Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

ertrunken, wenn ihn nicht andere Leute wieder
herausgezogen hätten.

Was da für erschreckliche Wünsche, Flü-
che und Worte von denen über den gottlosen
Buben ausgestoßen wurden, die er geneckt,
gehöhnt, verspottet und so gemißhandelt hat-
te, das könnt ihr euch leicht vorstellen. Ich
will zwar nicht sagen, daß die Flüche und
Verwünschungen anderer über die, welche ih-
nen Unrecht gethan haben, eintreffen; denn
Gott sagt: Die Rache ist mein, ich will ver-
gelten. Aber das göttliche Wiedervergeltungs-
recht bleibt doch nicht aus, wie ihr aus der
Geschichte von Joseph und seinen Brüdern
wisset. Und bey solchen Gesinnungen, wie
der gottlose Fritze hatte, konnte es ihm auch
nimmermehr wohl gehen.

Er wurde groß. Der Vater starb, und
er bekam die Mühle. Weil er hart, tyran-
nisch und grausam gegen andere war, so war

er
S 2

ertrunken, wenn ihn nicht andere Leute wieder
herausgezogen haͤtten.

Was da fuͤr erſchreckliche Wuͤnſche, Fluͤ-
che und Worte von denen uͤber den gottloſen
Buben ausgeſtoßen wurden, die er geneckt,
gehoͤhnt, verſpottet und ſo gemißhandelt hat-
te, das koͤnnt ihr euch leicht vorſtellen. Ich
will zwar nicht ſagen, daß die Fluͤche und
Verwuͤnſchungen anderer uͤber die, welche ih-
nen Unrecht gethan haben, eintreffen; denn
Gott ſagt: Die Rache iſt mein, ich will ver-
gelten. Aber das goͤttliche Wiedervergeltungs-
recht bleibt doch nicht aus, wie ihr aus der
Geſchichte von Joſeph und ſeinen Bruͤdern
wiſſet. Und bey ſolchen Geſinnungen, wie
der gottloſe Fritze hatte, konnte es ihm auch
nimmermehr wohl gehen.

Er wurde groß. Der Vater ſtarb, und
er bekam die Muͤhle. Weil er hart, tyran-
niſch und grauſam gegen andere war, ſo war

er
S 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0297" n="275"/>
ertrunken, wenn ihn nicht andere Leute wieder<lb/>
herausgezogen ha&#x0364;tten.</p><lb/>
        <p>Was da fu&#x0364;r er&#x017F;chreckliche Wu&#x0364;n&#x017F;che, Flu&#x0364;-<lb/>
che und Worte von denen u&#x0364;ber den gottlo&#x017F;en<lb/>
Buben ausge&#x017F;toßen wurden, die er geneckt,<lb/>
geho&#x0364;hnt, ver&#x017F;pottet und &#x017F;o gemißhandelt hat-<lb/>
te, das ko&#x0364;nnt ihr euch leicht vor&#x017F;tellen. Ich<lb/>
will zwar nicht &#x017F;agen, daß die Flu&#x0364;che und<lb/>
Verwu&#x0364;n&#x017F;chungen anderer u&#x0364;ber die, welche ih-<lb/>
nen Unrecht gethan haben, eintreffen; denn<lb/>
Gott &#x017F;agt: Die Rache i&#x017F;t mein, ich will ver-<lb/>
gelten. Aber das go&#x0364;ttliche Wiedervergeltungs-<lb/>
recht bleibt doch nicht aus, wie ihr aus der<lb/>
Ge&#x017F;chichte von <hi rendition="#fr">Jo&#x017F;eph</hi> und &#x017F;einen Bru&#x0364;dern<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;et. Und bey &#x017F;olchen Ge&#x017F;innungen, wie<lb/>
der gottlo&#x017F;e Fritze hatte, konnte es ihm auch<lb/>
nimmermehr wohl gehen.</p><lb/>
        <p>Er wurde groß. Der Vater &#x017F;tarb, und<lb/>
er bekam die Mu&#x0364;hle. Weil er hart, tyran-<lb/>
ni&#x017F;ch und grau&#x017F;am gegen andere war, &#x017F;o war<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S 2</fw><fw place="bottom" type="catch">er</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[275/0297] ertrunken, wenn ihn nicht andere Leute wieder herausgezogen haͤtten. Was da fuͤr erſchreckliche Wuͤnſche, Fluͤ- che und Worte von denen uͤber den gottloſen Buben ausgeſtoßen wurden, die er geneckt, gehoͤhnt, verſpottet und ſo gemißhandelt hat- te, das koͤnnt ihr euch leicht vorſtellen. Ich will zwar nicht ſagen, daß die Fluͤche und Verwuͤnſchungen anderer uͤber die, welche ih- nen Unrecht gethan haben, eintreffen; denn Gott ſagt: Die Rache iſt mein, ich will ver- gelten. Aber das goͤttliche Wiedervergeltungs- recht bleibt doch nicht aus, wie ihr aus der Geſchichte von Joſeph und ſeinen Bruͤdern wiſſet. Und bey ſolchen Geſinnungen, wie der gottloſe Fritze hatte, konnte es ihm auch nimmermehr wohl gehen. Er wurde groß. Der Vater ſtarb, und er bekam die Muͤhle. Weil er hart, tyran- niſch und grauſam gegen andere war, ſo war er S 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/297
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/297>, abgerufen am 26.04.2024.