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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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gleich rund wird; so kann man die Halbschatten von
jedem Rande, das Zusammentreffen derselben in den
Ecken, die Färbung derselben, nach Maßgabe obge-
meldeter Erscheinung der runden Oeffnung, genau be-
merken.

408.

Wir haben nunmehr ein parallaktisch scheinendes
Licht gedämpft, indem wir es durch kleine Oeffnun-
gen scheinen ließen, wir haben ihm aber seine paral-
laktische Eigenschaft nicht genommen, so daß es aber-
mals Doppelschatten der Körper, wenn gleich mit ge-
dämpfter Wirkung, hervorbringen kann. Diese sind
nunmehr diejenigen, auf welche man bisher aufmerk-
sam gewesen, welche in verschiedenen hellen und dun-
keln, farbigen und farblosen Kreisen auf einander fol-
gen, und vermehrte, ja gewissermaßen unzählige Höfe
hervorbringen. Sie sind oft gezeichnet und in Kupfer
gestochen worden, indem man Nadeln, Haare und
andre schmale Körper in das gedämpfte Licht brachte,
die vielfachen, hofartigen Doppelschatten bemerkte und
sie einer Aus- und Einbiegung des Lichtes zuschrieb,
und dadurch erklären wollte, wie der Kernschatten
aufgehoben, und wie ein Helles an der Stelle des
Dunkeln erscheinen könne.

409.

Wir aber halten vorerst daran fest, daß es aber-
mals parallaktische Doppelschatten sind, welche mit
farbigen Säumen und Höfen begränzt erscheinen.

gleich rund wird; ſo kann man die Halbſchatten von
jedem Rande, das Zuſammentreffen derſelben in den
Ecken, die Faͤrbung derſelben, nach Maßgabe obge-
meldeter Erſcheinung der runden Oeffnung, genau be-
merken.

408.

Wir haben nunmehr ein parallaktiſch ſcheinendes
Licht gedaͤmpft, indem wir es durch kleine Oeffnun-
gen ſcheinen ließen, wir haben ihm aber ſeine paral-
laktiſche Eigenſchaft nicht genommen, ſo daß es aber-
mals Doppelſchatten der Koͤrper, wenn gleich mit ge-
daͤmpfter Wirkung, hervorbringen kann. Dieſe ſind
nunmehr diejenigen, auf welche man bisher aufmerk-
ſam geweſen, welche in verſchiedenen hellen und dun-
keln, farbigen und farbloſen Kreiſen auf einander fol-
gen, und vermehrte, ja gewiſſermaßen unzaͤhlige Hoͤfe
hervorbringen. Sie ſind oft gezeichnet und in Kupfer
geſtochen worden, indem man Nadeln, Haare und
andre ſchmale Koͤrper in das gedaͤmpfte Licht brachte,
die vielfachen, hofartigen Doppelſchatten bemerkte und
ſie einer Aus- und Einbiegung des Lichtes zuſchrieb,
und dadurch erklaͤren wollte, wie der Kernſchatten
aufgehoben, und wie ein Helles an der Stelle des
Dunkeln erſcheinen koͤnne.

409.

Wir aber halten vorerſt daran feſt, daß es aber-
mals parallaktiſche Doppelſchatten ſind, welche mit
farbigen Saͤumen und Hoͤfen begraͤnzt erſcheinen.

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[156/0210] gleich rund wird; ſo kann man die Halbſchatten von jedem Rande, das Zuſammentreffen derſelben in den Ecken, die Faͤrbung derſelben, nach Maßgabe obge- meldeter Erſcheinung der runden Oeffnung, genau be- merken. 408. Wir haben nunmehr ein parallaktiſch ſcheinendes Licht gedaͤmpft, indem wir es durch kleine Oeffnun- gen ſcheinen ließen, wir haben ihm aber ſeine paral- laktiſche Eigenſchaft nicht genommen, ſo daß es aber- mals Doppelſchatten der Koͤrper, wenn gleich mit ge- daͤmpfter Wirkung, hervorbringen kann. Dieſe ſind nunmehr diejenigen, auf welche man bisher aufmerk- ſam geweſen, welche in verſchiedenen hellen und dun- keln, farbigen und farbloſen Kreiſen auf einander fol- gen, und vermehrte, ja gewiſſermaßen unzaͤhlige Hoͤfe hervorbringen. Sie ſind oft gezeichnet und in Kupfer geſtochen worden, indem man Nadeln, Haare und andre ſchmale Koͤrper in das gedaͤmpfte Licht brachte, die vielfachen, hofartigen Doppelſchatten bemerkte und ſie einer Aus- und Einbiegung des Lichtes zuſchrieb, und dadurch erklaͤren wollte, wie der Kernſchatten aufgehoben, und wie ein Helles an der Stelle des Dunkeln erſcheinen koͤnne. 409. Wir aber halten vorerſt daran feſt, daß es aber- mals parallaktiſche Doppelſchatten ſind, welche mit farbigen Saͤumen und Hoͤfen begraͤnzt erſcheinen.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/210>, abgerufen am 21.11.2024.