" -- So war es und so muß es denn auch wohl recht seyn, daß jeder bey jeder Gele¬ genheit seinem Gewerbe nachgeht und seine Thätigkeit zeigt. Der gute Alte war kaum verschieden, als auch in der nächsten Viertel¬ stunde schon nichts mehr nach seinem Sinne im Hause geschah. Freunde, Bekannte und Verwandte drängten sich zu, besonders aber alle Menschenarten, die bey solchen Gelegen¬ heiten etwas zu gewinnen haben. Man brachte, man trug, man zahlte, schrieb und rechnete; die einen hohlten Wein und Ku¬ chen, die andern tranken und aßen; nieman¬ den sah ich aber ernsthafter beschäftigt, als die Weiber, indem sie die Trauer aussuchten.
Du wirst mir also verzeihen, mein Lie¬
Zweytes Capitel,
» — So war es und ſo muß es denn auch wohl recht ſeyn, daß jeder bey jeder Gele¬ genheit ſeinem Gewerbe nachgeht und ſeine Thätigkeit zeigt. Der gute Alte war kaum verſchieden, als auch in der nächſten Viertel¬ ſtunde ſchon nichts mehr nach ſeinem Sinne im Hauſe geſchah. Freunde, Bekannte und Verwandte drängten ſich zu, beſonders aber alle Menſchenarten, die bey ſolchen Gelegen¬ heiten etwas zu gewinnen haben. Man brachte, man trug, man zahlte, ſchrieb und rechnete; die einen hohlten Wein und Ku¬ chen, die andern tranken und aßen; nieman¬ den ſah ich aber ernſthafter beſchäftigt, als die Weiber, indem ſie die Trauer ausſuchten.
Du wirſt mir alſo verzeihen, mein Lie¬
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Zweytes Capitel,
» — So war es und ſo muß es denn auch
wohl recht ſeyn, daß jeder bey jeder Gele¬
genheit ſeinem Gewerbe nachgeht und ſeine
Thätigkeit zeigt. Der gute Alte war kaum
verſchieden, als auch in der nächſten Viertel¬
ſtunde ſchon nichts mehr nach ſeinem Sinne
im Hauſe geſchah. Freunde, Bekannte und
Verwandte drängten ſich zu, beſonders aber
alle Menſchenarten, die bey ſolchen Gelegen¬
heiten etwas zu gewinnen haben. Man
brachte, man trug, man zahlte, ſchrieb und
rechnete; die einen hohlten Wein und Ku¬
chen, die andern tranken und aßen; nieman¬
den ſah ich aber ernſthafter beſchäftigt, als
die Weiber, indem ſie die Trauer ausſuchten.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/24>, abgerufen am 21.12.2024.
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