Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite
LI.
Fortsetzung des funfzigsten Stücks.

Als sie herauskamen, standen schon viele
Leute bey der Pferdeschwämme, und be-
wunderten das Blutwasser. Da gieng nun
der Vater näher mit den Kindern, und ließ
sich erst mit den Leuten ins Gespräch ein.

Leute! sagte er, glaubt ihr denn wirklich,
daß sich dieß Wasser in Blut verwandelt ha-
be? J! hieß es, das kann man ja sehen.
Denn es ist oben alles roth. "Ist denn aber
alles Blut, was roth aussieht? Ihr sollt gleich
sehen, daß nicht alles so ist, wie es scheint."

Ach! rief ein altes Mütterchen aus dem
Haufen, das ist auch ein Ungläubiger --
ich höre es schon -- der Gottes Gerichte nicht
erkennen will. Komm! sagte der Vater, alte
gute Mutter! Du sollst mit uns gehen, nur
da über die Wiese, wo das Wasser fließt.

Ich
R 3
LI.
Fortſetzung des funfzigſten Stuͤcks.

Als ſie herauskamen, ſtanden ſchon viele
Leute bey der Pferdeſchwaͤmme, und be-
wunderten das Blutwaſſer. Da gieng nun
der Vater naͤher mit den Kindern, und ließ
ſich erſt mit den Leuten ins Geſpraͤch ein.

Leute! ſagte er, glaubt ihr denn wirklich,
daß ſich dieß Waſſer in Blut verwandelt ha-
be? J! hieß es, das kann man ja ſehen.
Denn es iſt oben alles roth. „Iſt denn aber
alles Blut, was roth ausſieht? Ihr ſollt gleich
ſehen, daß nicht alles ſo iſt, wie es ſcheint.“

Ach! rief ein altes Muͤtterchen aus dem
Haufen, das iſt auch ein Unglaͤubiger —
ich hoͤre es ſchon — der Gottes Gerichte nicht
erkennen will. Komm! ſagte der Vater, alte
gute Mutter! Du ſollſt mit uns gehen, nur
da uͤber die Wieſe, wo das Waſſer fließt.

Ich
R 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0283" n="261"/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#aq">LI.</hi><lb/>
Fort&#x017F;etzung des <hi rendition="#fr">funfzig&#x017F;ten</hi> Stu&#x0364;cks.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">A</hi>ls &#x017F;ie herauskamen, &#x017F;tanden &#x017F;chon viele<lb/>
Leute bey der Pferde&#x017F;chwa&#x0364;mme, und be-<lb/>
wunderten das Blutwa&#x017F;&#x017F;er. Da gieng nun<lb/>
der Vater na&#x0364;her mit den Kindern, und ließ<lb/>
&#x017F;ich er&#x017F;t mit den Leuten ins Ge&#x017F;pra&#x0364;ch ein.</p><lb/>
        <p>Leute! &#x017F;agte er, glaubt ihr denn wirklich,<lb/>
daß &#x017F;ich dieß Wa&#x017F;&#x017F;er in Blut verwandelt ha-<lb/>
be? J! hieß es, das kann man ja &#x017F;ehen.<lb/>
Denn es i&#x017F;t oben alles roth. &#x201E;I&#x017F;t denn aber<lb/>
alles Blut, was roth aus&#x017F;ieht? Ihr &#x017F;ollt gleich<lb/>
&#x017F;ehen, daß nicht alles &#x017F;o i&#x017F;t, wie es &#x017F;cheint.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Ach! rief ein altes Mu&#x0364;tterchen aus dem<lb/>
Haufen, das i&#x017F;t auch ein Ungla&#x0364;ubiger &#x2014;<lb/>
ich ho&#x0364;re es &#x017F;chon &#x2014; der Gottes Gerichte nicht<lb/>
erkennen will. Komm! &#x017F;agte der Vater, alte<lb/>
gute Mutter! Du &#x017F;oll&#x017F;t mit uns gehen, nur<lb/>
da u&#x0364;ber die Wie&#x017F;e, wo das Wa&#x017F;&#x017F;er fließt.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Ich</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[261/0283] LI. Fortſetzung des funfzigſten Stuͤcks. Als ſie herauskamen, ſtanden ſchon viele Leute bey der Pferdeſchwaͤmme, und be- wunderten das Blutwaſſer. Da gieng nun der Vater naͤher mit den Kindern, und ließ ſich erſt mit den Leuten ins Geſpraͤch ein. Leute! ſagte er, glaubt ihr denn wirklich, daß ſich dieß Waſſer in Blut verwandelt ha- be? J! hieß es, das kann man ja ſehen. Denn es iſt oben alles roth. „Iſt denn aber alles Blut, was roth ausſieht? Ihr ſollt gleich ſehen, daß nicht alles ſo iſt, wie es ſcheint.“ Ach! rief ein altes Muͤtterchen aus dem Haufen, das iſt auch ein Unglaͤubiger — ich hoͤre es ſchon — der Gottes Gerichte nicht erkennen will. Komm! ſagte der Vater, alte gute Mutter! Du ſollſt mit uns gehen, nur da uͤber die Wieſe, wo das Waſſer fließt. Ich R 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/283
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/283>, abgerufen am 21.11.2024.