Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 2. Leipzig, 1774.Flekke, wo Sie neulich aus der Kutsche stiegen -- Sie redte was anders, um mich nicht lieser in den Text kommen zu lassen. Bester, ich bin dahin! Sie kann mit mir machen was sie will. am 15. Nov. Jch danke Dir, Wilhelm, für Deinen herzlichen mein
Flekke, wo Sie neulich aus der Kutſche ſtiegen — Sie redte was anders, um mich nicht lieſer in den Text kommen zu laſſen. Beſter, ich bin dahin! Sie kann mit mir machen was ſie will. am 15. Nov. Jch danke Dir, Wilhelm, fuͤr Deinen herzlichen mein
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Flekke, wo Sie neulich aus der Kutſche ſtiegen —
Sie redte was anders, um mich nicht lieſer in den
Text kommen zu laſſen. Beſter, ich bin dahin!
Sie kann mit mir machen was ſie will.
am 15. Nov.
Jch danke Dir, Wilhelm, fuͤr Deinen herzlichen
Antheil, fuͤr Deinen wohlmeynenden Rath,
und bitte Dich, ruhig zu ſeyn. Laß mich ausdul-
den, ich habe bey all meiner Muͤdſeligkeit noch
Kraft genug durchzuſezzen. Jch ehre die Religion,
das weiſt Du, ich fuͤhle, daß ſie manchem Ermatte-
ten Stab, manchem Verſchmachtenden Erquikkung
iſt. Nur — kann ſie denn, muß ſie denn das ei-
nem jeden ſeyn? Wenn Du die große Welt an-
ſiehſt; ſo ſiehſt du Tauſende, denen ſie’s nicht war,
Tauſende denen ſie’s nicht ſeyn wird, gepredigt
oder ungepredigt, und muß ſie mir’s denn ſeyn?
Sagt nicht ſelbſt der Sohn Gottes: daß die um
ihn ſeyn wuͤrden, die ihm der Vater gegeben hat.
Wenn ich ihm nun nicht gegeben bin! Wenn
mich nun der Vater fuͤr ſich behalten will, wie mir
mein
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_werther02_1774/47>, abgerufen am 22.02.2025. |