(18); so können wir sagen, daß das Graue den Halb- schatten repräsentire, welcher mehr oder weniger an Licht und Finsterniß Theil nimmt und also zwischen beyden inne steht (36). Zu unserm gegenwärtigen Zwecke ru- fen wir folgende Phänomene ins Gedächtniß.
250.
Graue Bilder erscheinen heller auf schwarzem als auf weißem Grunde (33), und erscheinen in solchen Fäl- len, als ein Helles auf dem Schwarzen, größer; als ein Dunkles auf dem Weißen, kleiner (16.)
251.
Je dunkler das Grau ist, desto mehr erscheint es als ein schwaches Bild auf Schwarz, als ein starkes Bild auf Weiß, und umgekehrt; daher giebt Dunkel- grau auf Schwarz nur schwache, dasselbe auf Weiß star- ke, Hellgrau auf Weiß schwache, auf Schwarz starke Nebenbilder.
252.
Grau auf Schwarz wird uns durchs Prisma jene Phänomene zeigen, die wir bisher mit Weiß auf Schwarz hervorgebracht haben; die Ränder werden nach eben der Regel gefärbt, die Säume zeigen sich nur schwä- cher. Bringen wir Grau auf Weiß, so erblicken wir eben die Ränder und Säume, welche hervorgebracht wurden, wenn wir Schwarz auf Weiß durchs Prisma betrachteten.
253.
Verschiedene Schattirungen von Grau, stufenweise an einander gesetzt, werden, je nachdem man das Dunk-
(18); ſo koͤnnen wir ſagen, daß das Graue den Halb- ſchatten repraͤſentire, welcher mehr oder weniger an Licht und Finſterniß Theil nimmt und alſo zwiſchen beyden inne ſteht (36). Zu unſerm gegenwaͤrtigen Zwecke ru- fen wir folgende Phaͤnomene ins Gedaͤchtniß.
250.
Graue Bilder erſcheinen heller auf ſchwarzem als auf weißem Grunde (33), und erſcheinen in ſolchen Faͤl- len, als ein Helles auf dem Schwarzen, groͤßer; als ein Dunkles auf dem Weißen, kleiner (16.)
251.
Je dunkler das Grau iſt, deſto mehr erſcheint es als ein ſchwaches Bild auf Schwarz, als ein ſtarkes Bild auf Weiß, und umgekehrt; daher giebt Dunkel- grau auf Schwarz nur ſchwache, daſſelbe auf Weiß ſtar- ke, Hellgrau auf Weiß ſchwache, auf Schwarz ſtarke Nebenbilder.
252.
Grau auf Schwarz wird uns durchs Prisma jene Phaͤnomene zeigen, die wir bisher mit Weiß auf Schwarz hervorgebracht haben; die Raͤnder werden nach eben der Regel gefaͤrbt, die Saͤume zeigen ſich nur ſchwaͤ- cher. Bringen wir Grau auf Weiß, ſo erblicken wir eben die Raͤnder und Saͤume, welche hervorgebracht wurden, wenn wir Schwarz auf Weiß durchs Prisma betrachteten.
253.
Verſchiedene Schattirungen von Grau, ſtufenweiſe an einander geſetzt, werden, je nachdem man das Dunk-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0149"n="95"/>
(18); ſo koͤnnen wir ſagen, daß das Graue den Halb-<lb/>ſchatten repraͤſentire, welcher mehr oder weniger an Licht<lb/>
und Finſterniß Theil nimmt und alſo zwiſchen beyden<lb/>
inne ſteht (36). Zu unſerm gegenwaͤrtigen Zwecke ru-<lb/>
fen wir folgende Phaͤnomene ins Gedaͤchtniß.</p></div><lb/><divn="4"><head>250.</head><lb/><p>Graue Bilder erſcheinen heller auf ſchwarzem als<lb/>
auf weißem Grunde (33), und erſcheinen in ſolchen Faͤl-<lb/>
len, als ein Helles auf dem Schwarzen, groͤßer; als<lb/>
ein Dunkles auf dem Weißen, kleiner (16.)</p></div><lb/><divn="4"><head>251.</head><lb/><p>Je dunkler das Grau iſt, deſto mehr erſcheint es<lb/>
als ein ſchwaches Bild auf Schwarz, als ein ſtarkes<lb/>
Bild auf Weiß, und umgekehrt; daher giebt Dunkel-<lb/>
grau auf Schwarz nur ſchwache, daſſelbe auf Weiß ſtar-<lb/>
ke, Hellgrau auf Weiß ſchwache, auf Schwarz ſtarke<lb/>
Nebenbilder.</p></div><lb/><divn="4"><head>252.</head><lb/><p>Grau auf Schwarz wird uns durchs Prisma jene<lb/>
Phaͤnomene zeigen, die wir bisher mit Weiß auf Schwarz<lb/>
hervorgebracht haben; die Raͤnder werden nach eben<lb/>
der Regel gefaͤrbt, die Saͤume zeigen ſich nur ſchwaͤ-<lb/>
cher. Bringen wir Grau auf Weiß, ſo erblicken wir<lb/>
eben die Raͤnder und Saͤume, welche hervorgebracht<lb/>
wurden, wenn wir Schwarz auf Weiß durchs Prisma<lb/>
betrachteten.</p></div><lb/><divn="4"><head>253.</head><lb/><p>Verſchiedene Schattirungen von Grau, ſtufenweiſe<lb/>
an einander geſetzt, werden, je nachdem man das Dunk-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[95/0149]
(18); ſo koͤnnen wir ſagen, daß das Graue den Halb-
ſchatten repraͤſentire, welcher mehr oder weniger an Licht
und Finſterniß Theil nimmt und alſo zwiſchen beyden
inne ſteht (36). Zu unſerm gegenwaͤrtigen Zwecke ru-
fen wir folgende Phaͤnomene ins Gedaͤchtniß.
250.
Graue Bilder erſcheinen heller auf ſchwarzem als
auf weißem Grunde (33), und erſcheinen in ſolchen Faͤl-
len, als ein Helles auf dem Schwarzen, groͤßer; als
ein Dunkles auf dem Weißen, kleiner (16.)
251.
Je dunkler das Grau iſt, deſto mehr erſcheint es
als ein ſchwaches Bild auf Schwarz, als ein ſtarkes
Bild auf Weiß, und umgekehrt; daher giebt Dunkel-
grau auf Schwarz nur ſchwache, daſſelbe auf Weiß ſtar-
ke, Hellgrau auf Weiß ſchwache, auf Schwarz ſtarke
Nebenbilder.
252.
Grau auf Schwarz wird uns durchs Prisma jene
Phaͤnomene zeigen, die wir bisher mit Weiß auf Schwarz
hervorgebracht haben; die Raͤnder werden nach eben
der Regel gefaͤrbt, die Saͤume zeigen ſich nur ſchwaͤ-
cher. Bringen wir Grau auf Weiß, ſo erblicken wir
eben die Raͤnder und Saͤume, welche hervorgebracht
wurden, wenn wir Schwarz auf Weiß durchs Prisma
betrachteten.
253.
Verſchiedene Schattirungen von Grau, ſtufenweiſe
an einander geſetzt, werden, je nachdem man das Dunk-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/149>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.