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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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wird bemerken, daß das Licht der übrigen Reihen an die Stelle
der weggenommenen Reihe tritt und sich daselbst färbt.

539.

Keinesweges ist dieses das Factum, sondern ein
genauer Beobachter sieht ganz etwas anders. Wenn
man nämlich einen Zwischenraum des Kammes zudeckt,
so erhält man nur einen breitern Zahn, der, wenn die
Intervalle und die Zähne gleich sind, dreymal so breit
ist wie die übrigen. An den Gränzen dieses breitern
Zahns geht nun gerade das vor, was an den Gränzen
der schmäleren vorgeht: der violette Saum erstreckt sich
hereinwärts, der gelbrothe Rand bezeichnet die andre
Seite. Nun ist es möglich, daß bey der gegebenen
Distanz diese beyden Farben sich über den breiten Zahn
noch nicht erreichen, während sie sich über die schmalen
Zähne schon ergriffen haben; wenn man also bey den
übrigen Fällen schon Purpur sieht, so wird man hier
noch das Gelbrothe vom Blaurothen getrennt sehen.

540.

Läßt man aber diese aufgefangene Reihe wieder wie vor-
her auf das Papier fallen; so werden die Farben derselben in
die Farben der übrigen Reihen einfallen, sich mit ihnen ver-
mischen und wieder das Weiße hervorbringen.

541.

Keineswegs; sondern, wie schon oben gedacht,
werden die durch die schmalen Kammöffnungen durch-
fallenden Farbenreihen in einer solchen Entfernung nur

wird bemerken, daß das Licht der uͤbrigen Reihen an die Stelle
der weggenommenen Reihe tritt und ſich daſelbſt faͤrbt.

539.

Keinesweges iſt dieſes das Factum, ſondern ein
genauer Beobachter ſieht ganz etwas anders. Wenn
man naͤmlich einen Zwiſchenraum des Kammes zudeckt,
ſo erhaͤlt man nur einen breitern Zahn, der, wenn die
Intervalle und die Zaͤhne gleich ſind, dreymal ſo breit
iſt wie die uͤbrigen. An den Graͤnzen dieſes breitern
Zahns geht nun gerade das vor, was an den Graͤnzen
der ſchmaͤleren vorgeht: der violette Saum erſtreckt ſich
hereinwaͤrts, der gelbrothe Rand bezeichnet die andre
Seite. Nun iſt es moͤglich, daß bey der gegebenen
Diſtanz dieſe beyden Farben ſich uͤber den breiten Zahn
noch nicht erreichen, waͤhrend ſie ſich uͤber die ſchmalen
Zaͤhne ſchon ergriffen haben; wenn man alſo bey den
uͤbrigen Faͤllen ſchon Purpur ſieht, ſo wird man hier
noch das Gelbrothe vom Blaurothen getrennt ſehen.

540.

Laͤßt man aber dieſe aufgefangene Reihe wieder wie vor-
her auf das Papier fallen; ſo werden die Farben derſelben in
die Farben der uͤbrigen Reihen einfallen, ſich mit ihnen ver-
miſchen und wieder das Weiße hervorbringen.

541.

Keineswegs; ſondern, wie ſchon oben gedacht,
werden die durch die ſchmalen Kammoͤffnungen durch-
fallenden Farbenreihen in einer ſolchen Entfernung nur

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[591/0645] wird bemerken, daß das Licht der uͤbrigen Reihen an die Stelle der weggenommenen Reihe tritt und ſich daſelbſt faͤrbt. 539. Keinesweges iſt dieſes das Factum, ſondern ein genauer Beobachter ſieht ganz etwas anders. Wenn man naͤmlich einen Zwiſchenraum des Kammes zudeckt, ſo erhaͤlt man nur einen breitern Zahn, der, wenn die Intervalle und die Zaͤhne gleich ſind, dreymal ſo breit iſt wie die uͤbrigen. An den Graͤnzen dieſes breitern Zahns geht nun gerade das vor, was an den Graͤnzen der ſchmaͤleren vorgeht: der violette Saum erſtreckt ſich hereinwaͤrts, der gelbrothe Rand bezeichnet die andre Seite. Nun iſt es moͤglich, daß bey der gegebenen Diſtanz dieſe beyden Farben ſich uͤber den breiten Zahn noch nicht erreichen, waͤhrend ſie ſich uͤber die ſchmalen Zaͤhne ſchon ergriffen haben; wenn man alſo bey den uͤbrigen Faͤllen ſchon Purpur ſieht, ſo wird man hier noch das Gelbrothe vom Blaurothen getrennt ſehen. 540. Laͤßt man aber dieſe aufgefangene Reihe wieder wie vor- her auf das Papier fallen; ſo werden die Farben derſelben in die Farben der uͤbrigen Reihen einfallen, ſich mit ihnen ver- miſchen und wieder das Weiße hervorbringen. 541. Keineswegs; ſondern, wie ſchon oben gedacht, werden die durch die ſchmalen Kammoͤffnungen durch- fallenden Farbenreihen in einer ſolchen Entfernung nur

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/645>, abgerufen am 21.11.2024.