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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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479.

Wenn man Bley calcinirt, wird die Oberfläche
erst graulich. Dieses grauliche Pulver wird durch grö-
ßere Hitze gelb, und sodann orange. Auch das Sil-
ber zeigt bey der Erhitzung Farben. Der Blick des
Silbers beym Abtreiben gehört auch hieher. Wenn
metallische Gläser schmelzen, entstehen gleichfalls Farben
auf der Oberfläche.

480.

Siebente Bedingung. Wenn die Oberfläche
des Glases angegriffen wird. Das Blindwerden des
Glases ist uns oben schon merkwürdig gewesen. Man
bezeichnet durch diesen Ausdruck, wenn die Oberfläche
des Glases dergestalt angegriffen wird, daß es uns
trüb erscheint.

481.

Das weiße Glas wird am ersten blind, desglei-
chen gegossenes und nachher geschliffenes Glas, das
blauliche weniger, das grüne am wenigsten.

482.

Eine Glastafel hat zweyerley Seiten, davon man
die eine die Spiegelseite nennt. Es ist die, welche im
Ofen oben liegt, an der man rundliche Erhöhungen
bemerken kann. Sie ist glätter als die andere, die
im Ofen unten liegt und an welcher man manchmal
Kritzen bemerkt. Man nimmt deswegen gern die Spie-
gelseite in die Zimmer, weil sie durch die von innen
anschlagende Feuchtigkeit weniger als die andre ange-
griffen, und das Glas daher weniger blind wird.

479.

Wenn man Bley calcinirt, wird die Oberflaͤche
erſt graulich. Dieſes grauliche Pulver wird durch groͤ-
ßere Hitze gelb, und ſodann orange. Auch das Sil-
ber zeigt bey der Erhitzung Farben. Der Blick des
Silbers beym Abtreiben gehoͤrt auch hieher. Wenn
metalliſche Glaͤſer ſchmelzen, entſtehen gleichfalls Farben
auf der Oberflaͤche.

480.

Siebente Bedingung. Wenn die Oberflaͤche
des Glaſes angegriffen wird. Das Blindwerden des
Glaſes iſt uns oben ſchon merkwuͤrdig geweſen. Man
bezeichnet durch dieſen Ausdruck, wenn die Oberflaͤche
des Glaſes dergeſtalt angegriffen wird, daß es uns
truͤb erſcheint.

481.

Das weiße Glas wird am erſten blind, desglei-
chen gegoſſenes und nachher geſchliffenes Glas, das
blauliche weniger, das gruͤne am wenigſten.

482.

Eine Glastafel hat zweyerley Seiten, davon man
die eine die Spiegelſeite nennt. Es iſt die, welche im
Ofen oben liegt, an der man rundliche Erhoͤhungen
bemerken kann. Sie iſt glaͤtter als die andere, die
im Ofen unten liegt und an welcher man manchmal
Kritzen bemerkt. Man nimmt deswegen gern die Spie-
gelſeite in die Zimmer, weil ſie durch die von innen
anſchlagende Feuchtigkeit weniger als die andre ange-
griffen, und das Glas daher weniger blind wird.

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[183/0237] 479. Wenn man Bley calcinirt, wird die Oberflaͤche erſt graulich. Dieſes grauliche Pulver wird durch groͤ- ßere Hitze gelb, und ſodann orange. Auch das Sil- ber zeigt bey der Erhitzung Farben. Der Blick des Silbers beym Abtreiben gehoͤrt auch hieher. Wenn metalliſche Glaͤſer ſchmelzen, entſtehen gleichfalls Farben auf der Oberflaͤche. 480. Siebente Bedingung. Wenn die Oberflaͤche des Glaſes angegriffen wird. Das Blindwerden des Glaſes iſt uns oben ſchon merkwuͤrdig geweſen. Man bezeichnet durch dieſen Ausdruck, wenn die Oberflaͤche des Glaſes dergeſtalt angegriffen wird, daß es uns truͤb erſcheint. 481. Das weiße Glas wird am erſten blind, desglei- chen gegoſſenes und nachher geſchliffenes Glas, das blauliche weniger, das gruͤne am wenigſten. 482. Eine Glastafel hat zweyerley Seiten, davon man die eine die Spiegelſeite nennt. Es iſt die, welche im Ofen oben liegt, an der man rundliche Erhoͤhungen bemerken kann. Sie iſt glaͤtter als die andere, die im Ofen unten liegt und an welcher man manchmal Kritzen bemerkt. Man nimmt deswegen gern die Spie- gelſeite in die Zimmer, weil ſie durch die von innen anſchlagende Feuchtigkeit weniger als die andre ange- griffen, und das Glas daher weniger blind wird.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/237>, abgerufen am 21.11.2024.