Er reducirt sie deshalb auf drey und verharrt bey dieser Methode, ohne daß ihm jedoch seine Arbeit, die er mehrere Jahre fortsetzt, sonderlich Vortheil verschafft. Er legt seinen Druckbildern kein Clair-obscür, etwa durch eine schwarze Platte, zum Grunde; sondern seine Schwärze, sein Schatten, soll ihm da entstehen, wo beym Abdruck die drey Farben zusammentreffen. Man wirft ihm vor, daß seine Behandlung unvollkommen gewesen, und daß er deshalb viel retouchiren müssen. Indeß scheint er der erste zu seyn, der mit dieser Ar- beit einiges Aufsehen erregt. Sein Programm, das er in London deshalb herausgegeben, ist uns nicht zu Ge- sicht gekommen; es soll dunkel und abstrus geschrieben seyn.
Gautier.
Ein thätiger, rascher, etwas wilder, zwar talent- voller, aber doch mehr als billig zudringlicher und Auf- sehen liebender Mann. Er studirte erst die Malerey, dann die Kupferstecherkunst, und kommt gleichfalls auf den Gedanken, mit drey farbigen Platten zu drucken, wobey er eine vierte, die das Clair-obscür leisten soll, zum Grunde legt. Er behauptet, seine Verfahrungsart sey eine ganz andre und bessere als die des Le Blond, mit welchem er über die Priorität in Streit geräth. Seine Myologie kommt 1746, die Anatomie des Haup- tes und ein Theil der Nervenlehre 1748, in Paris
Er reducirt ſie deshalb auf drey und verharrt bey dieſer Methode, ohne daß ihm jedoch ſeine Arbeit, die er mehrere Jahre fortſetzt, ſonderlich Vortheil verſchafft. Er legt ſeinen Druckbildern kein Clair-obſcuͤr, etwa durch eine ſchwarze Platte, zum Grunde; ſondern ſeine Schwaͤrze, ſein Schatten, ſoll ihm da entſtehen, wo beym Abdruck die drey Farben zuſammentreffen. Man wirft ihm vor, daß ſeine Behandlung unvollkommen geweſen, und daß er deshalb viel retouchiren muͤſſen. Indeß ſcheint er der erſte zu ſeyn, der mit dieſer Ar- beit einiges Aufſehen erregt. Sein Programm, das er in London deshalb herausgegeben, iſt uns nicht zu Ge- ſicht gekommen; es ſoll dunkel und abſtrus geſchrieben ſeyn.
Gautier.
Ein thaͤtiger, raſcher, etwas wilder, zwar talent- voller, aber doch mehr als billig zudringlicher und Auf- ſehen liebender Mann. Er ſtudirte erſt die Malerey, dann die Kupferſtecherkunſt, und kommt gleichfalls auf den Gedanken, mit drey farbigen Platten zu drucken, wobey er eine vierte, die das Clair-obſcuͤr leiſten ſoll, zum Grunde legt. Er behauptet, ſeine Verfahrungsart ſey eine ganz andre und beſſere als die des Le Blond, mit welchem er uͤber die Prioritaͤt in Streit geraͤth. Seine Myologie kommt 1746, die Anatomie des Haup- tes und ein Theil der Nervenlehre 1748, in Paris
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0572"n="538"/>
Er reducirt ſie deshalb auf drey und verharrt bey dieſer<lb/>
Methode, ohne daß ihm jedoch ſeine Arbeit, die<lb/>
er mehrere Jahre fortſetzt, ſonderlich Vortheil verſchafft.<lb/>
Er legt ſeinen Druckbildern kein Clair-obſcuͤr, etwa<lb/>
durch eine ſchwarze Platte, zum Grunde; ſondern ſeine<lb/>
Schwaͤrze, ſein Schatten, ſoll ihm da entſtehen, wo<lb/>
beym Abdruck die drey Farben zuſammentreffen. Man<lb/>
wirft ihm vor, daß ſeine Behandlung unvollkommen<lb/>
geweſen, und daß er deshalb viel retouchiren muͤſſen.<lb/>
Indeß ſcheint er der erſte zu ſeyn, der mit dieſer Ar-<lb/>
beit einiges Aufſehen erregt. Sein Programm, das er<lb/>
in London deshalb herausgegeben, iſt uns nicht zu Ge-<lb/>ſicht gekommen; es ſoll dunkel und abſtrus geſchrieben<lb/>ſeyn.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><head><hirendition="#g">Gautier</hi>.</head><lb/><p>Ein thaͤtiger, raſcher, etwas wilder, zwar talent-<lb/>
voller, aber doch mehr als billig zudringlicher und Auf-<lb/>ſehen liebender Mann. Er ſtudirte erſt die Malerey,<lb/>
dann die Kupferſtecherkunſt, und kommt gleichfalls auf<lb/>
den Gedanken, mit drey farbigen Platten zu drucken,<lb/>
wobey er eine vierte, die das Clair-obſcuͤr leiſten ſoll,<lb/>
zum Grunde legt. Er behauptet, ſeine Verfahrungsart<lb/>ſey eine ganz andre und beſſere als die des Le Blond,<lb/>
mit welchem er uͤber die Prioritaͤt in Streit geraͤth.<lb/>
Seine Myologie kommt 1746, die Anatomie des Haup-<lb/>
tes und ein Theil der Nervenlehre 1748, in Paris<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[538/0572]
Er reducirt ſie deshalb auf drey und verharrt bey dieſer
Methode, ohne daß ihm jedoch ſeine Arbeit, die
er mehrere Jahre fortſetzt, ſonderlich Vortheil verſchafft.
Er legt ſeinen Druckbildern kein Clair-obſcuͤr, etwa
durch eine ſchwarze Platte, zum Grunde; ſondern ſeine
Schwaͤrze, ſein Schatten, ſoll ihm da entſtehen, wo
beym Abdruck die drey Farben zuſammentreffen. Man
wirft ihm vor, daß ſeine Behandlung unvollkommen
geweſen, und daß er deshalb viel retouchiren muͤſſen.
Indeß ſcheint er der erſte zu ſeyn, der mit dieſer Ar-
beit einiges Aufſehen erregt. Sein Programm, das er
in London deshalb herausgegeben, iſt uns nicht zu Ge-
ſicht gekommen; es ſoll dunkel und abſtrus geſchrieben
ſeyn.
Gautier.
Ein thaͤtiger, raſcher, etwas wilder, zwar talent-
voller, aber doch mehr als billig zudringlicher und Auf-
ſehen liebender Mann. Er ſtudirte erſt die Malerey,
dann die Kupferſtecherkunſt, und kommt gleichfalls auf
den Gedanken, mit drey farbigen Platten zu drucken,
wobey er eine vierte, die das Clair-obſcuͤr leiſten ſoll,
zum Grunde legt. Er behauptet, ſeine Verfahrungsart
ſey eine ganz andre und beſſere als die des Le Blond,
mit welchem er uͤber die Prioritaͤt in Streit geraͤth.
Seine Myologie kommt 1746, die Anatomie des Haup-
tes und ein Theil der Nervenlehre 1748, in Paris
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/572>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.