Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789.Die Erbschleicher. Sechszehnter Auftritt. Gerhard. Justine. Gerhard (sich erholend, mit erstickter Stimme.) Mir das? Mir, der ich wissentlich kein Kind be- trübe! -- Ich, hartherzig? Haben Sie's nicht an mich gebracht, sie und ihres Gleichen? -- Zu lange schon ließ ich mich von den Blutigeln aussaugen -- An meinem eigenen Leibe darbt' ichs ab, um einst der undankbaren Brut ein Denkmahl meines Nahmens zu lassen -- und jetzt! -- und so! -- (fährt auf.) Das verdamm- te Geld! Es ist ein Fluch des Himmels. Es ist die Quelle alles Unheils, aller Laster unter der Sonne. -- (Knirschend.) Ich wills vergraben. -- Ich will mich in ein Hospital kaufen. Ich will meine - - - Justine (in Thränen, ihm die Hand auf die Schul- ter legend.) Armer Herr Gerhard! Gerhard (sie von sich stoßend.) Weg! Ich mag Euer Mitleid nicht. Justine (sanft.) Ich bin Justine. Gerhard. Ihr seyd alle falsch. Ihr steht mir alle nach dem Leben. Auf allen Ge- Die Erbſchleicher. Sechszehnter Auftritt. Gerhard. Juſtine. Gerhard (ſich erholend, mit erſtickter Stimme.) Mir das? Mir, der ich wiſſentlich kein Kind be- truͤbe! — Ich, hartherzig? Haben Sie’s nicht an mich gebracht, ſie und ihres Gleichen? — Zu lange ſchon ließ ich mich von den Blutigeln ausſaugen — An meinem eigenen Leibe darbt’ ichs ab, um einſt der undankbaren Brut ein Denkmahl meines Nahmens zu laſſen — und jetzt! — und ſo! — (fährt auf.) Das verdamm- te Geld! Es iſt ein Fluch des Himmels. Es iſt die Quelle alles Unheils, aller Laſter unter der Sonne. — (Knirſchend.) Ich wills vergraben. — Ich will mich in ein Hoſpital kaufen. Ich will meine - - - Juſtine (in Thränen, ihm die Hand auf die Schul- ter legend.) Armer Herr Gerhard! Gerhard (ſie von ſich ſtoßend.) Weg! Ich mag Euer Mitleid nicht. Juſtine (ſanft.) Ich bin Juſtine. Gerhard. Ihr ſeyd alle falſch. Ihr ſteht mir alle nach dem Leben. Auf allen Ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb n="206" facs="#f0212"/> <fw type="header" place="top">Die Erbſchleicher.</fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Sechszehnter Auftritt.</hi> </head><lb/> <stage><hi rendition="#g">Gerhard. Juſtine</hi>.</stage><lb/> <sp who="#GER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard</hi> </speaker> <stage>(ſich erholend, mit erſtickter Stimme.)</stage><lb/> <p>Mir das? Mir, der ich wiſſentlich kein Kind be-<lb/> truͤbe! — Ich, hartherzig? Haben Sie’s nicht<lb/> an mich gebracht, ſie und ihres Gleichen? —<lb/> Zu lange ſchon ließ ich mich von den Blutigeln<lb/> ausſaugen — An meinem eigenen Leibe darbt’<lb/> ichs ab, um einſt der undankbaren Brut ein<lb/> Denkmahl meines Nahmens zu laſſen — und<lb/> jetzt! — und ſo! —</p> <stage>(fährt auf.)</stage> <p>Das verdamm-<lb/> te Geld! Es iſt ein Fluch des Himmels. Es iſt<lb/> die Quelle alles Unheils, aller Laſter unter der<lb/> Sonne. —</p> <stage>(Knirſchend.)</stage> <p>Ich wills vergraben. —<lb/> Ich will mich in ein Hoſpital kaufen. Ich<lb/> will meine - - -</p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#fr">Juſtine</hi> </speaker> <stage>(in Thränen, ihm die Hand auf die Schul-<lb/> ter legend.)</stage> <p>Armer Herr Gerhard!</p> </sp><lb/> <sp who="#GER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard</hi> </speaker> <stage>(ſie von ſich ſtoßend.)</stage> <p>Weg! Ich mag<lb/> Euer Mitleid nicht.</p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#fr">Juſtine</hi> </speaker> <stage>(ſanft.)</stage> <p>Ich bin Juſtine.</p> </sp><lb/> <sp who="#GER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard.</hi> </speaker> <p>Ihr ſeyd alle falſch. Ihr<lb/> ſteht mir alle nach dem Leben. Auf allen Ge-<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [206/0212]
Die Erbſchleicher.
Sechszehnter Auftritt.
Gerhard. Juſtine.
Gerhard (ſich erholend, mit erſtickter Stimme.)
Mir das? Mir, der ich wiſſentlich kein Kind be-
truͤbe! — Ich, hartherzig? Haben Sie’s nicht
an mich gebracht, ſie und ihres Gleichen? —
Zu lange ſchon ließ ich mich von den Blutigeln
ausſaugen — An meinem eigenen Leibe darbt’
ichs ab, um einſt der undankbaren Brut ein
Denkmahl meines Nahmens zu laſſen — und
jetzt! — und ſo! — (fährt auf.) Das verdamm-
te Geld! Es iſt ein Fluch des Himmels. Es iſt
die Quelle alles Unheils, aller Laſter unter der
Sonne. — (Knirſchend.) Ich wills vergraben. —
Ich will mich in ein Hoſpital kaufen. Ich
will meine - - -
Juſtine (in Thränen, ihm die Hand auf die Schul-
ter legend.) Armer Herr Gerhard!
Gerhard (ſie von ſich ſtoßend.) Weg! Ich mag
Euer Mitleid nicht.
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Gerhard. Ihr ſeyd alle falſch. Ihr
ſteht mir alle nach dem Leben. Auf allen Ge-
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Zitationshilfe: | Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/212>, abgerufen am 04.03.2025. |