Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.Hamburger Skizzen. i. Die Feuerwürmcr. -- Die Frage der Judenemancipation, die Censur und die Ueberalten. -- Salomon Heine und Gerson. -- Die Rikolaikirche, Atkinson, Scott und architektonische Polemik. -- Die Torhalle und Groß, der Stifter der Volkslicdertafel. -- Hocker's Weinhalle. -- Semper's Haus. -- Hamburg, vom Eise gesehen. -- Stadt- und Thaliatheater. -- Die Rachel und Bouffö in Hamburg. -- "Er muß auf's Land," eine Variation. -- Bedarf es der Versicherung, daß das neue Hamburg noch nicht Hamburger Skizzen. i. Die Feuerwürmcr. — Die Frage der Judenemancipation, die Censur und die Ueberalten. — Salomon Heine und Gerson. — Die Rikolaikirche, Atkinson, Scott und architektonische Polemik. — Die Torhalle und Groß, der Stifter der Volkslicdertafel. — Hocker's Weinhalle. — Semper's Haus. — Hamburg, vom Eise gesehen. — Stadt- und Thaliatheater. — Die Rachel und Bouffö in Hamburg. — „Er muß auf's Land," eine Variation. — Bedarf es der Versicherung, daß das neue Hamburg noch nicht <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0416" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/269831"/> </div> </div> <div n="1"> <head> Hamburger Skizzen.</head><lb/> <div n="2"> <head> i.</head><lb/> <note type="argument"> Die Feuerwürmcr. — Die Frage der Judenemancipation, die Censur und die<lb/> Ueberalten. — Salomon Heine und Gerson. — Die Rikolaikirche, Atkinson,<lb/> Scott und architektonische Polemik. — Die Torhalle und Groß, der Stifter<lb/> der Volkslicdertafel. — Hocker's Weinhalle. — Semper's Haus. — Hamburg,<lb/> vom Eise gesehen. — Stadt- und Thaliatheater. — Die Rachel und<lb/> Bouffö in Hamburg. — „Er muß auf's Land," eine Variation. —</note><lb/> <p xml:id="ID_1195" next="#ID_1196"> Bedarf es der Versicherung, daß das neue Hamburg noch nicht<lb/> ausgewachsen ist? Bekanntlich sind früher wohl Eier künstlich aus¬<lb/> gebrütet worden, aber der vom Feuer verletzte äußere und innere<lb/> Organismus einer Stadt wird durch kein Forcemittel zur gedeihlichen<lb/> Entwicklung gefördert. — Es ist wahr, wir brechen mehr und mehr<lb/> aus der Schale und wenn die ewigen Götter keinen Protest gegen<lb/> unsere Neugeburt einlegen, vollendet die Hebamme Zeit ihr Geschäft<lb/> ungestört. Doch gehört noch dazu die Last und redliche Arbeit des<lb/> Einzelnen, wie der Gesammtheit für eine lange Reihe von Jahren.<lb/> Manches wurde wankend und schwankend im Grundbau unseres<lb/> Staatswohles, unseres merkantilischen Flors. An der altbekannten<lb/> ehrenfester Solidität Hamburgs nagen Feuerwürmcr. Sie zehren<lb/> langsam, aber sicher. Sie sind, ist man zum Kampf gegen sie ent¬<lb/> schlossen, nicht ernstlich zu fürchten, aber auch nicht ganz zu verachten.<lb/> Zu diesen Feuerwürmem zählt man auch die Besorgnis) der Minde¬<lb/> rung des Häuserwerthes, die Unsicherheit hypothekarischer Posten, den<lb/> zweideutigen Glanz der neuen prächtigen Magazine, in deren Spie¬<lb/> gelscheiben mir stets all die Sorge, Waghalstgkeit, die SpeculationS-<lb/> tollheit und der moralische Katzenjammer ihrer Eigenthümer cntge-<lb/> genblinken. Wie ein Feuerwurm bedünkt mich auch die Frage der<lb/> Judenemancipation. Die Brandkatastrophe hat die Reform am kräf¬<lb/> tigsten in Anregung gebracht. Der Schlüssel knarrte einmal an der<lb/> Thür der Reformen — so ganz ausschließen ließen sich auch die<lb/> Juden nicht. Man erlaubte ihnen vorläufig, Grundbesitz zu erwerben,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0416]
Hamburger Skizzen.
i.
Die Feuerwürmcr. — Die Frage der Judenemancipation, die Censur und die
Ueberalten. — Salomon Heine und Gerson. — Die Rikolaikirche, Atkinson,
Scott und architektonische Polemik. — Die Torhalle und Groß, der Stifter
der Volkslicdertafel. — Hocker's Weinhalle. — Semper's Haus. — Hamburg,
vom Eise gesehen. — Stadt- und Thaliatheater. — Die Rachel und
Bouffö in Hamburg. — „Er muß auf's Land," eine Variation. —
Bedarf es der Versicherung, daß das neue Hamburg noch nicht
ausgewachsen ist? Bekanntlich sind früher wohl Eier künstlich aus¬
gebrütet worden, aber der vom Feuer verletzte äußere und innere
Organismus einer Stadt wird durch kein Forcemittel zur gedeihlichen
Entwicklung gefördert. — Es ist wahr, wir brechen mehr und mehr
aus der Schale und wenn die ewigen Götter keinen Protest gegen
unsere Neugeburt einlegen, vollendet die Hebamme Zeit ihr Geschäft
ungestört. Doch gehört noch dazu die Last und redliche Arbeit des
Einzelnen, wie der Gesammtheit für eine lange Reihe von Jahren.
Manches wurde wankend und schwankend im Grundbau unseres
Staatswohles, unseres merkantilischen Flors. An der altbekannten
ehrenfester Solidität Hamburgs nagen Feuerwürmcr. Sie zehren
langsam, aber sicher. Sie sind, ist man zum Kampf gegen sie ent¬
schlossen, nicht ernstlich zu fürchten, aber auch nicht ganz zu verachten.
Zu diesen Feuerwürmem zählt man auch die Besorgnis) der Minde¬
rung des Häuserwerthes, die Unsicherheit hypothekarischer Posten, den
zweideutigen Glanz der neuen prächtigen Magazine, in deren Spie¬
gelscheiben mir stets all die Sorge, Waghalstgkeit, die SpeculationS-
tollheit und der moralische Katzenjammer ihrer Eigenthümer cntge-
genblinken. Wie ein Feuerwurm bedünkt mich auch die Frage der
Judenemancipation. Die Brandkatastrophe hat die Reform am kräf¬
tigsten in Anregung gebracht. Der Schlüssel knarrte einmal an der
Thür der Reformen — so ganz ausschließen ließen sich auch die
Juden nicht. Man erlaubte ihnen vorläufig, Grundbesitz zu erwerben,
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