Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.Die Maas und ihre Anwohner. Von Julius Fester. Völker und Völkerstämme theilen sich ab nach Flußgebieten und Läßt auch Cäsar den Rhein die Grenzscheide zwischen Gallien Die Maas und ihre Anwohner. Von Julius Fester. Völker und Völkerstämme theilen sich ab nach Flußgebieten und Läßt auch Cäsar den Rhein die Grenzscheide zwischen Gallien <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0465" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267082"/> </div> </div> <div n="1"> <head> Die Maas und ihre Anwohner.<lb/><note type="byline"> Von<lb/> Julius Fester.</note></head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_1268"> Völker und Völkerstämme theilen sich ab nach Flußgebieten und<lb/> wo nicht Staatsgewalt und Politik eine künstliche Trennung hervor¬<lb/> gebracht haben, da entfaltet sich von den beiden Ufern eines Flusses<lb/> an bis in die fernsten Nebenthäler das rege Leben eines und<lb/> desselben, in Sprache und Sitte gleich gebildeten Stammes. Wohl<lb/> nur in den ersten Zeiten der Unkultur konnte ein mächtiger Strom<lb/> den umherziehenden, Krieg und Jagd suchenden Wilden zur hem¬<lb/> menden Grenze werden; wo aber die Civilisation die Wälder aus¬<lb/> gerodet, die Felder befruchtet und zierlichere Wohnungen aufrichtet,<lb/> da ist der Fluß keine Trennung mehr, sondern eine leichte Verbin¬<lb/> dung, und der Kahn trägt den Freund leichter zum drübenwohnen¬<lb/> den Gastfreunde, als selbst Roß und Fuhrwerk den zackigen BergeS-<lb/> kamm überschreiten. Warum also, wenn die Familie sich vermehrt<lb/> und sich auszudehnen sucht, nicht lieber im freundlichen Flußthale<lb/> und seinen Nebenthälchen als jenseit des Berges sich ansiedeln?</p><lb/> <p xml:id="ID_1269" next="#ID_1270"> Läßt auch Cäsar den Rhein die Grenzscheide zwischen Gallien<lb/> und Germanien bilden, so treten wir hier eines Theils in jene<lb/> Zeiten der Unkultur zurück, anderen Theils hat die Völkerwande¬<lb/> rung diese Unterscheidung gänzlich aufgehoben. Wenn nun auch<lb/> im Vertrage zu Verdun der Rhein wieder als die Grenze Deutsch-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0465]
Die Maas und ihre Anwohner.
Von
Julius Fester.
Völker und Völkerstämme theilen sich ab nach Flußgebieten und
wo nicht Staatsgewalt und Politik eine künstliche Trennung hervor¬
gebracht haben, da entfaltet sich von den beiden Ufern eines Flusses
an bis in die fernsten Nebenthäler das rege Leben eines und
desselben, in Sprache und Sitte gleich gebildeten Stammes. Wohl
nur in den ersten Zeiten der Unkultur konnte ein mächtiger Strom
den umherziehenden, Krieg und Jagd suchenden Wilden zur hem¬
menden Grenze werden; wo aber die Civilisation die Wälder aus¬
gerodet, die Felder befruchtet und zierlichere Wohnungen aufrichtet,
da ist der Fluß keine Trennung mehr, sondern eine leichte Verbin¬
dung, und der Kahn trägt den Freund leichter zum drübenwohnen¬
den Gastfreunde, als selbst Roß und Fuhrwerk den zackigen BergeS-
kamm überschreiten. Warum also, wenn die Familie sich vermehrt
und sich auszudehnen sucht, nicht lieber im freundlichen Flußthale
und seinen Nebenthälchen als jenseit des Berges sich ansiedeln?
Läßt auch Cäsar den Rhein die Grenzscheide zwischen Gallien
und Germanien bilden, so treten wir hier eines Theils in jene
Zeiten der Unkultur zurück, anderen Theils hat die Völkerwande¬
rung diese Unterscheidung gänzlich aufgehoben. Wenn nun auch
im Vertrage zu Verdun der Rhein wieder als die Grenze Deutsch-
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