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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.

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Statistik der Pariser Journale.

Während man im Jahre 1812 zu Paris nur 45 Journale und periodische
Schriften zählte, waren ihrer im Jahre 1826 schon 170; zur Zeit der Juli-
revolution war die Zahl auf 309 gestiegen und jetzt sind ihrer 403. Davon
erscheinen 35> täglich, 95 wöchentlich, 218 monatlich, 5 vierteljährlich, 8 drei
Mal wöchentlich, 31 zwei Mal, 8 drei Mal monatlich, 4 sechs Mal wöchent¬
lich, 2 über den andern Tag, 3 alle fünf und 2 alle zehn Tage; 1 erscheint
halbjährlich und 4 in unbestimmten Zeiträumen. Der Abonncmcntspreiö ist
von 120 bis 2Z Francs jährlich. Ausser mit Politik beschäftigen sich 15 mit
religiösen Gegenständen (davon 6 dem Protestantismus, 1 dem Judenthume
angehören) 20 mit Jurisprudenz, 27 mit Arzneikunde, 14 mit Naturwissen¬
schaften, 4 mit Marine und was dahin einschlägt; 10 mit Theaterangelegen-
heiten, 4 mit philosophischen Forschungen, 5 mit moralische", 10 mit Vcnval-
tungsgcgenstänbcn, 28 gehören der Pädagogik an, 37 sind literarischen Inhalts,
1 für Freimaurerei, 23 Intelligenz- und Anzcigeblättcr, 18 sind dem Ackerbau,
der Gartencultur, dem Seidenbau u. dergl. gewidmet; 10 beschäftigen sich mit
dem Buchhandel, 4 mit der Mathematik, 4 mit der Industrie, 33 mit Han¬
delssachen, 14 mit der Musik u. s. w. -- Wir wollen nächstens eine ähnliche
statistische Uebersicht der deutschen Journale zu geben suchen.




Reisende Schriftsteller.

Die Blätter für literarische Unterhaltung machen bei Gelegenheit einer
Beurtheilung der letzten Schriften des bekannten Reisenden Kohl mit Recht die
Bemerkung, es sei in der deutschen Literatur ein seltenes Beispiel, daß eine
einzige Feder binnen Jahresfrist zehn starke Bände länderschildernden Inhalts
auf den Markt bringt, ohne die Verdienste einer angenehmen Darstellung
und einer eigenthümlichen Ergründung des Gegenstandes zu entbehren. In
der That ist die Individualität Kohl's gewissermaßen von der Natur zum
reisenden Schriftsteller bestimmt. Ein angenehmes Aeußere, das ihm bei
dem Postillon, wie bei dem Gelehrten, den er besucht, bei der rothwangigen
Wirthin, wie bei dem ernsthaften Prior irgend eines Klosters ein freundliches
Entgegenkommen sichert. Kräftiger, schlanker Wuchs, stets angeregt, ohne da¬
bei die Ruhe zu verlieren und dazu mit einem Talent des Aussragens begabt,'
daß ein brüsseler Schriftsteller, Herr van Hasselt, mit Recht von ihm sagte:
er drücke Jedermann, der mit ihm spricht, den Kopf, wie einen nassen Schwamm
aus. Kohl macht seine neuen Reisen auf Kosten Cotta's, der ihm, wie auch


Statistik der Pariser Journale.

Während man im Jahre 1812 zu Paris nur 45 Journale und periodische
Schriften zählte, waren ihrer im Jahre 1826 schon 170; zur Zeit der Juli-
revolution war die Zahl auf 309 gestiegen und jetzt sind ihrer 403. Davon
erscheinen 35> täglich, 95 wöchentlich, 218 monatlich, 5 vierteljährlich, 8 drei
Mal wöchentlich, 31 zwei Mal, 8 drei Mal monatlich, 4 sechs Mal wöchent¬
lich, 2 über den andern Tag, 3 alle fünf und 2 alle zehn Tage; 1 erscheint
halbjährlich und 4 in unbestimmten Zeiträumen. Der Abonncmcntspreiö ist
von 120 bis 2Z Francs jährlich. Ausser mit Politik beschäftigen sich 15 mit
religiösen Gegenständen (davon 6 dem Protestantismus, 1 dem Judenthume
angehören) 20 mit Jurisprudenz, 27 mit Arzneikunde, 14 mit Naturwissen¬
schaften, 4 mit Marine und was dahin einschlägt; 10 mit Theaterangelegen-
heiten, 4 mit philosophischen Forschungen, 5 mit moralische», 10 mit Vcnval-
tungsgcgenstänbcn, 28 gehören der Pädagogik an, 37 sind literarischen Inhalts,
1 für Freimaurerei, 23 Intelligenz- und Anzcigeblättcr, 18 sind dem Ackerbau,
der Gartencultur, dem Seidenbau u. dergl. gewidmet; 10 beschäftigen sich mit
dem Buchhandel, 4 mit der Mathematik, 4 mit der Industrie, 33 mit Han¬
delssachen, 14 mit der Musik u. s. w. — Wir wollen nächstens eine ähnliche
statistische Uebersicht der deutschen Journale zu geben suchen.




