Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.immer mehr "G'full" verlangt, bis er endlich zuletzt- "villz'pill G'full" darin PH. P- II. Aus Stuttgart. Unter der Intendanz des Baron von Tauben heim und der Oberregie immer mehr „G'full" verlangt, bis er endlich zuletzt- „villz'pill G'full" darin PH. P- II. Aus Stuttgart. Unter der Intendanz des Baron von Tauben heim und der Oberregie <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0441" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267058"/> <p xml:id="ID_1225" prev="#ID_1224"> immer mehr „G'full" verlangt, bis er endlich zuletzt- „villz'pill G'full" darin<lb/> findet. Die französische Farce ist witziger, geistvoller, wenn man will; humo¬<lb/> ristischer unstreitig ist die Wiener. Mehrere zotige Witze, welche die deutsche<lb/> Originalausgabe hat, sind zum Vortheil des Stückes in der französischen Ueber-<lb/> setzung weggeblieben. Wie ich höre, ist man daran, den Lumpacivagabundus<lb/> zu übersetzen- Wir haben ein eigenes Malheur mit diesen Franzosen. Im<lb/> Roman haben sie zuerst mit der Übersetzung Jean Paul's und Hoffmann's<lb/> angefangen; im Theater beginnen sie mit dem Ncstroy. Die Maria Stuart,<lb/> die in das l'Ilüatrs frau<!ius in Lcbrunscher Berballhornung gespielt wird,<lb/> kann kein Deutscher als deutsches Eigenthum reclamiren. Uebrigens besteht<lb/> die Rachel darauf, daß man die Jungfrau von Orleans im Thiültre frau<?ais<lb/> gebe; wie man die arme Jungfrau verstümmeln wird, mögen die Götter wissen.<lb/> Die Rachel ist in letzter Zeit, seit sie von London zurückgekommen ist, ganz<lb/> eingenommen für englische und deutsche Dramen; da sie als eine geborne<lb/> Elsäfierin das Deutsche versteht und den jüdisch-elsässischen Dialekt sogar spricht,<lb/> so ist es natürlich, daß sie mehr sür Schiller als für Shakspeare Sympathien<lb/> hat. Sie fühlt es, daß sie eines erweiterten Wirkungskreises bedarf, um nicht<lb/> stabil, langweilig zu werden und außer der Mode zu kommen. Die italieni¬<lb/> sche Oper ist mit Rossini's Scmiramide wieder eröffnet worden; Pauline Garcia,<lb/> oder wie sie jetzt heißt, Garcia-Viardot. (sie hat Herrn Biardot, den Mitheraus¬<lb/> geber der Revue Jndöpendante geyeirathet) trat zum ersten Male darin auf.<lb/> Man hatte große Vorbereitungen getroffen; die Literatur, die Hausfreunde,<lb/> die zahlreichen Anbeter der geistreichen, obschon ganz unschönen Frau waren<lb/> auf ihren Posten. Der kräftige Contrealt der sehr gebildeten Sängerin ließ<lb/> sich hören — aber ohne Glück. Die GaremViardot hat Alles, um in der<lb/> französischen Oper zu brilliren, in der italienischen jedoch wird sie immer durch-<lb/> fallen. Die Leidenschaft, welche die Sonne Italiens ausbrütet, ist ganz anderer<lb/> Art, als diejenige, welche die französische Schule ausbildet.</p><lb/> <note type="byline"> PH. P-</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="2"> <head> II.<lb/> Aus Stuttgart.</head><lb/> <p xml:id="ID_1226" next="#ID_1227"> Unter der Intendanz des Baron von Tauben heim und der Oberregie<lb/> des Herrn Moritz sind bei unserer Bühne Kräfte rege geworden, die wahr¬<lb/> haft elektrischer Schläge bedurften, um aus langer Indolenz zum Selbstbe¬<lb/> wußtsein, zum Willen und Wirken zu erwachen. Wenn auch zuvor schon</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0441]
immer mehr „G'full" verlangt, bis er endlich zuletzt- „villz'pill G'full" darin
findet. Die französische Farce ist witziger, geistvoller, wenn man will; humo¬
ristischer unstreitig ist die Wiener. Mehrere zotige Witze, welche die deutsche
Originalausgabe hat, sind zum Vortheil des Stückes in der französischen Ueber-
setzung weggeblieben. Wie ich höre, ist man daran, den Lumpacivagabundus
zu übersetzen- Wir haben ein eigenes Malheur mit diesen Franzosen. Im
Roman haben sie zuerst mit der Übersetzung Jean Paul's und Hoffmann's
angefangen; im Theater beginnen sie mit dem Ncstroy. Die Maria Stuart,
die in das l'Ilüatrs frau<!ius in Lcbrunscher Berballhornung gespielt wird,
kann kein Deutscher als deutsches Eigenthum reclamiren. Uebrigens besteht
die Rachel darauf, daß man die Jungfrau von Orleans im Thiültre frau<?ais
gebe; wie man die arme Jungfrau verstümmeln wird, mögen die Götter wissen.
Die Rachel ist in letzter Zeit, seit sie von London zurückgekommen ist, ganz
eingenommen für englische und deutsche Dramen; da sie als eine geborne
Elsäfierin das Deutsche versteht und den jüdisch-elsässischen Dialekt sogar spricht,
so ist es natürlich, daß sie mehr sür Schiller als für Shakspeare Sympathien
hat. Sie fühlt es, daß sie eines erweiterten Wirkungskreises bedarf, um nicht
stabil, langweilig zu werden und außer der Mode zu kommen. Die italieni¬
sche Oper ist mit Rossini's Scmiramide wieder eröffnet worden; Pauline Garcia,
oder wie sie jetzt heißt, Garcia-Viardot. (sie hat Herrn Biardot, den Mitheraus¬
geber der Revue Jndöpendante geyeirathet) trat zum ersten Male darin auf.
Man hatte große Vorbereitungen getroffen; die Literatur, die Hausfreunde,
die zahlreichen Anbeter der geistreichen, obschon ganz unschönen Frau waren
auf ihren Posten. Der kräftige Contrealt der sehr gebildeten Sängerin ließ
sich hören — aber ohne Glück. Die GaremViardot hat Alles, um in der
französischen Oper zu brilliren, in der italienischen jedoch wird sie immer durch-
fallen. Die Leidenschaft, welche die Sonne Italiens ausbrütet, ist ganz anderer
Art, als diejenige, welche die französische Schule ausbildet.
PH. P-
II.
Aus Stuttgart.
Unter der Intendanz des Baron von Tauben heim und der Oberregie
des Herrn Moritz sind bei unserer Bühne Kräfte rege geworden, die wahr¬
haft elektrischer Schläge bedurften, um aus langer Indolenz zum Selbstbe¬
wußtsein, zum Willen und Wirken zu erwachen. Wenn auch zuvor schon
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