Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite
Newtons Recapitulation
der
Zehn ersten Versuche
.

206.

Wenn wir es von unserer Seite für nöthig und
vortheilhaft hielten, nach den acht ersten Versuchen
eine Uebersicht derselben zu veranlassen, so thut New-
ton dasselbige auf seine Weise, nach dem zehnten;
und indem wir ihn hier zu beobachten alle Ursache ha-
ben, finden wir uns in dem Falle, unsern Widerspruch
abermals zu articuliren. In einem höchst verwickelten
Perioden drängt er das nicht Zusammengehörende neben
und übereinander dergestalt, daß man nur mit inner-
ster Kenntniß seines bisherigen Verfahrens und mit
genauester Aufmerksamkeit dieser Schlinge entgehen
kann, die er hier, nachdem er sie lange zurecht gelegt,
endlich zusammenzieht. Wir ersuchen daher unsere Le-
ser dasjenige nochmals mit Geduld in anderer Verbin-
dung anzuhören, was schon öfter vorgetragen worden:
denn es ist kein ander Mittel, seinen bis zum Ueber-
druß wiederholten Irrthum zu vertilgen, als daß man
das Wahre gleichfalls bis zum Ueberdruß wiederhole.

207.

Findet man nun bey allen diesen mannigfaltigen Experi-
menten, man mache den Versuch mit reflectirtem Licht, und

Newtons Recapitulation
der
Zehn erſten Verſuche
.

206.

Wenn wir es von unſerer Seite fuͤr noͤthig und
vortheilhaft hielten, nach den acht erſten Verſuchen
eine Ueberſicht derſelben zu veranlaſſen, ſo thut New-
ton daſſelbige auf ſeine Weiſe, nach dem zehnten;
und indem wir ihn hier zu beobachten alle Urſache ha-
ben, finden wir uns in dem Falle, unſern Widerſpruch
abermals zu articuliren. In einem hoͤchſt verwickelten
Perioden draͤngt er das nicht Zuſammengehoͤrende neben
und uͤbereinander dergeſtalt, daß man nur mit inner-
ſter Kenntniß ſeines bisherigen Verfahrens und mit
genaueſter Aufmerkſamkeit dieſer Schlinge entgehen
kann, die er hier, nachdem er ſie lange zurecht gelegt,
endlich zuſammenzieht. Wir erſuchen daher unſere Le-
ſer dasjenige nochmals mit Geduld in anderer Verbin-
dung anzuhoͤren, was ſchon oͤfter vorgetragen worden:
denn es iſt kein ander Mittel, ſeinen bis zum Ueber-
druß wiederholten Irrthum zu vertilgen, als daß man
das Wahre gleichfalls bis zum Ueberdruß wiederhole.

207.

Findet man nun bey allen dieſen mannigfaltigen Experi-
menten, man mache den Verſuch mit reflectirtem Licht, und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0528" n="474"/>
            <div n="4">
              <head>Newtons Recapitulation<lb/><hi rendition="#g">der<lb/>
Zehn er&#x017F;ten Ver&#x017F;uche</hi>.</head><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
              <div n="5">
                <head>206.</head><lb/>
                <p>Wenn wir es von un&#x017F;erer Seite fu&#x0364;r no&#x0364;thig und<lb/>
vortheilhaft hielten, nach den acht er&#x017F;ten Ver&#x017F;uchen<lb/>
eine Ueber&#x017F;icht der&#x017F;elben zu veranla&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o thut New-<lb/>
ton da&#x017F;&#x017F;elbige auf &#x017F;eine Wei&#x017F;e, nach dem zehnten;<lb/>
und indem wir ihn hier zu beobachten alle Ur&#x017F;ache ha-<lb/>
ben, finden wir uns in dem Falle, un&#x017F;ern Wider&#x017F;pruch<lb/>
abermals zu articuliren. In einem ho&#x0364;ch&#x017F;t verwickelten<lb/>
Perioden dra&#x0364;ngt er das nicht Zu&#x017F;ammengeho&#x0364;rende neben<lb/>
und u&#x0364;bereinander derge&#x017F;talt, daß man nur mit inner-<lb/>
&#x017F;ter Kenntniß &#x017F;eines bisherigen Verfahrens und mit<lb/>
genaue&#x017F;ter Aufmerk&#x017F;amkeit die&#x017F;er Schlinge entgehen<lb/>
kann, die er hier, nachdem er &#x017F;ie lange zurecht gelegt,<lb/>
endlich zu&#x017F;ammenzieht. Wir er&#x017F;uchen daher un&#x017F;ere Le-<lb/>
&#x017F;er dasjenige nochmals mit Geduld in anderer Verbin-<lb/>
dung anzuho&#x0364;ren, was &#x017F;chon o&#x0364;fter vorgetragen worden:<lb/>
denn es i&#x017F;t kein ander Mittel, &#x017F;einen bis zum Ueber-<lb/>
druß wiederholten Irrthum zu vertilgen, als daß man<lb/>
das Wahre gleichfalls bis zum Ueberdruß wiederhole.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>207.</head><lb/>
                <p>Findet man nun bey allen die&#x017F;en mannigfaltigen Experi-<lb/>
menten, man mache den Ver&#x017F;uch mit reflectirtem Licht, und<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[474/0528] Newtons Recapitulation der Zehn erſten Verſuche. 206. Wenn wir es von unſerer Seite fuͤr noͤthig und vortheilhaft hielten, nach den acht erſten Verſuchen eine Ueberſicht derſelben zu veranlaſſen, ſo thut New- ton daſſelbige auf ſeine Weiſe, nach dem zehnten; und indem wir ihn hier zu beobachten alle Urſache ha- ben, finden wir uns in dem Falle, unſern Widerſpruch abermals zu articuliren. In einem hoͤchſt verwickelten Perioden draͤngt er das nicht Zuſammengehoͤrende neben und uͤbereinander dergeſtalt, daß man nur mit inner- ſter Kenntniß ſeines bisherigen Verfahrens und mit genaueſter Aufmerkſamkeit dieſer Schlinge entgehen kann, die er hier, nachdem er ſie lange zurecht gelegt, endlich zuſammenzieht. Wir erſuchen daher unſere Le- ſer dasjenige nochmals mit Geduld in anderer Verbin- dung anzuhoͤren, was ſchon oͤfter vorgetragen worden: denn es iſt kein ander Mittel, ſeinen bis zum Ueber- druß wiederholten Irrthum zu vertilgen, als daß man das Wahre gleichfalls bis zum Ueberdruß wiederhole. 207. Findet man nun bey allen dieſen mannigfaltigen Experi- menten, man mache den Verſuch mit reflectirtem Licht, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/528
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/528>, abgerufen am 22.12.2024.