Reisende Schriftsteller.

Die Blätter für literarische Unterhaltung machen bei Gelegenheit einer
Beurtheilung der letzten Schriften des bekannten Reisenden Kohl mit Recht die
Bemerkung, es sei in der deutschen Literatur ein seltenes Beispiel, daß eine
einzige Feder binnen Jahresfrist zehn starke Bände länderschildernden Inhalts
auf den Markt bringt, ohne die Verdienste einer angenehmen Darstellung
und einer eigenthümlichen Ergründung des Gegenstandes zu entbehren. In
der That ist die Individualität Kohl's gewissermaßen von der Natur zum
reisenden Schriftsteller bestimmt. Ein angenehmes Aeußere, das ihm bei
dem Postillon, wie bei dem Gelehrten, den er besucht, bei der rothwangigen
Wirthin, wie bei dem ernsthaften Prior irgend eines Klosters ein freundliches
Entgegenkommen sichert. Kräftiger, schlanker Wuchs, stets angeregt, ohne da¬
bei die Ruhe zu verlieren und dazu mit einem Talent des Aussragens begabt,'
daß ein brüsseler Schriftsteller, Herr van Hasselt, mit Recht von ihm sagte:
er drücke Jedermann, der mit ihm spricht, den Kopf, wie einen nassen Schwamm
aus. Kohl macht seine neuen Reisen auf Kosten Cotta's, der ihm, wie auch


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[0399] Statistik der Pariser Journale. Während man im Jahre 1812 zu Paris nur 45 Journale und periodische Schriften zählte, waren ihrer im Jahre 1826 schon 170; zur Zeit der Juli- revolution war die Zahl auf 309 gestiegen und jetzt sind ihrer 403. Davon erscheinen 35> täglich, 95 wöchentlich, 218 monatlich, 5 vierteljährlich, 8 drei Mal wöchentlich, 31 zwei Mal, 8 drei Mal monatlich, 4 sechs Mal wöchent¬ lich, 2 über den andern Tag, 3 alle fünf und 2 alle zehn Tage; 1 erscheint halbjährlich und 4 in unbestimmten Zeiträumen. Der Abonncmcntspreiö ist von 120 bis 2Z Francs jährlich. Ausser mit Politik beschäftigen sich 15 mit religiösen Gegenständen (davon 6 dem Protestantismus, 1 dem Judenthume angehören) 20 mit Jurisprudenz, 27 mit Arzneikunde, 14 mit Naturwissen¬ schaften, 4 mit Marine und was dahin einschlägt; 10 mit Theaterangelegen- heiten, 4 mit philosophischen Forschungen, 5 mit moralische», 10 mit Vcnval- tungsgcgenstänbcn, 28 gehören der Pädagogik an, 37 sind literarischen Inhalts, 1 für Freimaurerei, 23 Intelligenz- und Anzcigeblättcr, 18 sind dem Ackerbau, der Gartencultur, dem Seidenbau u. dergl. gewidmet; 10 beschäftigen sich mit dem Buchhandel, 4 mit der Mathematik, 4 mit der Industrie, 33 mit Han¬ delssachen, 14 mit der Musik u. s. w. — Wir wollen nächstens eine ähnliche statistische Uebersicht der deutschen Journale zu geben suchen. Reisende Schriftsteller. Die Blätter für literarische Unterhaltung machen bei Gelegenheit einer Beurtheilung der letzten Schriften des bekannten Reisenden Kohl mit Recht die Bemerkung, es sei in der deutschen Literatur ein seltenes Beispiel, daß eine einzige Feder binnen Jahresfrist zehn starke Bände länderschildernden Inhalts auf den Markt bringt, ohne die Verdienste einer angenehmen Darstellung und einer eigenthümlichen Ergründung des Gegenstandes zu entbehren. In der That ist die Individualität Kohl's gewissermaßen von der Natur zum reisenden Schriftsteller bestimmt. Ein angenehmes Aeußere, das ihm bei dem Postillon, wie bei dem Gelehrten, den er besucht, bei der rothwangigen Wirthin, wie bei dem ernsthaften Prior irgend eines Klosters ein freundliches Entgegenkommen sichert. Kräftiger, schlanker Wuchs, stets angeregt, ohne da¬ bei die Ruhe zu verlieren und dazu mit einem Talent des Aussragens begabt,' daß ein brüsseler Schriftsteller, Herr van Hasselt, mit Recht von ihm sagte: er drücke Jedermann, der mit ihm spricht, den Kopf, wie einen nassen Schwamm aus. Kohl macht seine neuen Reisen auf Kosten Cotta's, der ihm, wie auch

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/399>, abgerufen am 23.07.2024.