Sie eilt nach dem neuen Gebäude, sie ruft den Chirurgus hervor, sie übergiebt ihm das Kind. Der auf alles gefaßte Mann be¬ handelt den zarten Leichnam stufenweise nach gewohnter Art. Ottilie steht ihm in allem bey; sie schafft, sie bringt, sie sorgt, zwar wie in einer andern Welt wandelnd: denn das höchste Unglück wie das höchste Glück verän¬ dert die Ansicht aller Gegenstände; und nur, als nach allen durchgegangenen Versuchen der wackere Mann den Kopf schüttelt, auf ihre hoffnungsvollen Fragen erst schweigend, dann mit einem leisen Nein antwortet, verläßt sie das Schlafzimmer Charlottens, worin dieß alles geschehen, und kaum hat sie das Wohn¬
II. 17
Vierzehntes Kapitel.
Sie eilt nach dem neuen Gebaͤude, ſie ruft den Chirurgus hervor, ſie uͤbergiebt ihm das Kind. Der auf alles gefaßte Mann be¬ handelt den zarten Leichnam ſtufenweiſe nach gewohnter Art. Ottilie ſteht ihm in allem bey; ſie ſchafft, ſie bringt, ſie ſorgt, zwar wie in einer andern Welt wandelnd: denn das hoͤchſte Ungluͤck wie das hoͤchſte Gluͤck veraͤn¬ dert die Anſicht aller Gegenſtaͤnde; und nur, als nach allen durchgegangenen Verſuchen der wackere Mann den Kopf ſchuͤttelt, auf ihre hoffnungsvollen Fragen erſt ſchweigend, dann mit einem leiſen Nein antwortet, verlaͤßt ſie das Schlafzimmer Charlottens, worin dieß alles geſchehen, und kaum hat ſie das Wohn¬
II. 17
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Vierzehntes Kapitel.
Sie eilt nach dem neuen Gebaͤude, ſie
ruft den Chirurgus hervor, ſie uͤbergiebt ihm
das Kind. Der auf alles gefaßte Mann be¬
handelt den zarten Leichnam ſtufenweiſe nach
gewohnter Art. Ottilie ſteht ihm in allem
bey; ſie ſchafft, ſie bringt, ſie ſorgt, zwar
wie in einer andern Welt wandelnd: denn das
hoͤchſte Ungluͤck wie das hoͤchſte Gluͤck veraͤn¬
dert die Anſicht aller Gegenſtaͤnde; und nur,
als nach allen durchgegangenen Verſuchen der
wackere Mann den Kopf ſchuͤttelt, auf ihre
hoffnungsvollen Fragen erſt ſchweigend, dann
mit einem leiſen Nein antwortet, verlaͤßt ſie
das Schlafzimmer Charlottens, worin dieß
alles geſchehen, und kaum hat ſie das Wohn¬
II. 17
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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/260>, abgerufen am 22.12.2024.
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