Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Erbschleicher.
wer dich unserm Herrn geschenkt -- die super-
kluge Frau Lieutenantinn da gegen über -- die
hat die Hölle an mir verdient. Sonst brummte
er doch nur, wenn er fror. Jetzt friert er, wenn
das Ding fällt. Und steigts so breit, als eine
Nadelspitze über den rothen Strich da oben -- so
will er den Schlag kriegen. Es thäte Noth,
man käme nicht mehr vom Ofenloche weg. Alle Tage
neue Plage! und doch Jahr aus Jahr ein --
der alte Lohn!
Zweiter Auftritt.
Justine. Benedikt.
Justine (sieht linker Hand zur hintern Seitenthür
herein)
Ist Er hier, Benedikt?
Benedikt. Guten Morgen, Mamsell Ju-
stinchen!
Justine (wie vorhin.) Er soll gleich in die
Apotheke gehn. Einen schönen guten Morgen an
den Herrn Gevatter Pistorius, und der Herr
bäte um die bewußten Tropfen.
Benedikt (faßt sie bey der Hand.) Ih, kom-
men Sie doch ein bischen näher.
Die Erbſchleicher.
wer dich unſerm Herrn geſchenkt — die ſuper-
kluge Frau Lieutenantinn da gegen uͤber — die
hat die Hoͤlle an mir verdient. Sonſt brummte
er doch nur, wenn er fror. Jetzt friert er, wenn
das Ding faͤllt. Und ſteigts ſo breit, als eine
Nadelſpitze uͤber den rothen Strich da oben — ſo
will er den Schlag kriegen. Es thaͤte Noth,
man kaͤme nicht mehr vom Ofenloche weg. Alle Tage
neue Plage! und doch Jahr aus Jahr ein —
der alte Lohn!
Zweiter Auftritt.
Juſtine. Benedikt.
Juſtine (ſieht linker Hand zur hintern Seitenthür
herein)
Iſt Er hier, Benedikt?
Benedikt. Guten Morgen, Mamſell Ju-
ſtinchen!
Juſtine (wie vorhin.) Er ſoll gleich in die
Apotheke gehn. Einen ſchoͤnen guten Morgen an
den Herrn Gevatter Piſtorius, und der Herr
baͤte um die bewußten Tropfen.
Benedikt (faßt ſie bey der Hand.) Ih, kom-
men Sie doch ein bischen naͤher.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#BEN">
            <p><pb facs="#f0014" n="8"/><fw place="top" type="header">Die Erb&#x017F;chleicher.</fw><lb/>
wer dich un&#x017F;erm Herrn ge&#x017F;chenkt &#x2014; die &#x017F;uper-<lb/>
kluge Frau Lieutenantinn da gegen u&#x0364;ber &#x2014; die<lb/>
hat die Ho&#x0364;lle an mir verdient. Son&#x017F;t brummte<lb/>
er doch nur, wenn er fror. Jetzt friert er, wenn<lb/>
das Ding fa&#x0364;llt. Und &#x017F;teigts &#x017F;o breit, als eine<lb/>
Nadel&#x017F;pitze u&#x0364;ber den rothen Strich da oben &#x2014; &#x017F;o<lb/>
will er den Schlag kriegen. Es tha&#x0364;te Noth,<lb/>
man ka&#x0364;me nicht mehr vom Ofenloche weg. Alle Tage<lb/><hi rendition="#g">neue</hi> Plage! und doch Jahr aus Jahr ein &#x2014;<lb/>
der <hi rendition="#g">alte</hi> Lohn!</p>
          </sp>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zweiter Auftritt.</hi> </head><lb/>
          <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Ju&#x017F;tine</hi>. <hi rendition="#g">Benedikt</hi>.</hi> </stage><lb/>
          <sp who="#JUS">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;tine</hi> </speaker>
            <stage>(&#x017F;ieht linker Hand zur hintern Seitenthür<lb/>
herein)</stage>
            <p>I&#x017F;t Er hier, Benedikt?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BEN">
            <speaker><hi rendition="#fr">Benedikt</hi>.</speaker>
            <p>Guten Morgen, Mam&#x017F;ell Ju-<lb/>
&#x017F;tinchen!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JUS">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;tine</hi> </speaker>
            <stage>(wie vorhin.)</stage>
            <p>Er &#x017F;oll gleich in die<lb/>
Apotheke gehn. Einen &#x017F;cho&#x0364;nen guten Morgen an<lb/>
den Herrn Gevatter Pi&#x017F;torius, und der Herr<lb/>
ba&#x0364;te um die bewußten Tropfen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BEN">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Benedikt</hi> </speaker>
            <stage>(faßt &#x017F;ie bey der Hand.)</stage>
            <p>Ih, kom-<lb/>
men Sie doch ein bischen na&#x0364;her.</p>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0014] Die Erbſchleicher. wer dich unſerm Herrn geſchenkt — die ſuper- kluge Frau Lieutenantinn da gegen uͤber — die hat die Hoͤlle an mir verdient. Sonſt brummte er doch nur, wenn er fror. Jetzt friert er, wenn das Ding faͤllt. Und ſteigts ſo breit, als eine Nadelſpitze uͤber den rothen Strich da oben — ſo will er den Schlag kriegen. Es thaͤte Noth, man kaͤme nicht mehr vom Ofenloche weg. Alle Tage neue Plage! und doch Jahr aus Jahr ein — der alte Lohn! Zweiter Auftritt. Juſtine. Benedikt. Juſtine (ſieht linker Hand zur hintern Seitenthür herein) Iſt Er hier, Benedikt? Benedikt. Guten Morgen, Mamſell Ju- ſtinchen! Juſtine (wie vorhin.) Er ſoll gleich in die Apotheke gehn. Einen ſchoͤnen guten Morgen an den Herrn Gevatter Piſtorius, und der Herr baͤte um die bewußten Tropfen. Benedikt (faßt ſie bey der Hand.) Ih, kom- men Sie doch ein bischen naͤher.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/14
Zitationshilfe: Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/14>, abgerufen am 22.12.2024.