Den andern Morgen, da noch alles stille und ruhig war, ging er sich im Hause um¬ zusehen. Es war die reinste, schönste, wür¬ digste Baukunst, die er gesehen hatte. Ist doch wahre Kunst, rief er aus, wie gute Gesellschaft; sie nöthigt uns auf die ange¬ nehmste Weise das Maaß zu erkennen, nach dem und zu dem unser Innerstes gebildet ist. Unglaublich angenehm war der Eindruck, den die Statuen und Büsten seines Großva¬ ters auf ihn machten. Mit Verlangen eilte er dem Bilde vom kranken Königssohn entgegen, und noch immer fand er es reizend und rührend. Der Bediente öffnete ihm ver¬ schiedene andere Zimmer, er fand eine Bi¬ bliothek, eine Naturaliensammlung, ein phy¬
Drittes Capitel.
Den andern Morgen, da noch alles ſtille und ruhig war, ging er ſich im Hauſe um¬ zuſehen. Es war die reinſte, ſchönſte, wür¬ digſte Baukunſt, die er geſehen hatte. Iſt doch wahre Kunſt, rief er aus, wie gute Geſellſchaft; ſie nöthigt uns auf die ange¬ nehmſte Weiſe das Maaß zu erkennen, nach dem und zu dem unſer Innerſtes gebildet iſt. Unglaublich angenehm war der Eindruck, den die Statuen und Büſten ſeines Großva¬ ters auf ihn machten. Mit Verlangen eilte er dem Bilde vom kranken Königsſohn entgegen, und noch immer fand er es reizend und rührend. Der Bediente öffnete ihm ver¬ ſchiedene andere Zimmer, er fand eine Bi¬ bliothek, eine Naturalienſammlung, ein phy¬
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Drittes Capitel.
Den andern Morgen, da noch alles ſtille
und ruhig war, ging er ſich im Hauſe um¬
zuſehen. Es war die reinſte, ſchönſte, wür¬
digſte Baukunſt, die er geſehen hatte. Iſt
doch wahre Kunſt, rief er aus, wie gute
Geſellſchaft; ſie nöthigt uns auf die ange¬
nehmſte Weiſe das Maaß zu erkennen, nach
dem und zu dem unſer Innerſtes gebildet
iſt. Unglaublich angenehm war der Eindruck,
den die Statuen und Büſten ſeines Großva¬
ters auf ihn machten. Mit Verlangen eilte
er dem Bilde vom kranken Königsſohn
entgegen, und noch immer fand er es reizend
und rührend. Der Bediente öffnete ihm ver¬
ſchiedene andere Zimmer, er fand eine Bi¬
bliothek, eine Naturalienſammlung, ein phy¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/266>, abgerufen am 21.12.2024.
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