Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite
LXX.
Der Gottesacker.

Sie giengen durch das weite Thor dessel-
ben, das mit Geräthschaften des To-
des, Sarg, Spaden, Hacken, Bretern und
Stricken, bezeichnet war. Da waren nun
viele hundert Gräber, mit und ohne Leichen-
stein. Kein Schritt, wo nicht ein Grabhügel
war, und wo nicht Todtengebeine ruheten.
Hie und da ein Bäumchen. Viele noch frische
Gräber, große und kleine. Die meisten schon
mit Gras, Blumen und Mooß bewachsen.

Wer mag wohl unter diesem Erdhaufen
liegen? fragte der Vater. Wer kann das
wissen? Und wenn der Todte, der hier schläft,
ausgegraben würde, und er wäre mein Vater
gewesen, so würde ich ihn doch nicht kennen.
Knochen, Staub, Erde und Asche würden

wir
II Theil. Z
LXX.
Der Gottesacker.

Sie giengen durch das weite Thor deſſel-
ben, das mit Geraͤthſchaften des To-
des, Sarg, Spaden, Hacken, Bretern und
Stricken, bezeichnet war. Da waren nun
viele hundert Graͤber, mit und ohne Leichen-
ſtein. Kein Schritt, wo nicht ein Grabhuͤgel
war, und wo nicht Todtengebeine ruheten.
Hie und da ein Baͤumchen. Viele noch friſche
Graͤber, große und kleine. Die meiſten ſchon
mit Gras, Blumen und Mooß bewachſen.

Wer mag wohl unter dieſem Erdhaufen
liegen? fragte der Vater. Wer kann das
wiſſen? Und wenn der Todte, der hier ſchlaͤft,
ausgegraben wuͤrde, und er waͤre mein Vater
geweſen, ſo wuͤrde ich ihn doch nicht kennen.
Knochen, Staub, Erde und Aſche wuͤrden

wir
II Theil. Z
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0375" n="353"/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#aq">LXX.</hi><lb/><hi rendition="#g">Der Gottesacker</hi>.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">S</hi>ie giengen durch das weite Thor de&#x017F;&#x017F;el-<lb/>
ben, das mit Gera&#x0364;th&#x017F;chaften des To-<lb/>
des, Sarg, Spaden, Hacken, Bretern und<lb/>
Stricken, bezeichnet war. Da waren nun<lb/>
viele hundert Gra&#x0364;ber, mit und ohne Leichen-<lb/>
&#x017F;tein. Kein Schritt, wo nicht ein Grabhu&#x0364;gel<lb/>
war, und wo nicht Todtengebeine ruheten.<lb/>
Hie und da ein Ba&#x0364;umchen. Viele noch fri&#x017F;che<lb/>
Gra&#x0364;ber, große und kleine. Die mei&#x017F;ten &#x017F;chon<lb/>
mit Gras, Blumen und Mooß bewach&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Wer mag wohl unter die&#x017F;em Erdhaufen<lb/>
liegen? fragte der Vater. Wer kann das<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en? Und wenn der Todte, der hier &#x017F;chla&#x0364;ft,<lb/>
ausgegraben wu&#x0364;rde, und er wa&#x0364;re mein Vater<lb/>
gewe&#x017F;en, &#x017F;o wu&#x0364;rde ich ihn doch nicht kennen.<lb/>
Knochen, Staub, Erde und A&#x017F;che wu&#x0364;rden<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II</hi><hi rendition="#fr">Theil</hi>. Z</fw><fw place="bottom" type="catch">wir</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[353/0375] LXX. Der Gottesacker. Sie giengen durch das weite Thor deſſel- ben, das mit Geraͤthſchaften des To- des, Sarg, Spaden, Hacken, Bretern und Stricken, bezeichnet war. Da waren nun viele hundert Graͤber, mit und ohne Leichen- ſtein. Kein Schritt, wo nicht ein Grabhuͤgel war, und wo nicht Todtengebeine ruheten. Hie und da ein Baͤumchen. Viele noch friſche Graͤber, große und kleine. Die meiſten ſchon mit Gras, Blumen und Mooß bewachſen. Wer mag wohl unter dieſem Erdhaufen liegen? fragte der Vater. Wer kann das wiſſen? Und wenn der Todte, der hier ſchlaͤft, ausgegraben wuͤrde, und er waͤre mein Vater geweſen, ſo wuͤrde ich ihn doch nicht kennen. Knochen, Staub, Erde und Aſche wuͤrden wir II Theil. Z

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/375
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/375>, abgerufen am 21.12.2024.