Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 1. Leipzig, 1774.am 10. Sept. Das war eine Nacht! Wilhelm, nun übersteh Ach sie schläft ruhig und denkt nicht, daß sie Albert hatte mir versprochen, gleich nach dem stand G 4
am 10. Sept. Das war eine Nacht! Wilhelm, nun uͤberſteh Ach ſie ſchlaͤft ruhig und denkt nicht, daß ſie Albert hatte mir verſprochen, gleich nach dem ſtand G 4
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am 10. Sept.
Das war eine Nacht! Wilhelm, nun uͤberſteh
ich alles. Jch werde ſie nicht wiederſehn.
O daß ich nicht an Deinen Hals fliegen, Dir mit
tauſend Thraͤnen und Entzuͤkkungen ausdruͤkken kann,
mein Beſter, all die Empfindungen, die mein Herz
beſtuͤrmen. Hier ſizz ich und ſchnappe nach Luft,
ſuche mich zu beruhigen, und erwarte den Morgen,
und mit Sonnen Aufgang ſind die Pferde beſtellt.
Ach ſie ſchlaͤft ruhig und denkt nicht, daß ſie
mich nie wieder ſehen wird. Jch habe mich los-
geriſſen, bin ſtark genug geweſen, in einem Ge-
ſpraͤche von zwey Stunden mein Vorhaben nicht
zu verrathen. Und Gott, welch ein Geſpraͤch!
Albert hatte mir verſprochen, gleich nach dem
Nachteſſen mit Lotten im Garten zu ſeyn. Jch
ſtand
G 4
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 1. Leipzig, 1774, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_werther01_1774/103>, abgerufen am 22.02.2025. |