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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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Bourdon. Morgen gilt es. -- Nicht länger gezögert! Er
hat sich einen Purpurmantel bestellt; wir wollen ihm ein härenes
Armensünderkleid verfertigen.
Barras. Man munkelt von der Dictatur, die ihm die Ge¬
meinde angetragen. O, er repräsentirt herrlich! Ich möchte ihn zu
Perde sehen!
Barrvre. Er sitzt zu Pferde, wie ein Affe auf dem Kameel;
doch Sporen und Reitgerte weiß er gut zu brauchen.
Tallien. Ihr sprecht ja wie Gardelieutenants der Bourbons.
Wenn es darauf ankäme, könnte jeder Reitknecht Dictator sein.
Fouche. Habt Ihr von den Proscriptionen gehört?
Tallien. O ja, er will den Sulla spielen.
Barrere. Unsere Köpfe sind alle dem finsteren Hades ge¬
weiht. Wir sind alle confiscirte Kerls. Robespierre winkt --
und der Teuelteckt unsere armen Seelen in die Tasche.
Fouche. Wir sind, bei Gott, nicht sicher!
Bourdon. Er soll es wagen, gewaltsam an uns Hand zu
legen. Der schlechteste Sansculotte achtet das Gesetz, das uns schützt
vor jedem Attentat.
Eilfte Scene.
Die Vorigen. Henriot mit Wache (tritt auf.)

Henriot. Was steckt Ihr da die Köpfe zusammen? Ver¬
schwörung! Donner und Wetter! Das sind die Verräther! Die Ruhe¬
störer! -- Gebt Euch gefangen!
Bourdon. Hab' Achtung vor den Mitgliedern des Convents.
Henriot. Convent hin, Convent her! - Ihr seid Alle schlechte
Kerle. Ob Ihr auf dem Berge sitzt oder im Sumpfe -- ich sehe es
Euch an Eueren Gesichtern an, daß Ihr Schurken seid.
Tallien. Das fordert Genugthuung!
Barras. Henriot, bist Du von Sinnen?
Barrere. Er dient nur zwei Göttern, dem Bacchus und dem
Robespierre! Der eine ist immer betrunken, der andere immer nüchtern.
Henriot, ich wette mit Dir um eine Champagnerflasche, daß Du
jetzt den Mond nicht von meiner Laterne unterscheiden kannst.
Henriot. Was! Ihr raisonnirt? Ich commandire die bewaff¬
nete Macht von Paris und dulde kein Raisonnement. Widerstand!
Bourdon. Morgen gilt es. — Nicht länger gezögert! Er
hat sich einen Purpurmantel bestellt; wir wollen ihm ein härenes
Armensünderkleid verfertigen.
Barras. Man munkelt von der Dictatur, die ihm die Ge¬
meinde angetragen. O, er repräsentirt herrlich! Ich möchte ihn zu
Perde sehen!
Barrvre. Er sitzt zu Pferde, wie ein Affe auf dem Kameel;
doch Sporen und Reitgerte weiß er gut zu brauchen.
Tallien. Ihr sprecht ja wie Gardelieutenants der Bourbons.
Wenn es darauf ankäme, könnte jeder Reitknecht Dictator sein.
Fouche. Habt Ihr von den Proscriptionen gehört?
Tallien. O ja, er will den Sulla spielen.
Barrere. Unsere Köpfe sind alle dem finsteren Hades ge¬
weiht. Wir sind alle confiscirte Kerls. Robespierre winkt —
und der Teuelteckt unsere armen Seelen in die Tasche.
Fouche. Wir sind, bei Gott, nicht sicher!
Bourdon. Er soll es wagen, gewaltsam an uns Hand zu
legen. Der schlechteste Sansculotte achtet das Gesetz, das uns schützt
vor jedem Attentat.
Eilfte Scene.
Die Vorigen. Henriot mit Wache (tritt auf.)

Henriot. Was steckt Ihr da die Köpfe zusammen? Ver¬
schwörung! Donner und Wetter! Das sind die Verräther! Die Ruhe¬
störer! — Gebt Euch gefangen!
Bourdon. Hab' Achtung vor den Mitgliedern des Convents.
Henriot. Convent hin, Convent her! - Ihr seid Alle schlechte
Kerle. Ob Ihr auf dem Berge sitzt oder im Sumpfe — ich sehe es
Euch an Eueren Gesichtern an, daß Ihr Schurken seid.
Tallien. Das fordert Genugthuung!
Barras. Henriot, bist Du von Sinnen?
Barrere. Er dient nur zwei Göttern, dem Bacchus und dem
Robespierre! Der eine ist immer betrunken, der andere immer nüchtern.
Henriot, ich wette mit Dir um eine Champagnerflasche, daß Du
jetzt den Mond nicht von meiner Laterne unterscheiden kannst.
Henriot. Was! Ihr raisonnirt? Ich commandire die bewaff¬
nete Macht von Paris und dulde kein Raisonnement. Widerstand!
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[0448] Bourdon. Morgen gilt es. — Nicht länger gezögert! Er hat sich einen Purpurmantel bestellt; wir wollen ihm ein härenes Armensünderkleid verfertigen. Barras. Man munkelt von der Dictatur, die ihm die Ge¬ meinde angetragen. O, er repräsentirt herrlich! Ich möchte ihn zu Perde sehen! Barrvre. Er sitzt zu Pferde, wie ein Affe auf dem Kameel; doch Sporen und Reitgerte weiß er gut zu brauchen. Tallien. Ihr sprecht ja wie Gardelieutenants der Bourbons. Wenn es darauf ankäme, könnte jeder Reitknecht Dictator sein. Fouche. Habt Ihr von den Proscriptionen gehört? Tallien. O ja, er will den Sulla spielen. Barrere. Unsere Köpfe sind alle dem finsteren Hades ge¬ weiht. Wir sind alle confiscirte Kerls. Robespierre winkt — und der Teuelteckt unsere armen Seelen in die Tasche. Fouche. Wir sind, bei Gott, nicht sicher! Bourdon. Er soll es wagen, gewaltsam an uns Hand zu legen. Der schlechteste Sansculotte achtet das Gesetz, das uns schützt vor jedem Attentat. Eilfte Scene. Die Vorigen. Henriot mit Wache (tritt auf.) Henriot. Was steckt Ihr da die Köpfe zusammen? Ver¬ schwörung! Donner und Wetter! Das sind die Verräther! Die Ruhe¬ störer! — Gebt Euch gefangen! Bourdon. Hab' Achtung vor den Mitgliedern des Convents. Henriot. Convent hin, Convent her! - Ihr seid Alle schlechte Kerle. Ob Ihr auf dem Berge sitzt oder im Sumpfe — ich sehe es Euch an Eueren Gesichtern an, daß Ihr Schurken seid. Tallien. Das fordert Genugthuung! Barras. Henriot, bist Du von Sinnen? Barrere. Er dient nur zwei Göttern, dem Bacchus und dem Robespierre! Der eine ist immer betrunken, der andere immer nüchtern. Henriot, ich wette mit Dir um eine Champagnerflasche, daß Du jetzt den Mond nicht von meiner Laterne unterscheiden kannst. Henriot. Was! Ihr raisonnirt? Ich commandire die bewaff¬ nete Macht von Paris und dulde kein Raisonnement. Widerstand!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/448>, abgerufen am 29.06.2024.