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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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Sechste Proposition. Zweytes Problem.
In einer Mischung von ursprünglichen Farben, bey
gegebener Quantität und Qualität einer jeden,
die Farbe der zusammengesetzten zu bestimmen.
592.

Daß ein Farbenschema sich bequem in einen Kreis
einschließen lasse, daran zweifelt wohl Niemand, und
die erste Figur unserer ersten Tafel zeigt solches auf
eine Weise welche wir für die vortheilhafteste hielten.
Newton nimmt sich hier dasselbige vor; aber wie geht
er zu Werke? Das flammenartig vorschreitende, be-
kannte Spectrum soll in einen Kreis gebogen und die
Räume, welche die Farben an der Peripherie einneh-
men, sollen nach jenen Tonmaßen bestimmt werden,
welche Newton in dem Spectrum gefunden haben
will.

593.

Allein hier zeigt sich eine neue Unbequemlichkeit:
denn zwischen seinem Violetten und Orange, indem
alle Stufen von Roth angegeben werden müssen, ist
er genöthigt das reine Roth, das ihm in seinem Spec-
trum fehlt, in seinen Urfarbenkreis mit einzuschalten.
Es bedarf freylich nur einer kleinen Wendung nach
seiner Art, um auch dieses Roth zu intercaliren, ein-
zuschwärzen, wie er es früher mit dem Grünen und

Sechſte Propoſition. Zweytes Problem.
In einer Miſchung von urſpruͤnglichen Farben, bey
gegebener Quantitaͤt und Qualitaͤt einer jeden,
die Farbe der zuſammengeſetzten zu beſtimmen.
592.

Daß ein Farbenſchema ſich bequem in einen Kreis
einſchließen laſſe, daran zweifelt wohl Niemand, und
die erſte Figur unſerer erſten Tafel zeigt ſolches auf
eine Weiſe welche wir fuͤr die vortheilhafteſte hielten.
Newton nimmt ſich hier daſſelbige vor; aber wie geht
er zu Werke? Das flammenartig vorſchreitende, be-
kannte Spectrum ſoll in einen Kreis gebogen und die
Raͤume, welche die Farben an der Peripherie einneh-
men, ſollen nach jenen Tonmaßen beſtimmt werden,
welche Newton in dem Spectrum gefunden haben
will.

593.

Allein hier zeigt ſich eine neue Unbequemlichkeit:
denn zwiſchen ſeinem Violetten und Orange, indem
alle Stufen von Roth angegeben werden muͤſſen, iſt
er genoͤthigt das reine Roth, das ihm in ſeinem Spec-
trum fehlt, in ſeinen Urfarbenkreis mit einzuſchalten.
Es bedarf freylich nur einer kleinen Wendung nach
ſeiner Art, um auch dieſes Roth zu intercaliren, ein-
zuſchwaͤrzen, wie er es fruͤher mit dem Gruͤnen und

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[613/0667] Sechſte Propoſition. Zweytes Problem. In einer Miſchung von urſpruͤnglichen Farben, bey gegebener Quantitaͤt und Qualitaͤt einer jeden, die Farbe der zuſammengeſetzten zu beſtimmen. 592. Daß ein Farbenſchema ſich bequem in einen Kreis einſchließen laſſe, daran zweifelt wohl Niemand, und die erſte Figur unſerer erſten Tafel zeigt ſolches auf eine Weiſe welche wir fuͤr die vortheilhafteſte hielten. Newton nimmt ſich hier daſſelbige vor; aber wie geht er zu Werke? Das flammenartig vorſchreitende, be- kannte Spectrum ſoll in einen Kreis gebogen und die Raͤume, welche die Farben an der Peripherie einneh- men, ſollen nach jenen Tonmaßen beſtimmt werden, welche Newton in dem Spectrum gefunden haben will. 593. Allein hier zeigt ſich eine neue Unbequemlichkeit: denn zwiſchen ſeinem Violetten und Orange, indem alle Stufen von Roth angegeben werden muͤſſen, iſt er genoͤthigt das reine Roth, das ihm in ſeinem Spec- trum fehlt, in ſeinen Urfarbenkreis mit einzuſchalten. Es bedarf freylich nur einer kleinen Wendung nach ſeiner Art, um auch dieſes Roth zu intercaliren, ein- zuſchwaͤrzen, wie er es fruͤher mit dem Gruͤnen und

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/667>, abgerufen am 21.11.2024.