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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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des erinnere; wie man denn, um sich von der Entste-
hung dieser neuen Ränder zu überzeugen, nur den gelben
Theil des Bildes durch eine Oeffnung im Brette durch-
führen und alsdann zum zweytenmal hinter demselben
refrangiren mag.


Siebenter Versuch.

138.

Hier läßt der Verfasser durch zwey nebenein-
ander gestellte Prismen zwey Spectra in die dunk-
le Kammer fallen. Auf einen horizontalen schma-
len Streifen Papier trifft nun die rothe Farbe
des einen Spectrums und gleich daneben die vio-
lette Farbe des andern. Nun betrachtet er diesen
doppelt prismatisch gefärbten Streifen durch ein zweytes
Prisma und findet das Papier gleichsam auseinander
gerissen. Die blaue Farbe des Streifens hat sich nehm-
lich viel weiter herunter begeben, als die rothe; es ver-
steht sich, daß der Beobachter durch ein Prisma
blickt, dessen brechender Winkel nach unten gekehrt ist.

139.

Man sieht, daß dieß eine Wiederholung des er-
sten Versuches werden soll, welcher dort mit körperli-
chen Farben angestellt war, hier aber mit Flächen an-

des erinnere; wie man denn, um ſich von der Entſte-
hung dieſer neuen Raͤnder zu uͤberzeugen, nur den gelben
Theil des Bildes durch eine Oeffnung im Brette durch-
fuͤhren und alsdann zum zweytenmal hinter demſelben
refrangiren mag.


Siebenter Verſuch.

138.

Hier laͤßt der Verfaſſer durch zwey nebenein-
ander geſtellte Prismen zwey Spectra in die dunk-
le Kammer fallen. Auf einen horizontalen ſchma-
len Streifen Papier trifft nun die rothe Farbe
des einen Spectrums und gleich daneben die vio-
lette Farbe des andern. Nun betrachtet er dieſen
doppelt prismatiſch gefaͤrbten Streifen durch ein zweytes
Prisma und findet das Papier gleichſam auseinander
geriſſen. Die blaue Farbe des Streifens hat ſich nehm-
lich viel weiter herunter begeben, als die rothe; es ver-
ſteht ſich, daß der Beobachter durch ein Prisma
blickt, deſſen brechender Winkel nach unten gekehrt iſt.

139.

Man ſieht, daß dieß eine Wiederholung des er-
ſten Verſuches werden ſoll, welcher dort mit koͤrperli-
chen Farben angeſtellt war, hier aber mit Flaͤchen an-

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[436/0490] des erinnere; wie man denn, um ſich von der Entſte- hung dieſer neuen Raͤnder zu uͤberzeugen, nur den gelben Theil des Bildes durch eine Oeffnung im Brette durch- fuͤhren und alsdann zum zweytenmal hinter demſelben refrangiren mag. Siebenter Verſuch. 138. Hier laͤßt der Verfaſſer durch zwey nebenein- ander geſtellte Prismen zwey Spectra in die dunk- le Kammer fallen. Auf einen horizontalen ſchma- len Streifen Papier trifft nun die rothe Farbe des einen Spectrums und gleich daneben die vio- lette Farbe des andern. Nun betrachtet er dieſen doppelt prismatiſch gefaͤrbten Streifen durch ein zweytes Prisma und findet das Papier gleichſam auseinander geriſſen. Die blaue Farbe des Streifens hat ſich nehm- lich viel weiter herunter begeben, als die rothe; es ver- ſteht ſich, daß der Beobachter durch ein Prisma blickt, deſſen brechender Winkel nach unten gekehrt iſt. 139. Man ſieht, daß dieß eine Wiederholung des er- ſten Verſuches werden ſoll, welcher dort mit koͤrperli- chen Farben angeſtellt war, hier aber mit Flaͤchen an-

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/490>, abgerufen am 21.11.2024.