Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789.Die Erbschleicher. Ein und zwanzigster Auftritt. Sternberg. Vorige. Gerhard (versteinert.) Sternberg! Justine. Ich bin seine Schwester. Gerhard. Das jüngste Kind meiner Schwe- ster Felicitas? Die unglückliche Frucht ihrer thö- richten Aussöhnung? Sternberg. Und die unschuldige Erbinn des Haßes, den Sie ihrem Vater geschworen hat- ten! Gerhard. Täuscht ihr mich auch nicht? Justine. Ausgeschlossen durch meine Geburt von allen Ansprüchen auf Ihre Zärtlichkeit, blieb mir kein Weg, als Sie durch List zu gewinnen. Aber der Himmel, der mich hört, wisse nichts von mir, wenn niedriger Eigennutz die Triebfeder war! Gerhard (fällt Justinen um den Hals.) Justi- ne! -- Ha! nun erkenn' ich ihn, den Zug am Munde, der es mir immer unmöglich machte, auf dich zu zürnen. -- (Gen Himmel, indem er Die Erbſchleicher. Ein und zwanzigſter Auftritt. Sternberg. Vorige. Gerhard (verſteinert.) Sternberg! Juſtine. Ich bin ſeine Schweſter. Gerhard. Das juͤngſte Kind meiner Schwe- ſter Felicitas? Die ungluͤckliche Frucht ihrer thoͤ- richten Ausſoͤhnung? Sternberg. Und die unſchuldige Erbinn des Haßes, den Sie ihrem Vater geſchworen hat- ten! Gerhard. Taͤuſcht ihr mich auch nicht? Juſtine. Ausgeſchloſſen durch meine Geburt von allen Anſpruͤchen auf Ihre Zaͤrtlichkeit, blieb mir kein Weg, als Sie durch Liſt zu gewinnen. Aber der Himmel, der mich hoͤrt, wiſſe nichts von mir, wenn niedriger Eigennutz die Triebfeder war! Gerhard (fällt Juſtinen um den Hals.) Juſti- ne! — Ha! nun erkenn’ ich ihn, den Zug am Munde, der es mir immer unmoͤglich machte, auf dich zu zuͤrnen. — (Gen Himmel, indem er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0224" n="218"/> <fw place="top" type="header">Die Erbſchleicher.</fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein und zwanzigſter Auftritt.</hi> </head><lb/> <stage><hi rendition="#g">Sternberg. Vorige</hi>.</stage><lb/> <sp who="#GER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard</hi> </speaker> <stage>(verſteinert.)</stage> <p>Sternberg!</p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#fr">Juſtine.</hi> </speaker> <p>Ich bin ſeine Schweſter.</p> </sp><lb/> <sp who="#GER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard.</hi> </speaker> <p>Das juͤngſte Kind meiner Schwe-<lb/> ſter Felicitas? Die ungluͤckliche Frucht ihrer thoͤ-<lb/> richten Ausſoͤhnung?</p> </sp><lb/> <sp who="#STE"> <speaker> <hi rendition="#fr">Sternberg.</hi> </speaker> <p>Und die unſchuldige Erbinn des<lb/> Haßes, den Sie ihrem Vater geſchworen hat-<lb/> ten!</p> </sp><lb/> <sp who="#GER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard.</hi> </speaker> <p>Taͤuſcht ihr mich auch nicht?</p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#fr">Juſtine.</hi> </speaker> <p>Ausgeſchloſſen durch meine Geburt<lb/> von allen Anſpruͤchen auf Ihre Zaͤrtlichkeit, blieb<lb/> mir kein Weg, als Sie durch Liſt zu gewinnen.<lb/> Aber der Himmel, der mich hoͤrt, wiſſe nichts<lb/> von mir, wenn niedriger Eigennutz die Triebfeder<lb/> war!</p> </sp><lb/> <sp who="#GER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard</hi> </speaker> <stage>(fällt Juſtinen um den Hals.)</stage> <p>Juſti-<lb/> ne! — Ha! nun erkenn’ ich ihn, den Zug am<lb/> Munde, der es mir immer unmoͤglich machte,<lb/> auf dich zu zuͤrnen. —</p> <stage>(Gen Himmel, indem er<lb/></stage> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [218/0224]
Die Erbſchleicher.
Ein und zwanzigſter Auftritt.
Sternberg. Vorige.
Gerhard (verſteinert.) Sternberg!
Juſtine. Ich bin ſeine Schweſter.
Gerhard. Das juͤngſte Kind meiner Schwe-
ſter Felicitas? Die ungluͤckliche Frucht ihrer thoͤ-
richten Ausſoͤhnung?
Sternberg. Und die unſchuldige Erbinn des
Haßes, den Sie ihrem Vater geſchworen hat-
ten!
Gerhard. Taͤuſcht ihr mich auch nicht?
Juſtine. Ausgeſchloſſen durch meine Geburt
von allen Anſpruͤchen auf Ihre Zaͤrtlichkeit, blieb
mir kein Weg, als Sie durch Liſt zu gewinnen.
Aber der Himmel, der mich hoͤrt, wiſſe nichts
von mir, wenn niedriger Eigennutz die Triebfeder
war!
Gerhard (fällt Juſtinen um den Hals.) Juſti-
ne! — Ha! nun erkenn’ ich ihn, den Zug am
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