die einzelnen Farben in sich zusammen und erscheinen abgesondert, einige schneller, andere langsamer.
Etwas Aehnliches begegnet beym Purpurfärben. Denn wenn man die Schnecke zerstößt, ihre Feuchtig- keit auspreßt und im Kessel kocht; so ist in der Küpe zuerst keine bestimmte Farbe zu sehen, nach und nach aber trennen sich die eingebornen Farben und mischen sich wieder, wodurch denn die Mannigfaltigkeit ent- steht, als Schwarz, Weiß, Schatten- und Luftfarbe. Zuletzt wird alles purpurfarbig, wenn die Farben ge- hörig zusammengekocht sind, so daß wegen ihrer Mi- schung und Uebergang aus einer in die andere keine der einzelnen Farben an sich mehr zu sehen ist.
51.
Dieses begegnet auch an Früchten. Denn bey vielen werden nicht alle Farben auf einmal gar ge- kocht, sondern einige zeigen sich früher, andere später, und eine wird in die andere verändert, wie man an den Trauben und Datteln sieht. Denn diese letzten werden zuerst roth; wenn aber das Schwarze in ihnen in sich zusammentritt, gehen sie in die Weinfarbe über. Zuletzt werden sie blau, wenn das Rothe mit vielem und reinem Schwarz gemischt ist.
52.
Denn die Farben, welche später entstehen, ver- ändern, wenn sie vorwalten, die ersten Farben, wel- ches besonders bey schwarzen Früchten deutlich ist. Denn die meisten, welche zuerst grün aussehen, nei-
die einzelnen Farben in ſich zuſammen und erſcheinen abgeſondert, einige ſchneller, andere langſamer.
Etwas Aehnliches begegnet beym Purpurfaͤrben. Denn wenn man die Schnecke zerſtoͤßt, ihre Feuchtig- keit auspreßt und im Keſſel kocht; ſo iſt in der Kuͤpe zuerſt keine beſtimmte Farbe zu ſehen, nach und nach aber trennen ſich die eingebornen Farben und miſchen ſich wieder, wodurch denn die Mannigfaltigkeit ent- ſteht, als Schwarz, Weiß, Schatten- und Luftfarbe. Zuletzt wird alles purpurfarbig, wenn die Farben ge- hoͤrig zuſammengekocht ſind, ſo daß wegen ihrer Mi- ſchung und Uebergang aus einer in die andere keine der einzelnen Farben an ſich mehr zu ſehen iſt.
51.
Dieſes begegnet auch an Fruͤchten. Denn bey vielen werden nicht alle Farben auf einmal gar ge- kocht, ſondern einige zeigen ſich fruͤher, andere ſpaͤter, und eine wird in die andere veraͤndert, wie man an den Trauben und Datteln ſieht. Denn dieſe letzten werden zuerſt roth; wenn aber das Schwarze in ihnen in ſich zuſammentritt, gehen ſie in die Weinfarbe uͤber. Zuletzt werden ſie blau, wenn das Rothe mit vielem und reinem Schwarz gemiſcht iſt.
52.
Denn die Farben, welche ſpaͤter entſtehen, ver- aͤndern, wenn ſie vorwalten, die erſten Farben, wel- ches beſonders bey ſchwarzen Fruͤchten deutlich iſt. Denn die meiſten, welche zuerſt gruͤn ausſehen, nei-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0075"n="41"/>
die einzelnen Farben in ſich zuſammen und erſcheinen<lb/>
abgeſondert, einige ſchneller, andere langſamer.</p><lb/><p>Etwas Aehnliches begegnet beym Purpurfaͤrben.<lb/>
Denn wenn man die Schnecke zerſtoͤßt, ihre Feuchtig-<lb/>
keit auspreßt und im Keſſel kocht; ſo iſt in der Kuͤpe<lb/>
zuerſt keine beſtimmte Farbe zu ſehen, nach und nach<lb/>
aber trennen ſich die eingebornen Farben und miſchen<lb/>ſich wieder, wodurch denn die Mannigfaltigkeit ent-<lb/>ſteht, als Schwarz, Weiß, Schatten- und Luftfarbe.<lb/>
Zuletzt wird alles purpurfarbig, wenn die Farben ge-<lb/>
hoͤrig zuſammengekocht ſind, ſo daß wegen ihrer Mi-<lb/>ſchung und Uebergang aus einer in die andere keine<lb/>
der einzelnen Farben an ſich mehr zu ſehen iſt.</p></div><lb/><divn="4"><head>51.</head><lb/><p>Dieſes begegnet auch an Fruͤchten. Denn bey<lb/>
vielen werden nicht alle Farben auf einmal gar ge-<lb/>
kocht, ſondern einige zeigen ſich fruͤher, andere ſpaͤter,<lb/>
und eine wird in die andere veraͤndert, wie man an<lb/>
den Trauben und Datteln ſieht. Denn dieſe letzten<lb/>
werden zuerſt roth; wenn aber das Schwarze in ihnen<lb/>
in ſich zuſammentritt, gehen ſie in die Weinfarbe uͤber.<lb/>
Zuletzt werden ſie blau, wenn das Rothe mit vielem<lb/>
und reinem Schwarz gemiſcht iſt.</p></div><lb/><divn="4"><head>52.</head><lb/><p>Denn die Farben, welche ſpaͤter entſtehen, ver-<lb/>
aͤndern, wenn ſie vorwalten, die erſten Farben, wel-<lb/>
ches beſonders bey ſchwarzen Fruͤchten deutlich iſt.<lb/>
Denn die meiſten, welche zuerſt gruͤn ausſehen, nei-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[41/0075]
die einzelnen Farben in ſich zuſammen und erſcheinen
abgeſondert, einige ſchneller, andere langſamer.
Etwas Aehnliches begegnet beym Purpurfaͤrben.
Denn wenn man die Schnecke zerſtoͤßt, ihre Feuchtig-
keit auspreßt und im Keſſel kocht; ſo iſt in der Kuͤpe
zuerſt keine beſtimmte Farbe zu ſehen, nach und nach
aber trennen ſich die eingebornen Farben und miſchen
ſich wieder, wodurch denn die Mannigfaltigkeit ent-
ſteht, als Schwarz, Weiß, Schatten- und Luftfarbe.
Zuletzt wird alles purpurfarbig, wenn die Farben ge-
hoͤrig zuſammengekocht ſind, ſo daß wegen ihrer Mi-
ſchung und Uebergang aus einer in die andere keine
der einzelnen Farben an ſich mehr zu ſehen iſt.
51.
Dieſes begegnet auch an Fruͤchten. Denn bey
vielen werden nicht alle Farben auf einmal gar ge-
kocht, ſondern einige zeigen ſich fruͤher, andere ſpaͤter,
und eine wird in die andere veraͤndert, wie man an
den Trauben und Datteln ſieht. Denn dieſe letzten
werden zuerſt roth; wenn aber das Schwarze in ihnen
in ſich zuſammentritt, gehen ſie in die Weinfarbe uͤber.
Zuletzt werden ſie blau, wenn das Rothe mit vielem
und reinem Schwarz gemiſcht iſt.
52.
Denn die Farben, welche ſpaͤter entſtehen, ver-
aͤndern, wenn ſie vorwalten, die erſten Farben, wel-
ches beſonders bey ſchwarzen Fruͤchten deutlich iſt.
Denn die meiſten, welche zuerſt gruͤn ausſehen, nei-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/75>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.