Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. II. Band.T a g e b u es. i. Aus M et n es e n. Aufführung des "Moritz von Sachsen." -- Verschämtes Verbot. -- Das Wört¬ chen - Freiheit. -- Kritik; Einwürfe im Namen der Poesie und des Liberalis¬ mus. -- Herr Jost, Herr Das", Frau Dahn und Fräulein Denker. -- Fest¬ schmäuse; Tenerani, der König von Neapel und Bolivar. -- Oehlcnschläaer- schmaus. -- Ein Wort Lessing's. -- Herderfeier. -- Gutzkow und Dingelst'ete. -- "Der Weg zum Hofrath." Endlich hat das längst angekündigte, dann aber auf die lange T a g e b u es. i. Aus M et n es e n. Aufführung des „Moritz von Sachsen." — Verschämtes Verbot. — Das Wört¬ chen - Freiheit. — Kritik; Einwürfe im Namen der Poesie und des Liberalis¬ mus. — Herr Jost, Herr Das», Frau Dahn und Fräulein Denker. — Fest¬ schmäuse; Tenerani, der König von Neapel und Bolivar. — Oehlcnschläaer- schmaus. — Ein Wort Lessing's. — Herderfeier. — Gutzkow und Dingelst'ete. — „Der Weg zum Hofrath." Endlich hat das längst angekündigte, dann aber auf die lange <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0035" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181219"/> </div> <div n="1"> <head> T a g e b u es.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> i.<lb/> Aus M et n es e n.</head><lb/> <note type="argument"> Aufführung des „Moritz von Sachsen." — Verschämtes Verbot. — Das Wört¬<lb/> chen - Freiheit. — Kritik; Einwürfe im Namen der Poesie und des Liberalis¬<lb/> mus. — Herr Jost, Herr Das», Frau Dahn und Fräulein Denker. — Fest¬<lb/> schmäuse; Tenerani, der König von Neapel und Bolivar. — Oehlcnschläaer-<lb/> schmaus. — Ein Wort Lessing's. — Herderfeier. — Gutzkow und Dingelst'ete.<lb/> — „Der Weg zum Hofrath."</note><lb/> <p xml:id="ID_57" next="#ID_58"> Endlich hat das längst angekündigte, dann aber auf die lange<lb/> Bank der Vertagung geschobene Trauerspiel: „Moritz von Sachsen"<lb/> auf der hiesigen Bühne seine Darstellung, oder um so zu sagen, seine<lb/> Fleischwerdung erlebt, denn wie kann man wohl anschaulicher jenen<lb/> bedeutungsvollen Prozeß bezeichnen, durch welchen eine absolute prutz-<lb/> sche Idee, z. B. die der Freiheit unter dem Bilde des Churfürsten<lb/> Moritz, plötzlich in den Münchner Schauspieler Dahn, also in Fleisch<lb/> uno Blut verwandelt wird? Nun sage man noch, die Lehre von der<lb/> Transsubstantiation beruhe auf keiner realen Wahrheit! Das Stück ist<lb/> in mancher Hinsicht gar nicht übel; aber Herr Prutz wird uns schon<lb/> erlauben, an ihn und sein Werk die große Elle der Kritik anlegen zu<lb/> dürfen, da er selbst sogar zu der Metzgerzunft der Halle'schen Jahr¬<lb/> bücher gehörte, in denen Beck, Lenau, Freiligrath, Rückect und sämmt¬<lb/> liche Romantiker mit scharfem Hackmesser in lauter Läppchen zerklopft<lb/> wurden, Mosen aber erst von da an Gnade fand, als er zu Dresden<lb/> die Ehre des persönlichen Umgangs mit Ol-. Ruge genoß. Uebrigens<lb/> hat die Aufführung des „Moritz" für München einige Bedeutung<lb/> und gehört zu den mancherlei Ehrenerklärungen, die man auch hier<lb/> der freieren Zeitregung macht, obgleich es unserer guten Stadt wie<lb/> manchen Personen geht, die, sie mögen auch wirklich einmal etwas<lb/> Löbliches thun, gegen die auf ihnen lastenden Borurtheile der Gesell¬<lb/> schaft umsonst anringen. Jedenfalls ist es beachtenswert!), daß die</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0035]
T a g e b u es.
i.
Aus M et n es e n.
Aufführung des „Moritz von Sachsen." — Verschämtes Verbot. — Das Wört¬
chen - Freiheit. — Kritik; Einwürfe im Namen der Poesie und des Liberalis¬
mus. — Herr Jost, Herr Das», Frau Dahn und Fräulein Denker. — Fest¬
schmäuse; Tenerani, der König von Neapel und Bolivar. — Oehlcnschläaer-
schmaus. — Ein Wort Lessing's. — Herderfeier. — Gutzkow und Dingelst'ete.
— „Der Weg zum Hofrath."
Endlich hat das längst angekündigte, dann aber auf die lange
Bank der Vertagung geschobene Trauerspiel: „Moritz von Sachsen"
auf der hiesigen Bühne seine Darstellung, oder um so zu sagen, seine
Fleischwerdung erlebt, denn wie kann man wohl anschaulicher jenen
bedeutungsvollen Prozeß bezeichnen, durch welchen eine absolute prutz-
sche Idee, z. B. die der Freiheit unter dem Bilde des Churfürsten
Moritz, plötzlich in den Münchner Schauspieler Dahn, also in Fleisch
uno Blut verwandelt wird? Nun sage man noch, die Lehre von der
Transsubstantiation beruhe auf keiner realen Wahrheit! Das Stück ist
in mancher Hinsicht gar nicht übel; aber Herr Prutz wird uns schon
erlauben, an ihn und sein Werk die große Elle der Kritik anlegen zu
dürfen, da er selbst sogar zu der Metzgerzunft der Halle'schen Jahr¬
bücher gehörte, in denen Beck, Lenau, Freiligrath, Rückect und sämmt¬
liche Romantiker mit scharfem Hackmesser in lauter Läppchen zerklopft
wurden, Mosen aber erst von da an Gnade fand, als er zu Dresden
die Ehre des persönlichen Umgangs mit Ol-. Ruge genoß. Uebrigens
hat die Aufführung des „Moritz" für München einige Bedeutung
und gehört zu den mancherlei Ehrenerklärungen, die man auch hier
der freieren Zeitregung macht, obgleich es unserer guten Stadt wie
manchen Personen geht, die, sie mögen auch wirklich einmal etwas
Löbliches thun, gegen die auf ihnen lastenden Borurtheile der Gesell¬
schaft umsonst anringen. Jedenfalls ist es beachtenswert!), daß die
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