Daß jener wunderlich thätige Mann, den wir bereits kennen gelernt, daß Mittler, nach¬ dem er von dem Unheil, das unter diesen Freunden ausgebrochen, Nachricht erhalten, obgleich kein Theil noch seine Hülfe angeru¬ fen, in diesem Falle seine Freundschaft, seine Geschicklichkeit zu beweisen, zu üben geneigt war, läßt sich denken. Doch schien es ihm räthlich, erst eine Weile zu zaudern: denn er wußte nur zu wohl, daß es schwerer sey, ge¬ bildeten Menschen bey sittlichen Verworrenhei¬ ten zu Hülfe zu kommen, als ungebildeten. Er überließ sie deshalb eine Zeit lang sich selbst; allein zuletzt konnte er es nicht mehr
Achtzehntes Kapitel.
Daß jener wunderlich thaͤtige Mann, den wir bereits kennen gelernt, daß Mittler, nach¬ dem er von dem Unheil, das unter dieſen Freunden ausgebrochen, Nachricht erhalten, obgleich kein Theil noch ſeine Huͤlfe angeru¬ fen, in dieſem Falle ſeine Freundſchaft, ſeine Geſchicklichkeit zu beweiſen, zu uͤben geneigt war, laͤßt ſich denken. Doch ſchien es ihm raͤthlich, erſt eine Weile zu zaudern: denn er wußte nur zu wohl, daß es ſchwerer ſey, ge¬ bildeten Menſchen bey ſittlichen Verworrenhei¬ ten zu Huͤlfe zu kommen, als ungebildeten. Er uͤberließ ſie deshalb eine Zeit lang ſich ſelbſt; allein zuletzt konnte er es nicht mehr
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[0292]
Achtzehntes Kapitel.
Daß jener wunderlich thaͤtige Mann, den
wir bereits kennen gelernt, daß Mittler, nach¬
dem er von dem Unheil, das unter dieſen
Freunden ausgebrochen, Nachricht erhalten,
obgleich kein Theil noch ſeine Huͤlfe angeru¬
fen, in dieſem Falle ſeine Freundſchaft, ſeine
Geſchicklichkeit zu beweiſen, zu uͤben geneigt
war, laͤßt ſich denken. Doch ſchien es ihm
raͤthlich, erſt eine Weile zu zaudern: denn er
wußte nur zu wohl, daß es ſchwerer ſey, ge¬
bildeten Menſchen bey ſittlichen Verworrenhei¬
ten zu Huͤlfe zu kommen, als ungebildeten.
Er uͤberließ ſie deshalb eine Zeit lang ſich
ſelbſt; allein zuletzt konnte er es nicht mehr
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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/292>, abgerufen am 21.11.2024.
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