merkwürdig ist aber, wenn man durch die zu parop- tischen Versuchen eingerichteten Messerklingen hindurch und gegen einen grauen Himmel sieht. Man blickt nehmlich wie durch einen Flor, und es zeigen sich im Auge sehr viele Fäden, welches eigentlich nur die wie- derholten Bilder der Klingenschärfen sind, davon das eine immer von dem folgenden successiv, oder wohl auch von dem gegenüber wirkenden parallaktisch bedingt und in eine Fadengestalt verwandelt wird.
427.
So ist denn auch noch schließlich zu bemerken, daß, wenn man durch die Klingen nach einem lichten Punct im Fensterladen hinsieht, auf der Retina die- selben farbigen Streifen und Höfe, wie auf dem Pa- piere, entstehen.
428.
Und so sey dieses Kapitel gegenwärtig um so mehr geschlossen, als ein Freund übernommen hat, dasselbe nochmals genau durch zu experimentiren, von dessen Bemerkungen wir, bey Gelegenheit der Revision, der Tafeln und des Apparats, in der Folge weitere Rechen- schaft zu geben hoffen.
11 *
merkwuͤrdig iſt aber, wenn man durch die zu parop- tiſchen Verſuchen eingerichteten Meſſerklingen hindurch und gegen einen grauen Himmel ſieht. Man blickt nehmlich wie durch einen Flor, und es zeigen ſich im Auge ſehr viele Faͤden, welches eigentlich nur die wie- derholten Bilder der Klingenſchaͤrfen ſind, davon das eine immer von dem folgenden ſucceſſiv, oder wohl auch von dem gegenuͤber wirkenden parallaktiſch bedingt und in eine Fadengeſtalt verwandelt wird.
427.
So iſt denn auch noch ſchließlich zu bemerken, daß, wenn man durch die Klingen nach einem lichten Punct im Fenſterladen hinſieht, auf der Retina die- ſelben farbigen Streifen und Hoͤfe, wie auf dem Pa- piere, entſtehen.
428.
Und ſo ſey dieſes Kapitel gegenwaͤrtig um ſo mehr geſchloſſen, als ein Freund uͤbernommen hat, daſſelbe nochmals genau durch zu experimentiren, von deſſen Bemerkungen wir, bey Gelegenheit der Reviſion, der Tafeln und des Apparats, in der Folge weitere Rechen- ſchaft zu geben hoffen.
11 *
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0217"n="163"/>
merkwuͤrdig iſt aber, wenn man durch die zu parop-<lb/>
tiſchen Verſuchen eingerichteten Meſſerklingen hindurch<lb/>
und gegen einen grauen Himmel ſieht. Man blickt<lb/>
nehmlich wie durch einen Flor, und es zeigen ſich im<lb/>
Auge ſehr viele Faͤden, welches eigentlich nur die wie-<lb/>
derholten Bilder der Klingenſchaͤrfen ſind, davon das<lb/>
eine immer von dem folgenden ſucceſſiv, oder wohl<lb/>
auch von dem gegenuͤber wirkenden parallaktiſch bedingt<lb/>
und in eine Fadengeſtalt verwandelt wird.</p></div><lb/><divn="4"><head>427.</head><lb/><p>So iſt denn auch noch ſchließlich zu bemerken,<lb/>
daß, wenn man durch die Klingen nach einem lichten<lb/>
Punct im Fenſterladen hinſieht, auf der Retina die-<lb/>ſelben farbigen Streifen und Hoͤfe, wie auf dem Pa-<lb/>
piere, entſtehen.</p></div><lb/><divn="4"><head>428.</head><lb/><p>Und ſo ſey dieſes Kapitel gegenwaͤrtig um ſo mehr<lb/>
geſchloſſen, als ein Freund uͤbernommen hat, daſſelbe<lb/>
nochmals genau durch zu experimentiren, von deſſen<lb/>
Bemerkungen wir, bey Gelegenheit der Reviſion, der<lb/>
Tafeln und des Apparats, in der Folge weitere Rechen-<lb/>ſchaft zu geben hoffen.</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><fwplace="bottom"type="sig">11 *</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[163/0217]
merkwuͤrdig iſt aber, wenn man durch die zu parop-
tiſchen Verſuchen eingerichteten Meſſerklingen hindurch
und gegen einen grauen Himmel ſieht. Man blickt
nehmlich wie durch einen Flor, und es zeigen ſich im
Auge ſehr viele Faͤden, welches eigentlich nur die wie-
derholten Bilder der Klingenſchaͤrfen ſind, davon das
eine immer von dem folgenden ſucceſſiv, oder wohl
auch von dem gegenuͤber wirkenden parallaktiſch bedingt
und in eine Fadengeſtalt verwandelt wird.
427.
So iſt denn auch noch ſchließlich zu bemerken,
daß, wenn man durch die Klingen nach einem lichten
Punct im Fenſterladen hinſieht, auf der Retina die-
ſelben farbigen Streifen und Hoͤfe, wie auf dem Pa-
piere, entſtehen.
428.
Und ſo ſey dieſes Kapitel gegenwaͤrtig um ſo mehr
geſchloſſen, als ein Freund uͤbernommen hat, daſſelbe
nochmals genau durch zu experimentiren, von deſſen
Bemerkungen wir, bey Gelegenheit der Reviſion, der
Tafeln und des Apparats, in der Folge weitere Rechen-
ſchaft zu geben hoffen.
11 *
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/217>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.