Daß ferner die Stärke des Prismas, d. h. die Vergrößerung seines Winkels, eine Differenz in der Länge des Bildes zur Breite machen müsse, wird jeder- mann deutlich seyn, der das, was wir im 210. und 324. Paragraph und zwar im dritten Puncte angedeu- tet, und im Gange des Vortrags weiter ausgeführt haben, gegenwärtig hat, daß nehmlich eine Hauptbedin- gung einer stärkern Färbung sey, wenn das Bild mehr verrückt werde. Da nun ein Prisma von einem grö- ßern Winkel das Bild stärker verrückt, als ein anderes von einem kleinern, so wird auch die Farbenerscheinung, unter übrigens gleichen Bedingungen, sehr verschieden seyn. Wie es also mit diesem Experiment und seiner Beweiskraft beschaffen sey, werden unsre Leser nun wohl ohne weitres vollkommen einsehen.
Vierter Versuch.
94.
Der Beobachter blickt nun durch das Prisma gegen das einfallende Sonnenbild, oder gegen die bloß durch den Himmel erleuchtete Oeffnung, und kehrt also den vorigen objectiven Versuch in einen subjectiven um; wo- gegen nichts zu sagen wäre, wenn wir dadurch nur
93.
Daß ferner die Staͤrke des Prismas, d. h. die Vergroͤßerung ſeines Winkels, eine Differenz in der Laͤnge des Bildes zur Breite machen muͤſſe, wird jeder- mann deutlich ſeyn, der das, was wir im 210. und 324. Paragraph und zwar im dritten Puncte angedeu- tet, und im Gange des Vortrags weiter ausgefuͤhrt haben, gegenwaͤrtig hat, daß nehmlich eine Hauptbedin- gung einer ſtaͤrkern Faͤrbung ſey, wenn das Bild mehr verruͤckt werde. Da nun ein Prisma von einem groͤ- ßern Winkel das Bild ſtaͤrker verruͤckt, als ein anderes von einem kleinern, ſo wird auch die Farbenerſcheinung, unter uͤbrigens gleichen Bedingungen, ſehr verſchieden ſeyn. Wie es alſo mit dieſem Experiment und ſeiner Beweiskraft beſchaffen ſey, werden unſre Leſer nun wohl ohne weitres vollkommen einſehen.
Vierter Verſuch.
94.
Der Beobachter blickt nun durch das Prisma gegen das einfallende Sonnenbild, oder gegen die bloß durch den Himmel erleuchtete Oeffnung, und kehrt alſo den vorigen objectiven Verſuch in einen ſubjectiven um; wo- gegen nichts zu ſagen waͤre, wenn wir dadurch nur
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0462"n="408"/><divn="5"><head>93.</head><lb/><p>Daß ferner die Staͤrke des Prismas, d. h. die<lb/>
Vergroͤßerung ſeines Winkels, eine Differenz in der<lb/>
Laͤnge des Bildes zur Breite machen muͤſſe, wird jeder-<lb/>
mann deutlich ſeyn, der das, was wir im 210. und<lb/>
324. Paragraph und zwar im dritten Puncte angedeu-<lb/>
tet, und im Gange des Vortrags weiter ausgefuͤhrt<lb/>
haben, gegenwaͤrtig hat, daß nehmlich eine Hauptbedin-<lb/>
gung einer ſtaͤrkern Faͤrbung ſey, wenn das Bild mehr<lb/>
verruͤckt werde. Da nun ein Prisma von einem groͤ-<lb/>
ßern Winkel das Bild ſtaͤrker verruͤckt, als ein anderes<lb/>
von einem kleinern, ſo wird auch die Farbenerſcheinung,<lb/>
unter uͤbrigens gleichen Bedingungen, ſehr verſchieden<lb/>ſeyn. Wie es alſo mit dieſem Experiment und ſeiner<lb/>
Beweiskraft beſchaffen ſey, werden unſre Leſer nun wohl<lb/>
ohne weitres vollkommen einſehen.</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="4"><head><hirendition="#g">Vierter Verſuch</hi>.</head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="5"><head>94.</head><lb/><p>Der Beobachter blickt nun durch das Prisma gegen<lb/>
das einfallende Sonnenbild, oder gegen die bloß durch<lb/>
den Himmel erleuchtete Oeffnung, und kehrt alſo den<lb/>
vorigen objectiven Verſuch in einen ſubjectiven um; wo-<lb/>
gegen nichts zu ſagen waͤre, wenn wir dadurch nur<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[408/0462]
93.
Daß ferner die Staͤrke des Prismas, d. h. die
Vergroͤßerung ſeines Winkels, eine Differenz in der
Laͤnge des Bildes zur Breite machen muͤſſe, wird jeder-
mann deutlich ſeyn, der das, was wir im 210. und
324. Paragraph und zwar im dritten Puncte angedeu-
tet, und im Gange des Vortrags weiter ausgefuͤhrt
haben, gegenwaͤrtig hat, daß nehmlich eine Hauptbedin-
gung einer ſtaͤrkern Faͤrbung ſey, wenn das Bild mehr
verruͤckt werde. Da nun ein Prisma von einem groͤ-
ßern Winkel das Bild ſtaͤrker verruͤckt, als ein anderes
von einem kleinern, ſo wird auch die Farbenerſcheinung,
unter uͤbrigens gleichen Bedingungen, ſehr verſchieden
ſeyn. Wie es alſo mit dieſem Experiment und ſeiner
Beweiskraft beſchaffen ſey, werden unſre Leſer nun wohl
ohne weitres vollkommen einſehen.
Vierter Verſuch.
94.
Der Beobachter blickt nun durch das Prisma gegen
das einfallende Sonnenbild, oder gegen die bloß durch
den Himmel erleuchtete Oeffnung, und kehrt alſo den
vorigen objectiven Verſuch in einen ſubjectiven um; wo-
gegen nichts zu ſagen waͤre, wenn wir dadurch nur
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/462>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.