Rheinisches Taschenbuch für 1842. Herausgegeben von Dr. Adrian.*)
Unter den Taschenbüchern, womit uns der diesjährige Herbst beschenkt, muß das rheinische, schon wegen seines Titels, eins der ersten sein, die wir hier in Belgien bewillkommnen. Wir begrüßen es als eine Gabe des deutschen Nachbarlandes, mit dem wir schon aus dem Grunde in nähern literarischen Verkehr zu treten uns getrieben fühlen, damit wir uns nicht vorwerfen müssen, daß geistige Schranken und Scheidungen noch fortbe¬ stehen, während die Mechanik und der rechnende Verstand die des Rau¬ mes und Bodens bereits überwunden haben. Zwar haben wir hier an den Grenzen von Deutschland einen nicht ungünstigen Standort, um das Vaterland im Großen und in seiner Gesammtheit zu überschauen, um die ausgedehnten und getheilten Gebiete, die es umfaßt, durch einen perspectivischen Blick einander näher zu rücken; manche Unterschiede, welche in der Mitte des deutschen Lebens den Blick der Kritik oft stören und verwirren, so mancherlei Lärm, welcher auf der Arena selbst das Ohr eine Zeit lang betäubt, und es leicht des Sinnes beraubt, den wahren Ton, der in der Zeit anklingt, das herrschende und reine Verhältniß zu vernehmen, -- dies alles können wir hier ohne Mühe von uns fern halten. Allein, wenn wir so bei Besprechung der Erzeugnisse deutscher Kunst, Poesie und Wissenschaft angewiesen sind, die umfassenderen Ge-
*) Mit 8 Stahlstichen. Frankfurt a. M., bei J. D. Sauerländer.
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Deutsche Taschenbücher.
Rheinisches Taschenbuch für 1842. Herausgegeben von Dr. Adrian.*)
Unter den Taschenbüchern, womit uns der diesjährige Herbst beschenkt, muß das rheinische, schon wegen seines Titels, eins der ersten sein, die wir hier in Belgien bewillkommnen. Wir begrüßen es als eine Gabe des deutschen Nachbarlandes, mit dem wir schon aus dem Grunde in nähern literarischen Verkehr zu treten uns getrieben fühlen, damit wir uns nicht vorwerfen müssen, daß geistige Schranken und Scheidungen noch fortbe¬ stehen, während die Mechanik und der rechnende Verstand die des Rau¬ mes und Bodens bereits überwunden haben. Zwar haben wir hier an den Grenzen von Deutschland einen nicht ungünstigen Standort, um das Vaterland im Großen und in seiner Gesammtheit zu überschauen, um die ausgedehnten und getheilten Gebiete, die es umfaßt, durch einen perspectivischen Blick einander näher zu rücken; manche Unterschiede, welche in der Mitte des deutschen Lebens den Blick der Kritik oft stören und verwirren, so mancherlei Lärm, welcher auf der Arena selbst das Ohr eine Zeit lang betäubt, und es leicht des Sinnes beraubt, den wahren Ton, der in der Zeit anklingt, das herrschende und reine Verhältniß zu vernehmen, — dies alles können wir hier ohne Mühe von uns fern halten. Allein, wenn wir so bei Besprechung der Erzeugnisse deutscher Kunst, Poesie und Wissenschaft angewiesen sind, die umfassenderen Ge-
*) Mit 8 Stahlstichen. Frankfurt a. M., bei J. D. Sauerländer.
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Deutsche Taschenbücher.
Rheinisches Taschenbuch für 1842.
Herausgegeben
von
Dr. Adrian. *)
Unter den Taschenbüchern, womit uns der diesjährige Herbst beschenkt,
muß das rheinische, schon wegen seines Titels, eins der ersten sein, die
wir hier in Belgien bewillkommnen. Wir begrüßen es als eine Gabe des
deutschen Nachbarlandes, mit dem wir schon aus dem Grunde in nähern
literarischen Verkehr zu treten uns getrieben fühlen, damit wir uns nicht
vorwerfen müssen, daß geistige Schranken und Scheidungen noch fortbe¬
stehen, während die Mechanik und der rechnende Verstand die des Rau¬
mes und Bodens bereits überwunden haben. Zwar haben wir hier an
den Grenzen von Deutschland einen nicht ungünstigen Standort, um das
Vaterland im Großen und in seiner Gesammtheit zu überschauen, um
die ausgedehnten und getheilten Gebiete, die es umfaßt, durch einen
perspectivischen Blick einander näher zu rücken; manche Unterschiede, welche
in der Mitte des deutschen Lebens den Blick der Kritik oft stören und
verwirren, so mancherlei Lärm, welcher auf der Arena selbst das Ohr
eine Zeit lang betäubt, und es leicht des Sinnes beraubt, den wahren
Ton, der in der Zeit anklingt, das herrschende und reine Verhältniß zu
vernehmen, — dies alles können wir hier ohne Mühe von uns fern
halten. Allein, wenn wir so bei Besprechung der Erzeugnisse deutscher
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Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_179382_282158/205>, abgerufen am 23.07.2024.
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