Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite
Gelb.

765.

Es ist die nächste Farbe am Licht. Sie entsteht
durch die gelindeste Mäßigung desselben, es sey durch
trübe Mittel, oder durch schwache Zurückwerfung von
weißen Flächen. Bey den prismatischen Versuchen er-
streckt sie sich allein breit in den lichten Raum, und
kann dort, wenn die beyden Pole noch abgesondert
von einander stehen, ehe sie sich mit dem Blauen
zum Grünen vermischt, in ihrer schönsten Reinheit
gesehen werden. Wie das chemische Gelb sich an und
über dem Weißen entwickelt, ist gehörigen Orts um-
ständlich vorgetragen worden.

766.

Sie führt in ihrer höchsten Reinheit immer die
Natur des Hellen mit sich, und besitzt eine heitere,
muntere, sanft reizende Eigenschaft.

767.

In diesem Grade ist sie als Umgebung, es sey
als Kleid, Vorhang, Tapete, angenehm. Das Gold
in seinem ganz ungemischten Zustande gibt uns, be-
sonders wenn der Glanz hinzukommt, einen neuen
und hohen Begriff von dieser Farbe; so wie ein star-
kes Gelb, wenn es auf glänzender Seide, z. B. auf

Gelb.

765.

Es iſt die naͤchſte Farbe am Licht. Sie entſteht
durch die gelindeſte Maͤßigung deſſelben, es ſey durch
truͤbe Mittel, oder durch ſchwache Zuruͤckwerfung von
weißen Flaͤchen. Bey den prismatiſchen Verſuchen er-
ſtreckt ſie ſich allein breit in den lichten Raum, und
kann dort, wenn die beyden Pole noch abgeſondert
von einander ſtehen, ehe ſie ſich mit dem Blauen
zum Gruͤnen vermiſcht, in ihrer ſchoͤnſten Reinheit
geſehen werden. Wie das chemiſche Gelb ſich an und
uͤber dem Weißen entwickelt, iſt gehoͤrigen Orts um-
ſtaͤndlich vorgetragen worden.

766.

Sie fuͤhrt in ihrer hoͤchſten Reinheit immer die
Natur des Hellen mit ſich, und beſitzt eine heitere,
muntere, ſanft reizende Eigenſchaft.

767.

In dieſem Grade iſt ſie als Umgebung, es ſey
als Kleid, Vorhang, Tapete, angenehm. Das Gold
in ſeinem ganz ungemiſchten Zuſtande gibt uns, be-
ſonders wenn der Glanz hinzukommt, einen neuen
und hohen Begriff von dieſer Farbe; ſo wie ein ſtar-
kes Gelb, wenn es auf glaͤnzender Seide, z. B. auf

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0344" n="290"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Gelb</hi>.</hi> </head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div n="4">
              <head>765.</head><lb/>
              <p>Es i&#x017F;t die na&#x0364;ch&#x017F;te Farbe am Licht. Sie ent&#x017F;teht<lb/>
durch die gelinde&#x017F;te Ma&#x0364;ßigung de&#x017F;&#x017F;elben, es &#x017F;ey durch<lb/>
tru&#x0364;be Mittel, oder durch &#x017F;chwache Zuru&#x0364;ckwerfung von<lb/>
weißen Fla&#x0364;chen. Bey den prismati&#x017F;chen Ver&#x017F;uchen er-<lb/>
&#x017F;treckt &#x017F;ie &#x017F;ich allein breit in den lichten Raum, und<lb/>
kann dort, wenn die beyden Pole noch abge&#x017F;ondert<lb/>
von einander &#x017F;tehen, ehe &#x017F;ie &#x017F;ich mit dem Blauen<lb/>
zum Gru&#x0364;nen vermi&#x017F;cht, in ihrer &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Reinheit<lb/>
ge&#x017F;ehen werden. Wie das chemi&#x017F;che Gelb &#x017F;ich an und<lb/>
u&#x0364;ber dem Weißen entwickelt, i&#x017F;t geho&#x0364;rigen Orts um-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndlich vorgetragen worden.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>766.</head><lb/>
              <p>Sie fu&#x0364;hrt in ihrer ho&#x0364;ch&#x017F;ten Reinheit immer die<lb/>
Natur des Hellen mit &#x017F;ich, und be&#x017F;itzt eine heitere,<lb/>
muntere, &#x017F;anft reizende Eigen&#x017F;chaft.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>767.</head><lb/>
              <p>In die&#x017F;em Grade i&#x017F;t &#x017F;ie als Umgebung, es &#x017F;ey<lb/>
als Kleid, Vorhang, Tapete, angenehm. Das Gold<lb/>
in &#x017F;einem ganz ungemi&#x017F;chten Zu&#x017F;tande gibt uns, be-<lb/>
&#x017F;onders wenn der Glanz hinzukommt, einen neuen<lb/>
und hohen Begriff von die&#x017F;er Farbe; &#x017F;o wie ein &#x017F;tar-<lb/>
kes Gelb, wenn es auf gla&#x0364;nzender Seide, z. B. auf<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[290/0344] Gelb. 765. Es iſt die naͤchſte Farbe am Licht. Sie entſteht durch die gelindeſte Maͤßigung deſſelben, es ſey durch truͤbe Mittel, oder durch ſchwache Zuruͤckwerfung von weißen Flaͤchen. Bey den prismatiſchen Verſuchen er- ſtreckt ſie ſich allein breit in den lichten Raum, und kann dort, wenn die beyden Pole noch abgeſondert von einander ſtehen, ehe ſie ſich mit dem Blauen zum Gruͤnen vermiſcht, in ihrer ſchoͤnſten Reinheit geſehen werden. Wie das chemiſche Gelb ſich an und uͤber dem Weißen entwickelt, iſt gehoͤrigen Orts um- ſtaͤndlich vorgetragen worden. 766. Sie fuͤhrt in ihrer hoͤchſten Reinheit immer die Natur des Hellen mit ſich, und beſitzt eine heitere, muntere, ſanft reizende Eigenſchaft. 767. In dieſem Grade iſt ſie als Umgebung, es ſey als Kleid, Vorhang, Tapete, angenehm. Das Gold in ſeinem ganz ungemiſchten Zuſtande gibt uns, be- ſonders wenn der Glanz hinzukommt, einen neuen und hohen Begriff von dieſer Farbe; ſo wie ein ſtar- kes Gelb, wenn es auf glaͤnzender Seide, z. B. auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/344
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/344>, abgerufen am 22.12.2024.