Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789.Die Erbschleicher. Justinen im Arm hält.) Schwester Felicitas? Wirsind versöhnt! Ich seegne deine Asche. Justine. Und verzeihen ihren Kindern? Gerhard (mit einem mißtrauischen Blick auf Sternberg.) Wenn sonst nichts dahinter steckt? Zwey und zwanzigster Auftritt. Therese. Vorige. Therese (die an der offenen Kabinetsthüre gelauscht hatte, tritt schnell hervor.) Leider steckt noch etwas dahinter -- etwas, dessen Verantwortung ganz allein auf mich fällt. Aus Liebe zu mir, wußte Sternberg Sie dahin zu bringen, daß Sie mich ihm abtraten. Aus Liebe zu ihm, hinterging ich meine Mutter durch verstellten Gehorsam, und Sie -- durch Verläugnung meines Charak- ters. Ja, Herr Gerhard, ich bin Gottlob! die eitle Närrinn nicht, die ich spielte. Gerhard. Aber ich war ein Thor, daß ich mir einbildete, die Liebe eines jungen hübschen Mädchens ließe sich erkaufen. Ich danke Ihnen, daß Sie mir die Augen geöffnet haben. Die Erbſchleicher. Juſtinen im Arm hält.) Schweſter Felicitas? Wirſind verſoͤhnt! Ich ſeegne deine Aſche. Juſtine. Und verzeihen ihren Kindern? Gerhard (mit einem mißtrauiſchen Blick auf Sternberg.) Wenn ſonſt nichts dahinter ſteckt? Zwey und zwanzigſter Auftritt. Thereſe. Vorige. Thereſe (die an der offenen Kabinetsthüre gelauſcht hatte, tritt ſchnell hervor.) Leider ſteckt noch etwas dahinter — etwas, deſſen Verantwortung ganz allein auf mich faͤllt. Aus Liebe zu mir, wußte Sternberg Sie dahin zu bringen, daß Sie mich ihm abtraten. Aus Liebe zu ihm, hinterging ich meine Mutter durch verſtellten Gehorſam, und Sie — durch Verlaͤugnung meines Charak- ters. Ja, Herr Gerhard, ich bin Gottlob! die eitle Naͤrrinn nicht, die ich ſpielte. Gerhard. Aber ich war ein Thor, daß ich mir einbildete, die Liebe eines jungen huͤbſchen Maͤdchens ließe ſich erkaufen. Ich danke Ihnen, daß Sie mir die Augen geoͤffnet haben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#GER"> <stage><pb n="219" facs="#f0225"/><fw type="header" place="top">Die Erbſchleicher.</fw><lb/> Juſtinen im Arm hält.)</stage> <p>Schweſter Felicitas? Wir<lb/> ſind verſoͤhnt! Ich ſeegne deine Aſche.</p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#fr">Juſtine.</hi> </speaker> <p>Und verzeihen ihren Kindern?</p> </sp><lb/> <sp who="#GER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard</hi> </speaker> <stage>(mit einem mißtrauiſchen Blick auf<lb/> Sternberg.)</stage> <p>Wenn ſonſt nichts dahinter ſteckt?</p> </sp> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Zwey und zwanzigſter Auftritt.</hi> </head><lb/> <stage><hi rendition="#g">Thereſe. Vorige</hi>.</stage><lb/> <sp who="#THE"> <speaker> <hi rendition="#fr">Thereſe</hi> </speaker> <stage>(die an der offenen Kabinetsthüre gelauſcht<lb/> hatte, tritt ſchnell hervor.)</stage> <p>Leider ſteckt noch etwas<lb/> dahinter — etwas, deſſen Verantwortung ganz<lb/> allein auf mich faͤllt. Aus Liebe zu mir, wußte<lb/> Sternberg Sie dahin zu bringen, daß Sie mich<lb/> ihm abtraten. Aus Liebe zu ihm, hinterging<lb/> ich meine Mutter durch verſtellten Gehorſam,<lb/> und Sie — durch Verlaͤugnung meines Charak-<lb/> ters. Ja, Herr Gerhard, ich bin Gottlob! die<lb/> eitle Naͤrrinn nicht, die ich ſpielte.</p> </sp><lb/> <sp who="#GER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard.</hi> </speaker> <p>Aber ich war ein Thor, daß ich<lb/> mir einbildete, die Liebe eines jungen huͤbſchen<lb/> Maͤdchens ließe ſich erkaufen. Ich danke Ihnen,<lb/> daß Sie mir die Augen geoͤffnet haben.</p> </sp> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [219/0225]
Die Erbſchleicher.
Juſtinen im Arm hält.) Schweſter Felicitas? Wir
ſind verſoͤhnt! Ich ſeegne deine Aſche.
Juſtine. Und verzeihen ihren Kindern?
Gerhard (mit einem mißtrauiſchen Blick auf
Sternberg.) Wenn ſonſt nichts dahinter ſteckt?
Zwey und zwanzigſter Auftritt.
Thereſe. Vorige.
Thereſe (die an der offenen Kabinetsthüre gelauſcht
hatte, tritt ſchnell hervor.) Leider ſteckt noch etwas
dahinter — etwas, deſſen Verantwortung ganz
allein auf mich faͤllt. Aus Liebe zu mir, wußte
Sternberg Sie dahin zu bringen, daß Sie mich
ihm abtraten. Aus Liebe zu ihm, hinterging
ich meine Mutter durch verſtellten Gehorſam,
und Sie — durch Verlaͤugnung meines Charak-
ters. Ja, Herr Gerhard, ich bin Gottlob! die
eitle Naͤrrinn nicht, die ich ſpielte.
Gerhard. Aber ich war ein Thor, daß ich
mir einbildete, die Liebe eines jungen huͤbſchen
Maͤdchens ließe ſich erkaufen. Ich danke Ihnen,
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Zitationshilfe: | Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/225>, abgerufen am 04.03.2025. |