Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.Zi b d u l Eine poetische Erzählung von Heinrich Landesmann. F a ta Morgan". I. Die schärfsten Pfeile schießt der Sonnenbrand Auf's Herz dem unermcß'nen Wüstensand. Der ballt zu gelben Wolken sich im Grimme, Beim Schall unheimlicher Siroccostimme. Und furchtbar tönt durch's Grollen der Natur Ein Menschenruf, verzweifelnd, angstbeklommen. Kein Menschenohr hat diesen Ruf vernommen, Er weckt den schlafbetaubten Löwen nur. Verloren hat im blendenden Orkane Ein frommer Pilger seine Karavane. ' Er wollte ziehn zu des Propheten Grab '' Und blickt ins eigne schaudernd jetzt hinab. ' Kein Aagen mag durchs Herz des Mannes gleiten, ' Wo eines Menschen Aug sein Sterben sieht, Doch des erprobten Herzens Muth entflieht In fühllos grauenvollen Einsamkeiten. Auf einen Hügel, den der Sand gebaut. Ermattet sinkt er hin, von Schreck umgraut; In Lüften unsichtbare Flammen brennen, Die durch die Adern ihm verzehrend rennen, Von seinen Lippen saugt der Durst das Blut, Es saugt die Qual ihm aus dem Hirn die Seele, Und was sein Herz an Wünschen sonst verhehle, Im Wunsch nach Rettung jetzt begraben ruht. Zi b d u l Eine poetische Erzählung von Heinrich Landesmann. F a ta Morgan«. I. Die schärfsten Pfeile schießt der Sonnenbrand Auf's Herz dem unermcß'nen Wüstensand. Der ballt zu gelben Wolken sich im Grimme, Beim Schall unheimlicher Siroccostimme. Und furchtbar tönt durch's Grollen der Natur Ein Menschenruf, verzweifelnd, angstbeklommen. Kein Menschenohr hat diesen Ruf vernommen, Er weckt den schlafbetaubten Löwen nur. Verloren hat im blendenden Orkane Ein frommer Pilger seine Karavane. ' Er wollte ziehn zu des Propheten Grab '' Und blickt ins eigne schaudernd jetzt hinab. ' Kein Aagen mag durchs Herz des Mannes gleiten, ' Wo eines Menschen Aug sein Sterben sieht, Doch des erprobten Herzens Muth entflieht In fühllos grauenvollen Einsamkeiten. Auf einen Hügel, den der Sand gebaut. Ermattet sinkt er hin, von Schreck umgraut; In Lüften unsichtbare Flammen brennen, Die durch die Adern ihm verzehrend rennen, Von seinen Lippen saugt der Durst das Blut, Es saugt die Qual ihm aus dem Hirn die Seele, Und was sein Herz an Wünschen sonst verhehle, Im Wunsch nach Rettung jetzt begraben ruht. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0582" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181766"/> </div> </div> <div n="1"> <head> Zi b d u l<lb/> Eine poetische Erzählung<lb/><note type="byline"> von<lb/> Heinrich Landesmann.</note></head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="pt"> F a ta Morgan«.</note> <div n="2"> <head> I.</head><lb/> <lg xml:id="POEMID_26" type="poem"> <l> Die schärfsten Pfeile schießt der Sonnenbrand<lb/> Auf's Herz dem unermcß'nen Wüstensand.<lb/> Der ballt zu gelben Wolken sich im Grimme,<lb/> Beim Schall unheimlicher Siroccostimme.<lb/> Und furchtbar tönt durch's Grollen der Natur<lb/> Ein Menschenruf, verzweifelnd, angstbeklommen.<lb/> Kein Menschenohr hat diesen Ruf vernommen,<lb/> Er weckt den schlafbetaubten Löwen nur.</l> <l> Verloren hat im blendenden Orkane<lb/> Ein frommer Pilger seine Karavane.<lb/> '<lb/> Er wollte ziehn zu des Propheten Grab<lb/> ''<lb/> Und blickt ins eigne schaudernd jetzt hinab.<lb/> '<lb/> Kein Aagen mag durchs Herz des Mannes gleiten,<lb/> '<lb/> Wo eines Menschen Aug sein Sterben sieht,<lb/> Doch des erprobten Herzens Muth entflieht<lb/> In fühllos grauenvollen Einsamkeiten.<lb/></l> <l> Auf einen Hügel, den der Sand gebaut.<lb/> Ermattet sinkt er hin, von Schreck umgraut;<lb/> In Lüften unsichtbare Flammen brennen,<lb/> Die durch die Adern ihm verzehrend rennen,<lb/> Von seinen Lippen saugt der Durst das Blut,<lb/> Es saugt die Qual ihm aus dem Hirn die Seele,<lb/> Und was sein Herz an Wünschen sonst verhehle,<lb/> Im Wunsch nach Rettung jetzt begraben ruht.</l> </lg><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0582]
Zi b d u l
Eine poetische Erzählung
von
Heinrich Landesmann.
F a ta Morgan«. I.
Die schärfsten Pfeile schießt der Sonnenbrand
Auf's Herz dem unermcß'nen Wüstensand.
Der ballt zu gelben Wolken sich im Grimme,
Beim Schall unheimlicher Siroccostimme.
Und furchtbar tönt durch's Grollen der Natur
Ein Menschenruf, verzweifelnd, angstbeklommen.
Kein Menschenohr hat diesen Ruf vernommen,
Er weckt den schlafbetaubten Löwen nur. Verloren hat im blendenden Orkane
Ein frommer Pilger seine Karavane.
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Er wollte ziehn zu des Propheten Grab
''
Und blickt ins eigne schaudernd jetzt hinab.
'
Kein Aagen mag durchs Herz des Mannes gleiten,
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Wo eines Menschen Aug sein Sterben sieht,
Doch des erprobten Herzens Muth entflieht
In fühllos grauenvollen Einsamkeiten.
Auf einen Hügel, den der Sand gebaut.
Ermattet sinkt er hin, von Schreck umgraut;
In Lüften unsichtbare Flammen brennen,
Die durch die Adern ihm verzehrend rennen,
Von seinen Lippen saugt der Durst das Blut,
Es saugt die Qual ihm aus dem Hirn die Seele,
Und was sein Herz an Wünschen sonst verhehle,
Im Wunsch nach Rettung jetzt begraben ruht.
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