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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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Drittes Capitel.

Dein Brief ist so wohl geschrieben, und
so gescheut und klug gedacht, daß sich nichts
mehr dazu setzen läßt. Du wirst mir aber
verzeihen, wenn ich sage, daß man gerade
das Gegentheil davon meynen, behaupten
und thun und doch auch recht haben kann.
Deine Art zu seyn und zu denken geht auf
einen unbeschränkten Besitz und auf eine
leichte lustige Art zu genießen hinaus, und
ich brauche dir kaum zu sagen, daß ich dar¬
an nichts was mich reizte finden kann.

Zuerst muß ich dir leider bekennen, daß
mein Tagebuch aus Noth, um meinem Va¬
ter gefällig zu seyn, mit Hülfe eines Freun¬
des aus mehreren Büchern zusammen ge¬
schrieben ist, und daß ich wohl die darin
enthaltenen Sachen und noch mehrere dieser

Drittes Capitel.

Dein Brief iſt ſo wohl geſchrieben, und
ſo geſcheut und klug gedacht, daß ſich nichts
mehr dazu ſetzen läßt. Du wirſt mir aber
verzeihen, wenn ich ſage, daß man gerade
das Gegentheil davon meynen, behaupten
und thun und doch auch recht haben kann.
Deine Art zu ſeyn und zu denken geht auf
einen unbeſchränkten Beſitz und auf eine
leichte luſtige Art zu genießen hinaus, und
ich brauche dir kaum zu ſagen, daß ich dar¬
an nichts was mich reizte finden kann.

Zuerſt muß ich dir leider bekennen, daß
mein Tagebuch aus Noth, um meinem Va¬
ter gefällig zu ſeyn, mit Hülfe eines Freun¬
des aus mehreren Büchern zuſammen ge¬
ſchrieben iſt, und daß ich wohl die darin
enthaltenen Sachen und noch mehrere dieſer

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[27/0033] Drittes Capitel. Dein Brief iſt ſo wohl geſchrieben, und ſo geſcheut und klug gedacht, daß ſich nichts mehr dazu ſetzen läßt. Du wirſt mir aber verzeihen, wenn ich ſage, daß man gerade das Gegentheil davon meynen, behaupten und thun und doch auch recht haben kann. Deine Art zu ſeyn und zu denken geht auf einen unbeſchränkten Beſitz und auf eine leichte luſtige Art zu genießen hinaus, und ich brauche dir kaum zu ſagen, daß ich dar¬ an nichts was mich reizte finden kann. Zuerſt muß ich dir leider bekennen, daß mein Tagebuch aus Noth, um meinem Va¬ ter gefällig zu ſeyn, mit Hülfe eines Freun¬ des aus mehreren Büchern zuſammen ge¬ ſchrieben iſt, und daß ich wohl die darin enthaltenen Sachen und noch mehrere dieſer

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/33>, abgerufen am 21.11.2024.