ein anderes Buch eines Franzosen über die Lage einer besondern Angelegenheit in Deutschland, vorzugsweise in Preußen, ist nicht minder bemerkenswerth. Ich meine die „Vo^x« en I'russe, <j<j>lip em Um k?. Kulik. IV, l.»ar ö. ^Vp^ert mentio as lit 8vo. roz^. «les ^risons en I^lune«, insnvctour an er-to»ii ac8 «nfitiis ^nus los uiimul'ilctures «de. (Berlin bei Asser 1846). Der Verfasser hat die Gefängnisse, Hospitäler und Elementarschulen Preußens be¬ sucht und trägt seine Ansichten vor über die beste Art der Gefängni߬ einrichtung, welche bei uns anwendbar sein würde, wenn man, wie Appert verlangt, es sich zum Zweck setzte, „die Sträflinge zum Guten zurückzuführen und sie zu nützlichen und unschädlichen Mitgliedern der Gesellschaft zu machen." Bekanntlich hat man sich neuerlich in Preu¬ ßen für das pensylvanische System der einsamen Einsperrung entschie¬ den lind an verschiede,im Orten des Landes, so auch hier in Berlin Exemplare jener grauenvollen Zellengefängnisse, welche das erwähnte System vorschreibt, aufzuführen begonnen. Appert ist ein entschiedener Gegner des Jsol.nmgSsystemö. Vor etwa zwanzig Jahren, erzählt er uns, habe er die Zellenkerker in Genf und Lausanne besucht und sei damals, wie alle Welt, von der neuen amerikanischen Gefängni߬ methode entzückt gewesen; doch die spätern Erfahrungen und sein Nach¬ denken belehrten ihn eines Bessern. Man baue Gefängnisse nach ame¬ rikanischem Systeme, sagt er jetzt, aus Gründen der Menschlichkeit und um dem Fortschritt zu huldigen; die Gefangenen müßten isolirt wer¬ den, behaupte man, damit sie verhindert würden, sich im Zusammenleben wechselseitig anzustecken und im Bösen nur immer mehr auszubilden. 20-i-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/167
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/167>, abgerufen am 28.12.2024.