Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.T a g e b u eh. s. Aus Ungar et. Deutscher Einfluß. -- Ein industrieller Landsturm. -- Der Schutzverein und seine Gegner. -- Der Hebel des industriellen Eifers. -- Die Concessionen der Regierung. Ungarn ist der gelehrige Schüler Deutschlands, mit dem es durch T a g e b u eh. s. Aus Ungar et. Deutscher Einfluß. — Ein industrieller Landsturm. — Der Schutzverein und seine Gegner. — Der Hebel des industriellen Eifers. — Die Concessionen der Regierung. Ungarn ist der gelehrige Schüler Deutschlands, mit dem es durch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0552" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271813"/> </div> </div> <div n="1"> <head> T a g e b u eh.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> s.<lb/> Aus Ungar et.</head><lb/> <note type="argument"> Deutscher Einfluß. — Ein industrieller Landsturm. — Der Schutzverein und<lb/> seine Gegner. — Der Hebel des industriellen Eifers. — Die Concessionen<lb/> der Regierung.</note><lb/> <p xml:id="ID_1463" next="#ID_1464"> Ungarn ist der gelehrige Schüler Deutschlands, mit dem es durch<lb/> tausendfache sichtbare und unsichtbare Fäden verknüpft wird, und wie<lb/> sehr sich auch das stolze Magyarenthum die Miene geben mag, als<lb/> könnten nur England und Frankreich würdige Muster seiner Nach¬<lb/> eiferung abgeben, so leuchtet doch in allen Beziehungen seine geistige<lb/> Abhängigkeit von dem germanischen Fortschritte hervor. Der deutsche<lb/> Zollverein regte zu gleicher Zeit den Gedanken industrieller Reformen<lb/> und den nationaler Einheit an. Bei uns in Ungarn, wo es blos in<lb/> linguistischer Hinsicht eine an deutsche Verhältnisse erinnernde Zerris¬<lb/> senheit giebt, nicht aber in politischer Beziehung, konnte sich der letztere<lb/> Gedanke auch nur auf das Sprachgebiet beschränken. Die Idee in¬<lb/> dustrieller Unabhängigkeit konnte sich sogleich nach Außen geltend ma¬<lb/> chen und hatte nicht erst nöthig, innere Besonderheiten zu überwinden<lb/> und inländische Schlagbäume zu brechen, wie in den deutschen Bin¬<lb/> nenländern. Was also dort zuerst sich mit der Verschmelzung der<lb/> staatlichen Individualitäten beschäftigte, rückte bei uns schnell gerüstet<lb/> an die Grenzmarken des Landes vor, um seine Kraft nach Außen zu<lb/> erproben. Da jedoch die wiederholten Bitten des Reichstages in frü¬<lb/> heren Jahren bezüglich passender Reformen im Zollwesen ohne Bescheid<lb/> und Erledigung geblieben waren, so blieb der Oppositionspartei, welche<lb/> sich des Gegenstandes von vornherein mit Lebhaftigkeit bemächtigt hatte,<lb/> kein anderes Mittel übrig, als die freiwillige Association, die in derlei<lb/> Fallen als ein Surrogat der legislativen Unthätigkeit auftreten kann,<lb/> wenn man auch recht gut röeisi, wie ungenügend dieses Surrogat im<lb/> Vergleiche mit der Entschiedenheit eines Gesetzbeschlusses dasteht. Es</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0552]
T a g e b u eh.
s.
Aus Ungar et.
Deutscher Einfluß. — Ein industrieller Landsturm. — Der Schutzverein und
seine Gegner. — Der Hebel des industriellen Eifers. — Die Concessionen
der Regierung.
Ungarn ist der gelehrige Schüler Deutschlands, mit dem es durch
tausendfache sichtbare und unsichtbare Fäden verknüpft wird, und wie
sehr sich auch das stolze Magyarenthum die Miene geben mag, als
könnten nur England und Frankreich würdige Muster seiner Nach¬
eiferung abgeben, so leuchtet doch in allen Beziehungen seine geistige
Abhängigkeit von dem germanischen Fortschritte hervor. Der deutsche
Zollverein regte zu gleicher Zeit den Gedanken industrieller Reformen
und den nationaler Einheit an. Bei uns in Ungarn, wo es blos in
linguistischer Hinsicht eine an deutsche Verhältnisse erinnernde Zerris¬
senheit giebt, nicht aber in politischer Beziehung, konnte sich der letztere
Gedanke auch nur auf das Sprachgebiet beschränken. Die Idee in¬
dustrieller Unabhängigkeit konnte sich sogleich nach Außen geltend ma¬
chen und hatte nicht erst nöthig, innere Besonderheiten zu überwinden
und inländische Schlagbäume zu brechen, wie in den deutschen Bin¬
nenländern. Was also dort zuerst sich mit der Verschmelzung der
staatlichen Individualitäten beschäftigte, rückte bei uns schnell gerüstet
an die Grenzmarken des Landes vor, um seine Kraft nach Außen zu
erproben. Da jedoch die wiederholten Bitten des Reichstages in frü¬
heren Jahren bezüglich passender Reformen im Zollwesen ohne Bescheid
und Erledigung geblieben waren, so blieb der Oppositionspartei, welche
sich des Gegenstandes von vornherein mit Lebhaftigkeit bemächtigt hatte,
kein anderes Mittel übrig, als die freiwillige Association, die in derlei
Fallen als ein Surrogat der legislativen Unthätigkeit auftreten kann,
wenn man auch recht gut röeisi, wie ungenügend dieses Surrogat im
Vergleiche mit der Entschiedenheit eines Gesetzbeschlusses dasteht. Es
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