Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.Statistiker in Preußen. Die Statistik ist eine Wissenschaft der neuern Zeit und, wenn Aber lange Zeit hat die Statistik in Preußen eben nur im Dienste Statistiker in Preußen. Die Statistik ist eine Wissenschaft der neuern Zeit und, wenn Aber lange Zeit hat die Statistik in Preußen eben nur im Dienste <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0172" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/183193"/> </div> <div n="1"> <head> Statistiker in Preußen.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_488"> Die Statistik ist eine Wissenschaft der neuern Zeit und, wenn<lb/> man sie recht benutzt und anwendet, eine große Macht für den Fort¬<lb/> schritt und die Entwickelung aller menschlichen Kräfte; darum durste<lb/> Schlözer, der noch nicht einmal wissen konnte, welche Fortschritte ihr<lb/> in ihrer Wissenschaftlichkeit und praktischen Anwendung bevorstanden,<lb/> mit Recht sagen, sie sei einer der gefährlichsten Feinde des Despotis¬<lb/> mus. In freien Ländern, z. B. in England, ist die Statistik eine un¬<lb/> geheure, jedem zugängliche Macht, in despotisch-regierten eristirt sie noch<lb/> gar nicht oder sie ist in großer Dürftigkeit ein bange gewahrtes, bu-<lb/> reaukratischeö Geheimniß, z. V. in Rußland. In Preußen, einem<lb/> Staate, bei dem die Intelligenz ein so großer Factor geworden ist,<lb/> hat natürlich auch eine große Fortbildung auf dem Gebiete der Sta¬<lb/> tistik stattfinden müssen und es ist die ganze Bedeutung dieser Wissen¬<lb/> schaft, sowohl in politischer, als in socialer Beziehung, erkannt wor¬<lb/> den. Das statistische Bureau in Berlin, hat einen anerkannten Ruf.<lb/> Der Professor Dieterici in Berlin hat sich als einer der vorzüglichsten<lb/> Statistiker bewiesen.</p><lb/> <p xml:id="ID_489" next="#ID_490"> Aber lange Zeit hat die Statistik in Preußen eben nur im Dienste<lb/> der Bureaukratie gestanden. Die Theorie und ihre Resultate eristirten<lb/> eben nur für die Bureaukratie und kamen nur an dieselbe. Je weiter<lb/> der Fortschritt aber auf dem Gebiete deö öffentlichen Lebens wurde<lb/> und je allgemeiner sich der Trieb nach Mitbetheiligung an allen Fra¬<lb/> gen des Staates und der Gesellschaft machte, um so mehr fühlte man<lb/> das Bedürfniß, der Bureaukratie das Geheimniß der Statistik zu ent¬<lb/> reißen, mit den Zahlen selbstständig zu operiren, sie selbstständig zu<lb/> prüfen und vielleicht ganz andere Resultate herauszubringen, als die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0172]
Statistiker in Preußen.
Die Statistik ist eine Wissenschaft der neuern Zeit und, wenn
man sie recht benutzt und anwendet, eine große Macht für den Fort¬
schritt und die Entwickelung aller menschlichen Kräfte; darum durste
Schlözer, der noch nicht einmal wissen konnte, welche Fortschritte ihr
in ihrer Wissenschaftlichkeit und praktischen Anwendung bevorstanden,
mit Recht sagen, sie sei einer der gefährlichsten Feinde des Despotis¬
mus. In freien Ländern, z. B. in England, ist die Statistik eine un¬
geheure, jedem zugängliche Macht, in despotisch-regierten eristirt sie noch
gar nicht oder sie ist in großer Dürftigkeit ein bange gewahrtes, bu-
reaukratischeö Geheimniß, z. V. in Rußland. In Preußen, einem
Staate, bei dem die Intelligenz ein so großer Factor geworden ist,
hat natürlich auch eine große Fortbildung auf dem Gebiete der Sta¬
tistik stattfinden müssen und es ist die ganze Bedeutung dieser Wissen¬
schaft, sowohl in politischer, als in socialer Beziehung, erkannt wor¬
den. Das statistische Bureau in Berlin, hat einen anerkannten Ruf.
Der Professor Dieterici in Berlin hat sich als einer der vorzüglichsten
Statistiker bewiesen.
Aber lange Zeit hat die Statistik in Preußen eben nur im Dienste
der Bureaukratie gestanden. Die Theorie und ihre Resultate eristirten
eben nur für die Bureaukratie und kamen nur an dieselbe. Je weiter
der Fortschritt aber auf dem Gebiete deö öffentlichen Lebens wurde
und je allgemeiner sich der Trieb nach Mitbetheiligung an allen Fra¬
gen des Staates und der Gesellschaft machte, um so mehr fühlte man
das Bedürfniß, der Bureaukratie das Geheimniß der Statistik zu ent¬
reißen, mit den Zahlen selbstständig zu operiren, sie selbstständig zu
prüfen und vielleicht ganz andere Resultate herauszubringen, als die
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