Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789.Die Erbschleicher. Achter Auftritt. Benedikt. Justine. Benedikt. Mamsellchen, ich hab etwas für Sie. (Zeigt einen Brief.) Justine (schnell.) Aus Rastdorf? Benedikt. Vom Herrn Ehren Bieder. Justine (reißt ihm den Brief weg) Geb Er her, geschwinde! (Erbricht ihn und läßt den Um- schlag fallen.) Benedikt (vor sich.) Hu! Die Freude! (Indem er den Umschlag aufhebt und beguckt.) Mit dem Brief- Commersch ists nicht richtig. Justine (bemerkt seine Pantomime.) Was hat Er mir genommen? Benedikt. Den leeren Umschlag. Justine (reißt ihm auch den Umschlag weg, und fährt fort zu lesen.) Benedikt. Aber sagen Sie mir doch, ob der Herr glaubt, daß er einen Taglöhner an mir hat? Ich kann alle Tage wieder Copist werden. Und ohne das bewußte Plänchen, müßte mich der Henker plagen, wenn ich -- -- Sie hört und sieht nicht! -- Ja, ja, die Schwarzröcke schöpfen immer das Fett von der Suppe. (Ab.) Die Erbſchleicher. Achter Auftritt. Benedikt. Juſtine. Benedikt. Mamſellchen, ich hab etwas fuͤr Sie. (Zeigt einen Brief.) Juſtine (ſchnell.) Aus Raſtdorf? Benedikt. Vom Herrn Ehren Bieder. Juſtine (reißt ihm den Brief weg) Geb Er her, geſchwinde! (Erbricht ihn und läßt den Um- ſchlag fallen.) Benedikt (vor ſich.) Hu! Die Freude! (Indem er den Umſchlag aufhebt und beguckt.) Mit dem Brief- Commerſch iſts nicht richtig. Juſtine (bemerkt ſeine Pantomime.) Was hat Er mir genommen? Benedikt. Den leeren Umſchlag. Juſtine (reißt ihm auch den Umſchlag weg, und fährt fort zu leſen.) Benedikt. Aber ſagen Sie mir doch, ob der Herr glaubt, daß er einen Taglöhner an mir hat? Ich kann alle Tage wieder Copiſt werden. Und ohne das bewußte Plaͤnchen, muͤßte mich der Henker plagen, wenn ich — — Sie hoͤrt und ſieht nicht! — Ja, ja, die Schwarzroͤcke ſchoͤpfen immer das Fett von der Suppe. (Ab.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0108" n="102"/> <fw place="top" type="header">Die Erbſchleicher.</fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Achter Auftritt.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Benedikt</hi>. <hi rendition="#g">Juſtine</hi>.</hi> </stage><lb/> <sp who="#BEN"> <speaker> <hi rendition="#fr">Benedikt.</hi> </speaker> <p>Mamſellchen, ich hab etwas fuͤr<lb/> Sie.</p> <stage>(Zeigt einen Brief.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#fr">Juſtine</hi> </speaker> <stage>(ſchnell.)</stage> <p>Aus Raſtdorf?</p> </sp><lb/> <sp who="#BEN"> <speaker> <hi rendition="#fr">Benedikt.</hi> </speaker> <p>Vom Herrn Ehren Bieder.</p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#fr">Juſtine</hi> </speaker> <stage>(reißt ihm den Brief weg)</stage> <p>Geb Er<lb/> her, geſchwinde!</p> <stage>(Erbricht ihn und läßt den Um-<lb/> ſchlag fallen.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#BEN"> <speaker> <hi rendition="#fr">Benedikt</hi> </speaker> <stage>(vor ſich.)</stage> <p>Hu! Die Freude!</p> <stage>(Indem<lb/> er den Umſchlag aufhebt und beguckt.)</stage> <p>Mit dem Brief-<lb/> Commerſch iſts nicht richtig.</p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#fr">Juſtine</hi> </speaker> <stage>(bemerkt ſeine Pantomime.)</stage> <p>Was hat<lb/> Er mir genommen?</p> </sp><lb/> <sp who="#BEN"> <speaker> <hi rendition="#fr">Benedikt.</hi> </speaker> <p>Den leeren Umſchlag.</p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#fr">Juſtine</hi> </speaker> <stage>(reißt ihm auch den Umſchlag weg, und<lb/> fährt fort zu leſen.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#BEN"> <speaker> <hi rendition="#fr">Benedikt.</hi> </speaker> <p>Aber ſagen Sie mir doch, ob der<lb/> Herr glaubt, daß er einen Taglöhner an mir<lb/> hat? Ich kann alle Tage wieder <hi rendition="#g">Copiſt</hi> werden.<lb/> Und ohne das <hi rendition="#g">bewußte</hi> Plaͤnchen, muͤßte mich<lb/> der Henker plagen, wenn ich — — Sie hoͤrt<lb/> und ſieht nicht! — Ja, ja, die Schwarzroͤcke<lb/> ſchoͤpfen immer das Fett von der Suppe.</p><lb/> <stage>(Ab.)</stage> </sp> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [102/0108]
Die Erbſchleicher.
Achter Auftritt.
Benedikt. Juſtine.
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Sie. (Zeigt einen Brief.)
Juſtine (ſchnell.) Aus Raſtdorf?
Benedikt. Vom Herrn Ehren Bieder.
Juſtine (reißt ihm den Brief weg) Geb Er
her, geſchwinde! (Erbricht ihn und läßt den Um-
ſchlag fallen.)
Benedikt (vor ſich.) Hu! Die Freude! (Indem
er den Umſchlag aufhebt und beguckt.) Mit dem Brief-
Commerſch iſts nicht richtig.
Juſtine (bemerkt ſeine Pantomime.) Was hat
Er mir genommen?
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Juſtine (reißt ihm auch den Umſchlag weg, und
fährt fort zu leſen.)
Benedikt. Aber ſagen Sie mir doch, ob der
Herr glaubt, daß er einen Taglöhner an mir
hat? Ich kann alle Tage wieder Copiſt werden.
Und ohne das bewußte Plaͤnchen, muͤßte mich
der Henker plagen, wenn ich — — Sie hoͤrt
und ſieht nicht! — Ja, ja, die Schwarzroͤcke
ſchoͤpfen immer das Fett von der Suppe.
(Ab.)
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