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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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an sich sehen zu lassen, die sich endlich über die ganze
Blase verbreiten, oder vielmehr um sie herumgetrieben
werden, indem man sie aufbläst.

464.

Es giebt verschiedene Arten, die Blase zu machen;
frey, indem man den Strohhalm nur in die Auflö-
sung taucht und die hängende Blase durch den Athem
auftreibt. Hier ist die Entstehung der Farbenerscheinung
schwer zu beobachten, weil die schnelle Rotation keine
genaue Bemerkung zuläßt, und alle Farben durch ein-
ander gehen. Doch läßt sich bemerken, daß die Far-
ben am Strohhalm anfangen. Ferner kann man in die
Auflösung selbst blasen, jedoch vorsichtig, damit nur
eine Blase entstehe. Sie bleibt, wenn man sie nicht
sehr auftreibt, weiß; wenn aber die Auflösung nicht
allzu wäßrig ist, so setzen sich Kreise um die perpendi-
culare Achse der Blase, die gewöhnlich grün und pur-
purn abwechseln, indem sie nah an einander stoßen.
Zuletzt kann man auch mehrere Blasen neben einander
hervorbringen, die noch mit der Auflösung zusammen-
hangen. In diesem Falle entstehen die Farben an den
Wänden, wo zwey Blasen einander platt gedrückt
haben.

465.

An den Blasen des Chocoladenschaums sind die
Farben fast bequemer zu beobachten, als an den Sei-
fenblasen. Sie sind beständiger, obgleich kleiner. In
ihnen wird durch die Wärme ein Treiben, eine Bewe-
gung hervorgebracht und unterhalten, die zur Entwick-

an ſich ſehen zu laſſen, die ſich endlich uͤber die ganze
Blaſe verbreiten, oder vielmehr um ſie herumgetrieben
werden, indem man ſie aufblaͤſt.

464.

Es giebt verſchiedene Arten, die Blaſe zu machen;
frey, indem man den Strohhalm nur in die Aufloͤ-
ſung taucht und die haͤngende Blaſe durch den Athem
auftreibt. Hier iſt die Entſtehung der Farbenerſcheinung
ſchwer zu beobachten, weil die ſchnelle Rotation keine
genaue Bemerkung zulaͤßt, und alle Farben durch ein-
ander gehen. Doch laͤßt ſich bemerken, daß die Far-
ben am Strohhalm anfangen. Ferner kann man in die
Aufloͤſung ſelbſt blaſen, jedoch vorſichtig, damit nur
eine Blaſe entſtehe. Sie bleibt, wenn man ſie nicht
ſehr auftreibt, weiß; wenn aber die Aufloͤſung nicht
allzu waͤßrig iſt, ſo ſetzen ſich Kreiſe um die perpendi-
culare Achſe der Blaſe, die gewoͤhnlich gruͤn und pur-
purn abwechſeln, indem ſie nah an einander ſtoßen.
Zuletzt kann man auch mehrere Blaſen neben einander
hervorbringen, die noch mit der Aufloͤſung zuſammen-
hangen. In dieſem Falle entſtehen die Farben an den
Waͤnden, wo zwey Blaſen einander platt gedruͤckt
haben.

465.

An den Blaſen des Chocoladenſchaums ſind die
Farben faſt bequemer zu beobachten, als an den Sei-
fenblaſen. Sie ſind beſtaͤndiger, obgleich kleiner. In
ihnen wird durch die Waͤrme ein Treiben, eine Bewe-
gung hervorgebracht und unterhalten, die zur Entwick-

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[178/0232] an ſich ſehen zu laſſen, die ſich endlich uͤber die ganze Blaſe verbreiten, oder vielmehr um ſie herumgetrieben werden, indem man ſie aufblaͤſt. 464. Es giebt verſchiedene Arten, die Blaſe zu machen; frey, indem man den Strohhalm nur in die Aufloͤ- ſung taucht und die haͤngende Blaſe durch den Athem auftreibt. Hier iſt die Entſtehung der Farbenerſcheinung ſchwer zu beobachten, weil die ſchnelle Rotation keine genaue Bemerkung zulaͤßt, und alle Farben durch ein- ander gehen. Doch laͤßt ſich bemerken, daß die Far- ben am Strohhalm anfangen. Ferner kann man in die Aufloͤſung ſelbſt blaſen, jedoch vorſichtig, damit nur eine Blaſe entſtehe. Sie bleibt, wenn man ſie nicht ſehr auftreibt, weiß; wenn aber die Aufloͤſung nicht allzu waͤßrig iſt, ſo ſetzen ſich Kreiſe um die perpendi- culare Achſe der Blaſe, die gewoͤhnlich gruͤn und pur- purn abwechſeln, indem ſie nah an einander ſtoßen. Zuletzt kann man auch mehrere Blaſen neben einander hervorbringen, die noch mit der Aufloͤſung zuſammen- hangen. In dieſem Falle entſtehen die Farben an den Waͤnden, wo zwey Blaſen einander platt gedruͤckt haben. 465. An den Blaſen des Chocoladenſchaums ſind die Farben faſt bequemer zu beobachten, als an den Sei- fenblaſen. Sie ſind beſtaͤndiger, obgleich kleiner. In ihnen wird durch die Waͤrme ein Treiben, eine Bewe- gung hervorgebracht und unterhalten, die zur Entwick-

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/232>, abgerufen am 21.11.2024.