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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 1. Leipzig, 1774.

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eine halbe Stunde zu ihr! Jch bin zu nah in
der Atmosphäre, Zuk! so bin ich dort. Meine
Großmutter hatte ein Mährgen vom Magneten-
berg. Die Schiffe die zu nahe kamen, wurden
auf einmal alles Eisenwerks beraubt, die Nägel
flogen dem Berge zu, und die armen Elenden schei-
terten zwischen den übereinander stürzenden
Brettern.




Albert ist angekommen, und ich werde gehen, und
wenn er der beste, der edelste Mensch wäre,
unter den ich mich in allem Betracht zu stellen
bereit wäre, so wär's unerträglich, ihn vor meinem
Angesichte im Besizze so vieler Vollkommenheiten zu
sehen. Besiz! -- Genug, Wilhelm der Bräuti-
gam ist da. Ein braver lieber Kerl, dem man gut
seyn muß. Glüklicher weise war ich nicht bey'm
Empfange! Das hätte mir das Herz zerrissen. Auch
ist er so ehrlich und hat Lotten in meiner Gegen-
wart noch nicht einmal geküßt. Das lohn ihm
Gott! Um des Respekts willen, den er vor dem

Mäd-



eine halbe Stunde zu ihr! Jch bin zu nah in
der Atmoſphaͤre, Zuk! ſo bin ich dort. Meine
Großmutter hatte ein Maͤhrgen vom Magneten-
berg. Die Schiffe die zu nahe kamen, wurden
auf einmal alles Eiſenwerks beraubt, die Naͤgel
flogen dem Berge zu, und die armen Elenden ſchei-
terten zwiſchen den uͤbereinander ſtuͤrzenden
Brettern.




Albert iſt angekommen, und ich werde gehen, und
wenn er der beſte, der edelſte Menſch waͤre,
unter den ich mich in allem Betracht zu ſtellen
bereit waͤre, ſo waͤr’s unertraͤglich, ihn vor meinem
Angeſichte im Beſizze ſo vieler Vollkommenheiten zu
ſehen. Beſiz! — Genug, Wilhelm der Braͤuti-
gam iſt da. Ein braver lieber Kerl, dem man gut
ſeyn muß. Gluͤklicher weiſe war ich nicht bey’m
Empfange! Das haͤtte mir das Herz zerriſſen. Auch
iſt er ſo ehrlich und hat Lotten in meiner Gegen-
wart noch nicht einmal gekuͤßt. Das lohn ihm
Gott! Um des Reſpekts willen, den er vor dem

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[72/0072] eine halbe Stunde zu ihr! Jch bin zu nah in der Atmoſphaͤre, Zuk! ſo bin ich dort. Meine Großmutter hatte ein Maͤhrgen vom Magneten- berg. Die Schiffe die zu nahe kamen, wurden auf einmal alles Eiſenwerks beraubt, die Naͤgel flogen dem Berge zu, und die armen Elenden ſchei- terten zwiſchen den uͤbereinander ſtuͤrzenden Brettern. am 30. Juli. Albert iſt angekommen, und ich werde gehen, und wenn er der beſte, der edelſte Menſch waͤre, unter den ich mich in allem Betracht zu ſtellen bereit waͤre, ſo waͤr’s unertraͤglich, ihn vor meinem Angeſichte im Beſizze ſo vieler Vollkommenheiten zu ſehen. Beſiz! — Genug, Wilhelm der Braͤuti- gam iſt da. Ein braver lieber Kerl, dem man gut ſeyn muß. Gluͤklicher weiſe war ich nicht bey’m Empfange! Das haͤtte mir das Herz zerriſſen. Auch iſt er ſo ehrlich und hat Lotten in meiner Gegen- wart noch nicht einmal gekuͤßt. Das lohn ihm Gott! Um des Reſpekts willen, den er vor dem Maͤd-

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 1. Leipzig, 1774, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_werther01_1774/72>, abgerufen am 03.12.2024.