friedigende Berührung, durch die es mit der äußern Welt verbunden und zum Ganzen wird.
7.
Wenden wir das Auge gegen eine stark beleuchtete weiße Fläche, so wird es geblendet und für eine Zeit lang unfähig, mäßig beleuchtete Gegenstände zu unterscheiden.
8.
Jeder dieser äußersten Zustände nimmt auf die ange- gebene Weise die ganze Netzhaut ein, und in so fern wer- den wir nur einen derselben auf einmal gewahr. Dort (6) fanden wir das Organ in der höchsten Abspannung und Empfänglichkeit, hier (7) in der äußersten Ueberspan- nung und Unempfindlichkeit.
9.
Gehen wir schnell aus einem dieser Zustände in den andern über, wenn auch nicht von einer äußersten Grän- ze zur andern, sondern etwa nur aus dem Hellen ins Däm- mernde; so ist der Unterschied bedeutend und wir können bemerken, daß die Zustände eine Zeit lang dauern.
10.
Wer aus der Tageshelle in einen dämmrigen Ort übergeht, unterscheidet nichts in der ersten Zeit, nach und nach stellen sich die Augen zur Empfänglichkeit wieder her, starke früher als schwache, jene schon in einer Minute, wenn diese sieben bis acht Minuten brauchen.
1 *
friedigende Beruͤhrung, durch die es mit der aͤußern Welt verbunden und zum Ganzen wird.
7.
Wenden wir das Auge gegen eine ſtark beleuchtete weiße Flaͤche, ſo wird es geblendet und fuͤr eine Zeit lang unfaͤhig, maͤßig beleuchtete Gegenſtaͤnde zu unterſcheiden.
8.
Jeder dieſer aͤußerſten Zuſtaͤnde nimmt auf die ange- gebene Weiſe die ganze Netzhaut ein, und in ſo fern wer- den wir nur einen derſelben auf einmal gewahr. Dort (6) fanden wir das Organ in der hoͤchſten Abſpannung und Empfaͤnglichkeit, hier (7) in der aͤußerſten Ueberſpan- nung und Unempfindlichkeit.
9.
Gehen wir ſchnell aus einem dieſer Zuſtaͤnde in den andern uͤber, wenn auch nicht von einer aͤußerſten Graͤn- ze zur andern, ſondern etwa nur aus dem Hellen ins Daͤm- mernde; ſo iſt der Unterſchied bedeutend und wir koͤnnen bemerken, daß die Zuſtaͤnde eine Zeit lang dauern.
10.
Wer aus der Tageshelle in einen daͤmmrigen Ort uͤbergeht, unterſcheidet nichts in der erſten Zeit, nach und nach ſtellen ſich die Augen zur Empfaͤnglichkeit wieder her, ſtarke fruͤher als ſchwache, jene ſchon in einer Minute, wenn dieſe ſieben bis acht Minuten brauchen.
1 *
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[3/0057]
friedigende Beruͤhrung, durch die es mit der aͤußern Welt
verbunden und zum Ganzen wird.
7.
Wenden wir das Auge gegen eine ſtark beleuchtete
weiße Flaͤche, ſo wird es geblendet und fuͤr eine Zeit lang
unfaͤhig, maͤßig beleuchtete Gegenſtaͤnde zu unterſcheiden.
8.
Jeder dieſer aͤußerſten Zuſtaͤnde nimmt auf die ange-
gebene Weiſe die ganze Netzhaut ein, und in ſo fern wer-
den wir nur einen derſelben auf einmal gewahr. Dort
(6) fanden wir das Organ in der hoͤchſten Abſpannung und
Empfaͤnglichkeit, hier (7) in der aͤußerſten Ueberſpan-
nung und Unempfindlichkeit.
9.
Gehen wir ſchnell aus einem dieſer Zuſtaͤnde in den
andern uͤber, wenn auch nicht von einer aͤußerſten Graͤn-
ze zur andern, ſondern etwa nur aus dem Hellen ins Daͤm-
mernde; ſo iſt der Unterſchied bedeutend und wir koͤnnen
bemerken, daß die Zuſtaͤnde eine Zeit lang dauern.
10.
Wer aus der Tageshelle in einen daͤmmrigen Ort
uͤbergeht, unterſcheidet nichts in der erſten Zeit, nach und
nach ſtellen ſich die Augen zur Empfaͤnglichkeit wieder her,
ſtarke fruͤher als ſchwache, jene ſchon in einer Minute,
wenn dieſe ſieben bis acht Minuten brauchen.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/57>, abgerufen am 03.12.2024.
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