Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

beyde Scheiben durch das Prisma. Die Scheibe welche von
dem heterogenen Sonnenlicht erleuchtet war, erschien sehr
verlängt, wie jene helle Oeffnung im vierten Experiment,
so daß die Breite von der Länge vielmal übertroffen wurde;
die Scheibe aber vom homogenen Lichte erleuchtet, schien
völlig rund und genau begränzt, eben so als wenn man sie
mit nackten Augen ansah.

269.

Wahrscheinlich war also diese letzte, wie schon
oben erwähnt, im rothen Lichte, und wir können, da
Newton selbst im ersten Experiment gefärbtes Papier
an die Stelle der prismatischen Farben setzt, unsre Le-
ser vollkommen auf das was theils bey Gelegenheit
des sechsten Experiments, theils bey Gelegenheit des
ersten gesagt worden, verweisen. Man nehme unsre
dritte Tafel wieder zur Hand, worauf sich neben an-
dern Vierecken auch ein rothes und weißes auf schwar-
zem Grunde finden wird; man betrachte sie durch
ein Prisma und lese dazu, was wir früher ausge-
führt (271. 272.), und man wird begreifen, woher der
Schein kam, durch welchen Newton sich täuschte, ja
ein für allemal täuschen wollte. Wenn er nun fort-
fährt:

270.

Mit welchem Versuch denn also beyde Theile dieser Pro-
position bewiesen werden.

271.

So wird wohl Niemand, der sich besser belehrte,

beyde Scheiben durch das Prisma. Die Scheibe welche von
dem heterogenen Sonnenlicht erleuchtet war, erſchien ſehr
verlaͤngt, wie jene helle Oeffnung im vierten Experiment,
ſo daß die Breite von der Laͤnge vielmal uͤbertroffen wurde;
die Scheibe aber vom homogenen Lichte erleuchtet, ſchien
voͤllig rund und genau begraͤnzt, eben ſo als wenn man ſie
mit nackten Augen anſah.

269.

Wahrſcheinlich war alſo dieſe letzte, wie ſchon
oben erwaͤhnt, im rothen Lichte, und wir koͤnnen, da
Newton ſelbſt im erſten Experiment gefaͤrbtes Papier
an die Stelle der prismatiſchen Farben ſetzt, unſre Le-
ſer vollkommen auf das was theils bey Gelegenheit
des ſechſten Experiments, theils bey Gelegenheit des
erſten geſagt worden, verweiſen. Man nehme unſre
dritte Tafel wieder zur Hand, worauf ſich neben an-
dern Vierecken auch ein rothes und weißes auf ſchwar-
zem Grunde finden wird; man betrachte ſie durch
ein Prisma und leſe dazu, was wir fruͤher ausge-
fuͤhrt (271. 272.), und man wird begreifen, woher der
Schein kam, durch welchen Newton ſich taͤuſchte, ja
ein fuͤr allemal taͤuſchen wollte. Wenn er nun fort-
faͤhrt:

270.

Mit welchem Verſuch denn alſo beyde Theile dieſer Pro-
poſition bewieſen werden.

271.

So wird wohl Niemand, der ſich beſſer belehrte,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0554" n="500"/>
beyde Scheiben durch das Prisma. Die Scheibe welche von<lb/>
dem heterogenen Sonnenlicht erleuchtet war, er&#x017F;chien &#x017F;ehr<lb/>
verla&#x0364;ngt, wie jene helle Oeffnung im vierten Experiment,<lb/>
&#x017F;o daß die Breite von der La&#x0364;nge vielmal u&#x0364;bertroffen wurde;<lb/>
die Scheibe aber vom homogenen Lichte erleuchtet, &#x017F;chien<lb/>
vo&#x0364;llig rund und genau begra&#x0364;nzt, eben &#x017F;o als wenn man &#x017F;ie<lb/>
mit nackten Augen an&#x017F;ah.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>269.</head><lb/>
                <p>Wahr&#x017F;cheinlich war al&#x017F;o die&#x017F;e letzte, wie &#x017F;chon<lb/>
oben erwa&#x0364;hnt, im rothen Lichte, und wir ko&#x0364;nnen, da<lb/>
Newton &#x017F;elb&#x017F;t im er&#x017F;ten Experiment gefa&#x0364;rbtes Papier<lb/>
an die Stelle der prismati&#x017F;chen Farben &#x017F;etzt, un&#x017F;re Le-<lb/>
&#x017F;er vollkommen auf das was theils bey Gelegenheit<lb/>
des &#x017F;ech&#x017F;ten Experiments, theils bey Gelegenheit des<lb/>
er&#x017F;ten ge&#x017F;agt worden, verwei&#x017F;en. Man nehme un&#x017F;re<lb/>
dritte Tafel wieder zur Hand, worauf &#x017F;ich neben an-<lb/>
dern Vierecken auch ein rothes und weißes auf &#x017F;chwar-<lb/>
zem Grunde finden wird; man betrachte &#x017F;ie durch<lb/>
ein Prisma und le&#x017F;e dazu, was wir fru&#x0364;her ausge-<lb/>
fu&#x0364;hrt (271. 272.), und man wird begreifen, woher der<lb/>
Schein kam, durch welchen Newton &#x017F;ich ta&#x0364;u&#x017F;chte, ja<lb/>
ein fu&#x0364;r allemal ta&#x0364;u&#x017F;chen wollte. Wenn er nun fort-<lb/>
fa&#x0364;hrt:</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>270.</head><lb/>
                <p>Mit welchem Ver&#x017F;uch denn al&#x017F;o beyde Theile die&#x017F;er Pro-<lb/>
po&#x017F;ition bewie&#x017F;en werden.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>271.</head><lb/>
                <p>So wird wohl Niemand, der &#x017F;ich be&#x017F;&#x017F;er belehrte,<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[500/0554] beyde Scheiben durch das Prisma. Die Scheibe welche von dem heterogenen Sonnenlicht erleuchtet war, erſchien ſehr verlaͤngt, wie jene helle Oeffnung im vierten Experiment, ſo daß die Breite von der Laͤnge vielmal uͤbertroffen wurde; die Scheibe aber vom homogenen Lichte erleuchtet, ſchien voͤllig rund und genau begraͤnzt, eben ſo als wenn man ſie mit nackten Augen anſah. 269. Wahrſcheinlich war alſo dieſe letzte, wie ſchon oben erwaͤhnt, im rothen Lichte, und wir koͤnnen, da Newton ſelbſt im erſten Experiment gefaͤrbtes Papier an die Stelle der prismatiſchen Farben ſetzt, unſre Le- ſer vollkommen auf das was theils bey Gelegenheit des ſechſten Experiments, theils bey Gelegenheit des erſten geſagt worden, verweiſen. Man nehme unſre dritte Tafel wieder zur Hand, worauf ſich neben an- dern Vierecken auch ein rothes und weißes auf ſchwar- zem Grunde finden wird; man betrachte ſie durch ein Prisma und leſe dazu, was wir fruͤher ausge- fuͤhrt (271. 272.), und man wird begreifen, woher der Schein kam, durch welchen Newton ſich taͤuſchte, ja ein fuͤr allemal taͤuſchen wollte. Wenn er nun fort- faͤhrt: 270. Mit welchem Verſuch denn alſo beyde Theile dieſer Pro- poſition bewieſen werden. 271. So wird wohl Niemand, der ſich beſſer belehrte,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/554
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/554>, abgerufen am 22.12.2024.